In deutschen Uni-Städten sind die Lebenshaltungskosten hoch. Wer trotzdem in München, Münster oder Mainz studieren will, braucht viel Geld. Nur woher? Studienkredite sind laut einer aktuellen Erhebung keine gute Option, die Nachfrage sinkt.
Nebenjob, BAföG, Studienkredit: Zur Finanzierung eines Studiums gibt es viele Wege. Laut einer Erhebung des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) entscheiden sich mittlerweile aber immer weniger Menschen für einen Studienkredit.
Wie die Denkfabrik ermittelt hat, ist die Nachfrage zuletzt stark gesunken. Demnach wurden im vergangenen Jahr nur noch 12.965 Neuverträge für einen Studienkredit oder einen Bildungsfonds abgeschlossen - 3.600 weniger als im Jahr 2023. Im Vergleich zu 2014 ist die Zahl um fast 80 Prozent gesunken.
Besonders der Studienkredit der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) habe an Attraktivität verloren. Aktuell bekommen rund 29.000 Studierende Geld aus einem KfW-Studienkredit. Im Vergleich mit anderen staatlichen Instrumenten der Studienfinanzierung wie den Begabtenförderwerken, dem Deutschlandstipendium oder dem BAföG sei der KfW-Studienkredit, den es seit 2006 gibt, damit mittlerweile Schlusslicht.
Hohe Zinsen machen Studienkredite unattraktiv
Warum sich wenige Studierende Geld leihen, wird beim Blick auf die Zinsen klar. Aktuell liegt der Zinssatz für einen KfW-Studienkredit bei 6,31 Prozent. Laut der Erhebung des CHE ist das einer der höchsten Effektivzinssätze der 25 verglichenen Angebote.
Der CHE-Experte für Studienfinanzierung, Ulrich Müller, sieht deshalb dringenden Handlungsbedarf seitens der Regierung. Sonst drohe dem staatlichen Studienkredit die Bedeutungslosigkeit. Schon jetzt befinde sich "der KfW-Studienkredit im freien Fall".
Zwar will sich die Bundesregierung laut Koalitionsvertrag für faire Kreditkonditionen einsetzen und ein Produkt mit Zinsbindung bereitstellen. Konkrete Umsetzungspläne sind jedoch bislang nicht bekannt. Eine Anfrage an das Bundesministerium für Bildung und Forschung blieb laut dem Bericht unbeantwortet.
"Schlimmstenfalls droht Studienabbruch"
"Da nichtstaatliche Anbieter die Lücke nur punktuell schließen können, haben zahlreiche Studierende das Nachsehen", sagte Müller. "Die KfW lässt sie im Regen stehen - damit droht faktisch der Zwang zum Nebenjob, ein verlängertes Studium oder im schlimmsten Fall der Studienabbruch."
Beim KfW-Studienkredit liegt die maximale Fördersumme seit fast 20 Jahren bei 650 Euro pro Monat und müsste dem CHE zufolge angesichts der Inflation längst bei 1.000 Euro liegen.
Rund 36.000 Studierende in Deutschland erhalten laut CHE aktuell Geld aus einem Bildungsfonds oder Studienkredit. Das entspricht einem Anteil von 1,3 Prozent aller Studierenden. Monatlich würden insgesamt rund 20 Millionen Euro an Studierende ausgezahlt, durchschnittlich 547 Euro pro Kopf. Rund 210.000 Personen seien in der Rückzahlungsphase. Das bedeutet, sie haben ihr Studium bereits beendet und sind nun dabei, ihre Schulden abzutragen.
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