Der Ausbau der Windkraft an Land kommt in den Bundesländern sehr unterschiedlich voran. Das zeigt eine Datenauswertung des SWR. Vor allem Bayern erreicht die eigenen Ziele nicht.

Deutschlandweit sind im ersten Halbjahr 2025 insgesamt 378 neue Windkraftanlagen ans Netz gegangen - gegenüber 285 im ersten Halbjahr 2024. Das geht aus Daten der Bundesnetzagentur hervor, die der SWR für alle Bundesländer ausgewertet hat. Dabei liegt das größte Bundesland Bayern erneut hinten. Hier gingen im ersten Halbjahr 2025 lediglich sechs neue Windräder in Betrieb.

Im Rahmen der letzten Erhebung hatte das bayerische Wirtschaftsministerium im Juni 2023 von einer "Trendwende beim Ausbau" gesprochen und gegenüber dem SWR die kurzfristige Errichtung von bis zu "340 neue Windkraftanlagen" angekündigt. Diese Ausbauziele wurden bisher klar verfehlt. Zum Vergleich: In den ersten sechs Monaten gingen in Nordrhein-Westfalen 108 neue Windkraftanlagen in Betrieb.

NRW baut massiv aus - Bayern noch nicht

Nordrhein-Westfalen liegt damit erneut an der Spitze beim Ausbau der Windkraft an Land, gefolgt von Niedersachsen (89) und Schleswig-Holstein (61). In diesen Bundesländern wurde die Windkraft bereits in den vergangenen Jahren massiv ausgebaut, anders als in Bayern. Hier wurde vor allem die sogenannte "10H-Regelung" als größtes Hemmnis für den Ausbau immer wieder von Umweltverbänden kritisiert. Diese Regelung gab für Windräder einen Mindestabstand zur nächsten Wohnbebauung vor, der der zehnfachen Höhe des Windrades entsprach - bei einem 200 Meter hohen Windrad also zwei Kilometer.

Dadurch habe die bayerische Landesregierung "die Windkraft aktiv behindert", so Kasimir Buhr, Referent für Energie und Klima des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Bayern gegenüber dem SWR. "In meinen Augen hat man so sowohl der Energiewende und dem Klimaschutz als auch dem Wirtschaftsstandort Bayern einen Bärendienst erwiesen. Inzwischen hat man auch in Bayern erkannt, dass wir mehr Windenergie brauchen."

Die bayerische Landesregierung hatte vor einigen Jahren sogenannte "Windkümmerer" eingeführt, die vor Ort Windkraft-Projekte betreuen. Diese hätten "der Windenergie in Bayern kräftige Flügel verliehen und die Akzeptanz vor Ort angetrieben. In Summe wurden knapp 90 Kommunen in gut 75 Wind-Energieprojekten kompetent beraten", so das bayerische Wirtschaftsministerium 2023. Auf Nachfrage räumte das Ministerium jetzt ein, dass von den insgesamt 15 in diesem und im vergangenen Jahr in Betrieb genommenen Windkraftanlagen kein einiges Projekt von "Windkümmerern" betreut wurde.

Bundeswirtschaftsministerium sieht positiven Trend

In anderen Bundesländern ist man weiter als in Bayern. Auch in flächenmäßig kleineren Ländern wird die Windkraft zügig ausgebaut. In Rheinland-Pfalz kamen dieses Jahr 14 neue Anlagen dazu, in Sachsen-Anhalt 21. In Brandenburg gingen 45 neue Windkraftanlagen in Betrieb. Nur in Hessen (3) und Mecklenburg-Vorpommern (3) läuft es dieses Jahr erstmals ähnlich schlecht wie in Bayern. Laut hessischem Wirtschaftsministerium gibt es aber eine große Anzahl an Neuanträgen und Genehmigungen, daher gehe man davon aus, "dass die Anzahl der Inbetriebnahmen in diesem und den folgenden Jahren deutlich steigen wird".   

Das Bundeswirtschaftsministerium teilt auf SWR-Anfrage mit, dass man insgesamt sehr zufrieden mit dem Ausbau der Windkraft in Deutschland sei. "Der Zubau bei Windenergie an Land hat in den ersten fünf Monaten 2025 gegenüber dem Vorjahreszeitraum deutlich an Fahrt aufgenommen." Die Werte für den Neubau lägen etwa 60 Prozent über den Zubauwerten des Vorjahreszeitraums. Es seien bereits viele neue Windräder genehmigt worden, die jetzt nach und nach gebaut würden.

Im Süden stockt der Ausbau noch

In Baden-Württemberg hingegen ist man derzeit weit entfernt von den selbst gesteckten Zielen. Um die Klimaziele zu erreichen, sollten laut einer früheren Mitteilung des Umweltministeriums bis 2030 zusätzliche 750 Windkraftanlagen errichtet werden. In diesem Jahr gingen bisher 13 neue Windkraftanlagen in Betrieb - in den vergangenen 1,5 Jahren waren es insgesamt 35. Das Energie-Ministerium im Baden-Württemberg sieht das Land dennoch auf einem guten Weg.

Um die Klimaziele zu erreichen, müssten bis 2030 zusätzlich vier Gigawatt an Windkraft-Leistung aufgebaut werden: "Über 1000 Windenergieanlagen sind aktuell in der Pipeline (also vorgestellt, im Verfahren oder bereits genehmigt, aber noch nicht in Betrieb). Damit wären die 4 GW umsetzbar", teilte das Ministerium auf SWR-Anfrage mit.

Lange Planungsphasen

In Bayern wurde aufgrund des stockenden Ausbaus der vergangenen Jahre die sogenannte "10H-Regelung" reformiert und dadurch gelockert. Daraufhin verkündete der zuständige bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger im Jahr 2023, das werde Bayern seinem Ziel von 1.000 Windenergieanlagen in den nächsten Jahren "ein gutes Stück näherbringen". Dafür müssten in Bayern rund 200 Windräder pro Jahr errichtet werden.

Dass in den vergangenen 1,5 Jahren nur 15 Windräder errichtet wurden, erklärt das Wirtschaftsministerium in München unter anderem mit langen Planungsphasen. Die Reform der "10H-Regelung" werde bald Wirkung zeigen, so ein Sprecher des bayerischen Wirtschaftsministeriums gegenüber dem SWR: "In den kommenden Jahren können wir mit einem dynamischen Zubau von Windenergieanlagen rechnen. Die Zahl der beantragten Windkraftanlagen ist insbesondere nach der 10H-Reform sprunghaft angestiegen."

Die grüne Opposition in Bayern glaubt nicht daran, dass der Freistaat sein Versprechen einhalten wird, bis 2030 1.000 neue Windräder in Betrieb zu nehmen: "Die Söder-Regierung steht noch immer auf der Windkraftbremse, verschleppt und verzögert den Ausbau immer wieder", kritisiert die Landesvorsitzende der Grünen Eva Lettenbauer. Es sei eine Frage des politischen Willens. Das zeigten andere Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen. "Kein anderes Bundesland nutzt seine Möglichkeiten zur Windstromerzeugung schlechter als Bayern."

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