Das Zeitfenster für einen Zoll-Deal der EU mit den USA wird immer kleiner. Die Anleger am deutschen Aktienmarkt reduzieren ihr Risiko, der DAX steuert nach zwei Plus-Tagen auf Kursverluste zum Wochenschluss zu.
Der DAX dürfte mit Kursverlusten in den letzten Handelstag der Woche starten. Der Broker IG taxiert den deutschen Leitindex zur Stunde 0,4 Prozent tiefer bei 23.833 Punkten - es wäre das Ende einer zweitägigen Stabilisierungsphase. Der Abstand zur viel beachteten 24.000-Punkte-Marke dürfte sich damit wieder vergrößern, nachdem sich der DAX ihr gestern im Tageshoch bei 23.944 Zählern noch stark angenähert hatte.
DAX überzeugt mit positiver Charttechnik
Trotz der sich nun auch auf Wochensicht abzeichnenden Kursverluste stehen die übergeordneten technischen Perspektiven im DAX keineswegs schlecht. So hatte das deutsche Börsenbarometer zuletzt seine alte Ausbruchszone bei 23.300/23.400 Punkten und die aktuell bei 23.558 Punkten verlaufende 50-Tage-Linie zurückerobern können. Diese stellt einen wichtigen Indikator für den mittelfristigen Trend am deutschen Aktienmarkt dar.
Sorgen um das nahende Fristende für die reziproken US-Zölle in der EU halten den DAX allerdings seit Tagen in Schach. US-Präsident Donald Trump hatte zuletzt gesagt, dass keine Verlängerung der Frist vom 9. Juli für die Aushandlung eines Handelsabkommens mit den USA geplant sei.
Hoffen die Anleger vergebens auf den "TACO-Man"?
Zuletzt hatte sich Trump an der Börse mit seinen vielfältigen Rückziehern und Abmilderungen der im April angekündigten hohen US-Zölle zwar einen Ruf als "TACO-Man" erworben: "Trump Always Chickens Out" - Trump kneift immer.
Doch die Erwartung, dass der US-Präsident auch mit Blick auf die EU klein beigibt und alles nicht so schlimm kommt wie befürchtet, könnte sich als trügerisch erweisen. Nicht wenige Marktbeobachter fürchten, Trump könnte an der EU ein Exempel statuieren und besonders hart durchgreifen.
Trump unterzeichnet heute das "Big Beautiful Bill"
Unterdessen hat das umstrittene Steuer- und Ausgabengesetz, von Trump als "Big Beautiful Bill" tituliert, das Repräsentantenhaus passiert. Der US-Präsident will es heute, am Unabhängigkeitstag, unterschreiben. Das überparteilichen Congressional Budget Office schätzt, dass der Schuldenberg der USA dadurch um 3,4 Billionen Dollar auf 36,2 Billionen Dollar anwachsen dürfte.
Kein Handel an der Wall Street wegen "Independence Day"
Wegen des Feiertags "Independence Day" wird heute an der Wall Street nicht gehandelt. Gestern hatten die großen US-Indizes, beflügelt von einem starken Arbeitsmarktbericht, ihre Rekordjagd fortgesetzt. Der US-Standardwerteindex Dow Jones verabschiedete sich mit einem Plus von 0,8 Prozent bei 44.828 Punkten aus dem Handel. Der breit gefasste S&P 500 gewann 0,8 Prozent auf 6.279 Zähler, und der technologielastige Nasdaq zog um 1,0 Prozent auf 20.601 Stellen an.
Zurückhaltung an Asien-Börsen vor dem 9. Juli
Von den asiatischen Aktienmärkten kommen am Morgen verhaltene Impulse für den DAX-Handel. So tritt der japanische Leitindex Nikkei-225 im späten Tokioter Handel auf der Stelle. Der CSI 300 mit den wichtigsten chinesischen Festlandwerten kann dagegen aktuell um 0,6 Prozent zulegen.
"Man wartet jetzt einfach auf den 9. Juli", sagte Tony Sycamore, Analyst bei IG, und machte den mangelnden Optimismus des Marktes in Bezug auf Abkommen für einen Teil der Aktienschwäche in der Region, insbesondere in Japan und Südkorea, verantwortlich.
Gold und Euro mit leichten Gewinnen
Im asiatischen Devisenhandel steht der Dollar etwas unter Druck. Parallel dazu kann der Euro 0,1 Prozent auf 1,1781 Dollar zulegen. Die Feinunze Gold kostet am Morgen 3.341 Dollar und damit 0,3 Prozent mehr.
Ölpreise geben etwas nach
Am Rohstoffmarkt verbilligt sich die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee um 0,2 Prozent auf 68,71 Dollar je Barrel (159 Liter). Das US-Öl WTI notiert 0,3 Prozent schwächer bei 66,99 Dollar.
DHL hält an deutschem Brief- und Paketgeschäft fest
Im DAX könnte die Aktie der DHL Group einen Blick wert sein. Der Logistikkonzern hat Forderungen von Investoren nach einer Abspaltung des deutschen Brief- und Paketgeschäfts eine Absage erteilt. "Unser Vorstandsteam hat immer wieder klar gesagt, dass der Bereich Post & Paket Deutschland ein wichtiges Familienmitglied ist und bleiben wird", sagte Finanzchefin Melanie Kreis der "Börsen-Zeitung".
Uniper will offenbar 400 Stellen streichen
Der Energiekonzern Uniper will aus Kostengründen Hunderte Stellen streichen. "Als Sofortmaßnahme planen wir, unsere bisherige Personalplanung um insgesamt 400 rechnerische Vollzeitstellen zu reduzieren, um bereits im Jahr 2026 entsprechende Kosteneinsparungen zu realisieren." Dies schreibt der Uniper-Vorstand um Michael Lewis in einem Brief an die Belegschaft, aus dem die "Rheinische Post" zitiert.
Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.
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