Kurz nach seinem zweiten Amtsantritt hat US-Präsident Donald Trump der US-Entwicklungshilfe USAID mehr als 80 Prozent des Geldes gekürzt. «Die USAID ist korrupt und inkompetent», so Trump wörtlich. Für das Jahr 2025 wären gemäss dem Congressional Budget Office der USA knapp 60 Milliarden Dollar vorgesehen gewesen.
Nun zeigt eine kürzlich in der medizinischen Fachzeitschrift «The Lancet» erschienene Studie auf, welche konkreten Auswirkungen die Kürzung haben könnten. In dieser Studie untersuchten die Forscher mit Daten aus mehr als 130 Ländern und Regionen die Sterblichkeit im Zeitraum 2001 bis 2021 und erstellten eine Prognose für die Jahre 2025 bis 2030. Sie rechnen bis 2030 mit 14 Millionen Toten, die die Finanzierungslücke hervorrufen könnte.

Stefan Klingbiel, Abteilungsleiter der Forschungsabteilung Inter- und transnationale Zusammenarbeit beim German Institut of Development and Sustainability (IDOS), hält diese Zahl für realistisch.
Er begründet seine Einschätzung so: «Es gibt für die Vergangenheit Berechnungen, was USAID gemacht hat. In den zwanzig Jahren von 2001 bis 2021 konnte durch die Hilfe der USAID ungefähr 91 Millionen Todesfälle vermieden werden.»
Es sei zum Beispiel bekannt, wie viel einzelne Behandlungen von Krankheiten kosten würden, deshalb lasse sich die Wirkung von Projekten im Bereich der Gesundheitsunterstützung relativ gut belegen. Das gilt auch für akute Nahrungsmittelhilfe in Krisen- oder Konfliktregionen, bei der sich die USA ebenfalls engagiert hat. «Es lässt sich gut bemessen, wenn diese Rationen entfallen», sagt der Experte.
HIV, Tuberkulose, Malaria
Einer der Bereiche, in dem die USAID tätig waren, ist die erwähnte Versorgung von Erkrankten mit entsprechenden Medikamenten, zum Beispiel bei HIV, Tuberkulose oder Malaria.
Dieser abrupte Stopp der Hilfsgelder, ohne zu wissen, wie es weitergeht, war dramatisch.
Die freie Afrika-Korrespondentin Bettina Rühl erinnert sich, was sie in den Tagen nach Bekanntgabe der Kürzungen der USAID für HIV-Medikamente in Uganda beobachtet hat. Die Mitarbeitenden der Hilfswerke hätten keine Kranken mehr versorgt, sondern nur noch ihre Büros geräumt. «Dieser abrupte Stopp der Hilfsgelder, ohne zu wissen, wie es weitergeht, war dramatisch», sagt sie. Teilweise seien zwar Projekte wiederaufgenommen worden, «doch eine solche Vollbremsung hat in der AIDS-Bekämpfung Folgen.»
Wie geht es weiter?
Dass andere Länder den finanziellen Part der USA übernehmen, ist eher unwahrscheinlich. «Durch andere westliche Geldgeber lässt sich das nicht kompensieren, da diese auch Gelder kürzen», sagt Klingbiel. Zum Teil versuchten China und Russland, einige Lücken zu füllen. Doch das sei nicht unbedingt im europäisch-westlichen Interesse.
Das ist die Studie in «The Lancet»
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Die betroffenen Staaten hätten zwar die Möglichkeit, sich durch besser funktionierende Steuersysteme – und mehr Eigeneinnahmen – selbst zu helfen. «Wir werden aber trotz aller Anstrengung der Länder die Situation haben, dass sich die Lücken, die durch den Stopp der USAID-Gelder gerissen wurden, nicht schliessen lassen», sagt der Experte.
Im Denken taucht nicht mehr auf, dass es sowas wie globale, nachhaltige Entwicklung gibt.
Und er gibt zu bedenken, dass es bei den Kürzungen nicht nur ums Geld geht. Es gehe auch ums Grundsätzliche, sagt Klingbiel: «Im Denken, in den Konzepten taucht nicht mehr auf, dass es sowas wie globale, nachhaltige Entwicklung gibt. Diese Idee wird nun als gegen US-Interessen verstossend taxiert.» Wenn Handeln im Sinne der Gemeinschaft als schädlich klassiert werde, habe dies weitreichende Folgen.
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