Eine Touristengruppe besucht die Riesenschildkröten im Galapagos-Nationalpark auf der Insel Santa Cruz, in der Aufzuchtstation der Charles-Darwin-Stiftung. «Einst gab es auf den Galapagos-Inseln fünfzehn verschiedene Riesenschildkröten-Unterarten. Drei sind bereits ausgestorben und sieben weitere sind vom Aussterben bedroht», erklärt Touristenführer Rodrigo Flores, während eine Touristin Selfies macht.
Bis zu 200 Jahre alt können die Riesenschildkröten werden. Die grösste Gefahr für die langsamen Reptilien ist der Mensch. Einige Arten starben aus, weil Piraten die Riesenschildkröten mit auf ihre Schiffe nahmen und assen. «Heute sind Ratten und Ameisen ein Problem, sie fressen die Eier der Schildkröten» – und Weidetiere wie Kühe und Ziegen zertrampeln sie.
Diese Tiere seien erst mit dem Menschen auf die Inseln gekommen – und hätten die Schildkrötenbestände seither dramatisch reduziert, erklärt der 61-Jährige. «Warum verwenden sie nicht einfach Rattengift?», fragt eine Touristin. «Weil es hier im Nationalpark geschützte Mausarten gibt», erklärt Rodrigo Flores geduldig. Seit 35 Jahren führt er Besuchergruppen durch den Galapagos-Nationalpark.
Artenschutzprogramme in Gefahr
Nirgends könne man Darwins Evolutionstheorie besser verstehen als auf den Galapagos-Inseln, sagt der kleine bärtige Mann mit dem Indiana-Jones-Hut. «Darwin sagte nicht, der Stärkere setzt sich durch, sondern der, der sich am besten anpasst.»
Zum Beispiel die Meeresleguane: Die grossen Echsen kamen von Costa Rica auf die Galapagos-Inseln – vermutlich auf Schiffen. Auf den felsigen Inseln fanden sie aber nichts zu fressen. Deshalb lernten die Leguane schwimmen. Heute tauchen die schwarzen Tiere in bis zu 25 Meter Tiefe, um dort Algen zu fressen. Galapagos ist weltweit der einzige Ort, an dem es tauchende Leguane gibt.
«Die vielfältigen Tierarten auf Galapagos wurden einst von Charles Darwin beschrieben. Er entwickelte hier auf den Galapagos-Inseln seine Evolutionstheorie. Nirgendwo sonst auf der Welt können wir Evolutionsprozesse besser erforschen als hier, aber diese Forschung braucht Geld und eine Infrastruktur, Labore etwa», sagt María José Barragán. Sie ist die wissenschaftliche Leiterin der Charles-Darwin-Stiftung.

Die Stiftung ist weltweit bekannt für ihr Schildkröten-Aufzuchtprogramm und muss doch immer wieder um ihre Finanzierung fürchten. «Wir erhalten Unterstützung aus aller Welt, auch aus der Schweiz, vom Verein Freunde der Galapagos-Inseln. Wir arbeiten auch mit Forscherinnen an den Universitäten in Lausanne und Zürich zusammen», sagt Barragán.
Bis vor kurzem erhielt die Stiftung auch Unterstützung aus den USA, von der Auslandshilfe USAID, doch Trump hat die Gelder für den Tierschutz nun gestrichen.
Wie Touristen vom Problem zur Lösung werden könnten
Beim Artenschutz helfen können auch die Hunderttausenden von Touristinnen und Touristen, die jedes Jahr auf die Inseln strömen. «Im Schnitt sind es 23'000 Touristen pro Monat, in der Hauptsaison bis zu 27'000. Und das bei einer Einwohnerzahl von 29'000 Personen. 45 Prozent der Touristen sind Ecuadorianer und der Rest kommt aus dem Ausland», sagt Andrés Ordóñez, Direktor der Tourismuskammer der Lokalregierung der Galapagos-Inseln.
«Viele kommen nur für drei oder vier Tage. Das ist nicht die Idee. Galapagos ist ein Ort, der Zeit verlangt, weil es viel zu sehen gibt. Für die Umwelt wäre es besser, wenn die Leute acht bis zehn Tage blieben – leider entspricht das nicht der Realität.»
Längere Aufenthalte mit verschiedenen Ausflügen würden dazu führen, dass sich die Touristinnen und Touristen besser auf den Inseln verteilten, was Hotspots wie die Schildkrötenparks auf der Insel Santa Cruz entlasten würde.

Die ecuadorianische Regierung versucht den Tourismus einzugrenzen. Sie hat deshalb die Eintrittspreise für die Inseln massiv erhöht: Ausländische Touristinnen und Touristen müssen neu 200 statt 100 US-Dollar bezahlen, Einheimische 30 statt 6 US-Dollar.
«Gemäss unserer Verfassung wandert das Geld aus allen Regionen des Landes nach Quito, ins Finanzamt, und wird von dort aus dann fair verteilt. Als wichtigste Tourismusdestination des Landes sehen wir von dem Geld, das wir generieren, aber nicht viel. Unserer Lokalregierung fehlen finanzielle Ressourcen», kritisiert Tourismusdirektor Andrés Ordóñez.
Das Resultat: Die Infrastruktur auf den Inseln hinkt hinterher – das Kanalisationssystem etwa. So darf auf den Inseln kein Papier ins WC geworfen werden, was viele Touristinnen und Touristen einfach ignorieren. «Wenn Sie gerne Jetski fahren und Bier trinken, dann ist Galapagos nicht die richtige Destination für Sie. Das hier ist Öko-Tourismus, für Leute, die sich für Natur, Forschung und Umweltschutz interessieren, etwas lernen und sich engagieren wollen», sagt der Tourismusdirektor.
Wenn Touristinnen und Touristen das beherzigten, könnten sie vom Problem zu einem Teil der Lösung werden, für die bedrohten Tierarten der Galapagos-Inseln.
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