Es mag mannigfaltige Gründe dafür geben, warum Menschen populistische Parteien wählen, doch eines scheint sie zu einen: Das subjektive Gefühl zu kurz zu kommen, befeuert beispielsweise durch Berichte über vermeintlich faule Bürgergeldempfänger. Von Steuer optimierenden Milliardären ist selten die Rede. Doch diejenigen, die einfache Lösungen versprechen, machen es meist noch schlimmer. So die deutliche Warnung von Hans-Jörg Naumer, Leiter der Kapitalmarktanalyse von Allianz Global Investors (AGI): "Populismus gefährdet den Wohlstand."
Ein wesentliches Kennzeichen des Populismus ist die Abgrenzung des "wahren Volkswillens" gegen die angeblich korrupten Eliten, also "die da oben". So definieren es Naumer und Stefan Hofrichter, ebenfalls Ökonom bei AGI, in ihrem neu erschienen Kurzkompendium "Kapitalismus – Populismus – Demokratie" (Springer Gabler). Demnach geben populistische Politiker vor, den wahren Volkswillen zu vertreten, ganz so als hätten außerhalb der Eliten alle die gleichen Bedürfnisse, Ansichten und Ziele. Wobei Populisten durchaus selbst ein Teil der Elite sind, oder zumindest von einigen ihrer Angehörigen finanziert werden. So wurde US-Präsident Donald Trumps Wahlkampf unter anderem von Elon Musk und damit dem reichsten Menschen der Welt finanziert.
Marx-Zitat zum Anfang
Die beiden Ökonomen haben ihrem 52 Seiten umfassenden Buch einen bemerkenswerten Satz voraus gestellt: "Ein Gespenst geht um in Europa." Es ist der erste Satz aus dem Kommunistischen Manifest von Karl Marx, erschienen im Revolutionsjahr 1848. Das aktuelle Gespenst sei der Populismus, der insbesondere von rechts derzeit die freien und demokratischen Gesellschaften unter Druck setze. "In der Gesamtsicht zeigt sich, dass Populismus multiple ökonomische Gründe hat", schreiben die beiden Autoren. Dazu zählen unter anderem Globalisierung, Migration und technologische Veränderungen. "In der Summe laufen sie auf Abstiegsängste und Verteilungskonflikte hinaus, die verstärkt werden, wenn das Vertrauen in die Politik und die Fairness unterminiert werden."
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Naumer und Hofrichter analysieren zunächst Ursachen für den Aufstieg von Populisten, von den ungleich verteilten Gewinnen der Globalisierung bis zu Echokammern in sozialen Medien, in denen Fake News widerhallen und sich verstärken. "Effekthaschende Halbwahrheiten oder Lügen verbreiten sich schneller und weiter als die Wahrheit", stellen sie fest. "Fake News und Fake Narrative sind Mittel der Wahl des Populismus."
Welche Auswirkungen hat dies nun auf die Wirtschaft? Schließlich hoffen Wähler von AfD, BSW oder Donald Trump, dass es ihnen durch deren Politik besser geht. Solche Erwartungen sind unrealistisch, lautet das nüchterne Fazit der beiden Autoren, auch weil die Populisten oft mit Halbwahrheiten und Lügen agieren: "Wenn ein Weltbild auf falschen Narrativen aufgebaut wird, kann man nicht erwarten, dass es zu effizienten Ergebnissen beim wirtschaftlichen Handeln kommt."
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