Der Nasdaq 100 und der S&P 500 setzten ihre Rekordjagd aus der Vorwoche fort. Hoffnung auf eine Entspannung in den Handelskonflikten mit Kanada und der EU beflügelten die Märkte.
Mit Hochs in die neue Woche: Wenn auch mit gedrosseltem Tempo, setzten der Nasdaq 100 und der S&P 500 ihre Rekordjagd aus der Vorwoche fort. Anhaltende Hoffnung auf eine Entspannung in den Handelskonflikten paarte sich mit dem Gedanken der Anleger, dass die US-Notenbank Fed die Zinsen doch früher senken könnte als zuvor erwartet.
Der technologielastige Nasdaq rückte 0,5 Prozent auf 20.369 Zähler vor und der breit gefasste S&P 500 legte ebenfalls 0,5 Prozent auf 6.204 Stellen zu. Der US-Standardwerteindex gewann 0,6 Prozent auf 44.094 Punkte. Noch mehr als 1.000 Punkte von seiner Bestmarke entfernt, hinkt der Dow der Rekordjagd weiter hinterher.
Im zu Ende gehenden Juni hat der Wall-Street-Index mit vier Prozent bislang weniger stark zugelegt als der S&P 500 und der Nasdaq 100. Zu Ende geht auch das zweite Quartal, in dem der Dow weniger als fünf Prozent gewonnen hat, während der Nasdaq 100 auf einen Zuwachs von 17 Prozent kommt.
Grüne Energien unter Druck
Im Blick behielten Anleger heute das umstrittene Steuergesetz von US-Präsident Donald Trump, das im US-Senat die erste Hürde genommen hatte. Der Gesetzentwurf sieht auch Kürzungen der Subventionen für Onshore-Windkraftprojekte vor, was dem Sektor der Erneuerbaren Energien zusetzte. Ein großer Anteil der Projekte, die vor Verabschiedung des Gesetzes nicht begonnen oder bis Ende 2027 nicht abgeschlossen werden, müsste möglicherweise auf Eis gelegt werden, sagte Sydbank-Analyst Jacob Pedersen.
Handelsgespräche schüren Hoffnungen
Kanada und die USA wollen ihre Handelsgespräche doch wieder aufnehmen. Kanada habe seinen Plan, US-Technologieunternehmen zu besteuern, in Erwartung "eines für beide Seiten vorteilhaften umfassenden Handelsabkommens" zurückgezogen, teilte Premierminister Mark Carney laut Mitteilung des Finanzministeriums am Wochenende mit. Die USA sind für Kanada mit Abstand der wichtigste Handelspartner. Am Freitag hatte US-Präsident Donald Trump wegen dieser Steuer die Gespräche zunächst aufgekündigt und dem Nachbarland mit neuen Zöllen gedroht.
Auch mit der EU führen die Vereinigten Staaten derzeit Gespräche über eine Beilegung ihres Handelsstreits. Trump hatte hier ursprünglich eine Frist bis zum 9. Juli für eine Einigung festgesetzt. Auf Nachfrage, ob die derzeit ausgesetzten, hohen Zölle mit deren Ablauf automatisch in Kraft gesetzt würden, sagte Trump "nein". Die USA seien nicht an die Frist gebunden, diese könnte verlängert oder verkürzt werden.
Am Freitag wurde noch spekuliert, dass es noch vor Ablauf der offiziellen Frist einen Deal geben könnte, um eine wirtschaftlich schädliche Eskalation im Zollstreit zu vermeiden. Doch inzwischen meldete sich das EU-Schwergewicht Frankreich zu Wort. Finanzminister Eric Lombard wünscht sich einen Aufschub. Der Zeitung La Tribune Dimanche sagte er: "Mir ist ein guter Deal zu einem späteren Zeitpunkt lieber als ein schlechter Deal am 9. Juli."
DAX kann 24.000-Punkte-Marke nicht halten
Die deutschen Anleger warten wohl lieber ab, wie es in Sachen Handelsdeals ausgeht. Im Plus war der deutsche Aktienmarkt in die neue Börsenwoche gestartet, doch der DAX konnte seinen moderaten Anfangsgewinn nicht halten und sank im Tagesverlauf unter die viel beachtete Marke von 24.000 Punkten. Am Ende schloss der Leitindex 0,5 Prozent tiefer bei 23.909 Zählern.
Der Monat Juni war für den DAX kein Gewinnermonat. Am 30. Mai war der DAX bei 23.997 Stellen aus dem Handel gegangen. Für den Monat steht damit ein kleines Minus von 0,4 Prozent zu Buche, das zweite Quartal beendete der deutsche Leitindex hingegen mit einem Plus von knapp acht Prozent.
Dabei trauen Experten dem deutschen Leitindex perspektivisch weitere Gewinne zu. ING-Analyst Christian Zoller verweist etwa auf die positive Saisonalität für den Monat Juli - erst der August und September seien traditionell wieder schwächere Börsenmonate.
Spitzenreiter und Verlierer
Spitzenreiter im DAX waren die Aktien von Zalando mit einem Kursanstieg von 3,1 Prozent. Die Investmentbank Jefferies hat die Bewertung der Papiere des Online-Modehändlers mit einem Kursziel von 33 Euro und einer Kaufempfehlung wieder aufgenommen. Für Analyst Frederick Wild ist Zalando der Top-Branchenwert in Europa.
Symrise hielten mit minus 6,7 Prozent die rote Laterne. In einer Aktualisierung seines Bewertungsmodells vor den Halbjahreszahlen Ende Juli verwies JPMorgan-Analyst Edward Hockin auf herausfordernde Vergleichswerte aus dem Vorjahr. Zudem dürfte die US-Nachfrage das Wachstum im zweiten Quartal belastet haben, und was den Umsatz im Gesamtjahr betreffe, habe sich obendrein die Sicht verschlechtert.
Deutsche Inflation überraschend gesunken
Die Inflation in Deutschland hat im Juni überraschend nachgelassen. Waren und Dienstleistungen kosteten durchschnittlich 2,0 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt zu seiner ersten Schätzung mitteilte. Im Mai waren die Verbraucherpreise noch um 2,1 Prozent gestiegen. Eine schwache Inflationsentwicklung im Währungsraum könnte Erwartungen wecken, dass auch die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Zinsen weiter senkt.
Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets sieht derzeit wieder einmal die beste aller Börsenwelten vorherrschen: "Die Inflation ist im Griff und geopolitisch hat sich zumindest mit der Waffenruhe im Nahen Osten die Lage etwas beruhigt. Zudem spricht nicht mehr viel gegen eine nächste Leitzinssenkung der US-Notenbank bereits im Juli, und im Handelsstreit ist aus dem Weißen Haus schon lange keine Provokation oder Drohung zu vernehmen."
Zinssenkungsfantasien als Kursstütze
Zuletzt hatten Spekulationen auf mehr und raschere US-Zinssenkungen den Aktienmärkten Auftrieb gegeben. Hintergrund sind dabei nicht zuletzt Spekulationen, Trump könnte einen "Schatten-Fed-Präsidenten" ernennen und damit den aktuellen Chef der US-Notenbank Jerome Powell zur "lahmen Ente" machen.
Gedämpft wurden diese Spekulationen heute aber von US-Notenbanker Raphael Bostic. Er rechnet nur mit einer Zinssenkung im laufenden Jahr. Die Fed sei derzeit in der komfortablen Lage, geduldig sein zu können, sagte der Chef des Notenbankbezirks Atlanta dem Finanznachrichtendienst MNI. Bostic verwies dabei auf den "ziemlich soliden" Arbeitsmarkt.
Euro wieder gestiegen
Der Kurs des Euro hat sich zu Beginn der neuen Woche weiter nach oben bewegt. Die Gemeinschaftswährung knüpfte an ihre jüngste Rally mit einer weiteren Annäherung an die Marke von 1,18 US-Dollar an. Der in New York zuletzt gezahlte Kurs von 1,1778 US-Dollar bedeutete ein Hoch seit September 2021. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1720 (Freitag: 1,1704) US-Dollar fest. Der US-Dollar kostete damit 0,8532 (0,8544) Euro.
Sparkassen ermöglichen Privatkunden Bitcoin-Handel
Nach langem Zögern bieten auch die deutschen Sparkassen ihrer Kundschaft auf Wunsch Zugang zu Kryptowährungen wie Bitcoin und Ether. Über die Dekabank, die zu 100 Prozent den Sparkassen gehört, wird ein Angebot für die Sparkassen-Gruppe entwickelt, auf das die einzelnen Institute bei Bedarf zugreifen können. Umgesetzt werden soll das innerhalb eines Jahres. Aktiv bewerben wollen die öffentlich-rechtlichen Institute die Geldanlage in Krypto-Assets jedoch nicht. Auf diese Linie verständigte sich der Gesamtvorstand des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV).
Anleger greifen bei Gold wieder zu
Ein kleines Warnsignal für die Anleger an den Aktienmärkten kommt allerdings vom Goldpreis: Zu Wochenbeginn zieht der Preis für eine Feinunze des gelben Edelmetalls um 0,6 Prozent auf 3.284 Dollar an. Zuletzt war der sichere Hafen Gold nicht mehr besonders gefragt gewesen.
Studie zu Grippe-Impfstoff treibt Moderna an
Die Studienergebnisse zu einem experimentellen Grippe-Impfstoff des US-Impfstoffherstellers Moderna kommen bei Anlegern gut an. Moderna teilte mit, dass sein Grippeimpfstoff mRNA-1010 in einer Phase-3-Studie bei Erwachsenen im Alter von 50 Jahren und älter um 26,6 Prozent wirksamer war als eine zugelassene jährliche Grippeimpfung von GSK.
Kartellamt: Lufthansa darf bei Air Baltic einsteigen
Der Lufthansa-Konzern darf wie geplant mit einer Minderheit von zehn Prozent bei der lettischen Fluggesellschaft Air Baltic einsteigen. Das Bundeskartellamt sieht zwar wettbewerbsrechtliche Probleme auf einigen Strecken zwischen Deutschland und dem Baltikum. Dennoch habe man den Zusammenschluss genehmigen müssen, weil es sich um sogenannte Bagatell-Märkte mit zu geringen Umsätzen unterhalb von 20 Millionen Euro handele, teilt die Behörde mit.
Siemens macht Amazon-Manager zum neuen KI-Chef
Der Münchner Technologiekonzern Siemens schafft den Posten eines KI-Chefs und besetzt ihn mit einem Manager des Internetriesen Amazon. Vasi Philomin werde ab Dienstag (1. Juli) den Bereich Data & Artificial Intelligence bei Siemens leiten, teilte das Unternehmen am Montag mit. "In dieser Funktion wird er die Weiterentwicklung und den Ausbau des umfassenden KI-Portfolios von Siemens vorantreiben", hieß es in der Mitteilung. Philomin war bei Amazon für Generative KI und für die Produktstrategie der Cloud-Tochter Amazon Web Services (AWS) verantwortlich.
Fonds verkauft Thyssenkrupp-Aktien wegen Lieferungen an Israel
Der norwegische Pensionsfonds KLP hat seine Anteile am deutschen Industriekonzern Thyssenkrupp sowie am US-Fahrzeughersteller Oshkosh wegen deren Geschäftsbeziehungen nach Israel abgestoßen. Unternehmen hätten die Pflicht, "Mitschuld an Verstößen gegen die grundlegenden Menschenrechte und das humanitäre Recht zu vermeiden", erklärte KLP.
Demnach geht es um Lieferungen von Kriegsschiffen und U-Booten an die israelische Marine durch Thyssenkrupp sowie Lastwagen von Oshkosh, welche das israelische Militär zu gepanzerten Truppentransportern umbaue.
VW-Partner Rivian erhält zweite Milliarden-Spritze
Volkswagen stockt die Beteiligung an seinem US-Partner Rivian auf. Nachdem der Tesla-Herausforderer Anfang Mai die Voraussetzungen erfüllt hatte, wird heute nun eine zweite Zahlung in Höhe von einer Milliarde Dollar fällig, mit der sich VW an Rivian beteiligt. Bereits im vergangenen Jahr war VW bei Rivian mit einer Milliarde Dollar eingestiegen.
1&1 senkt Ergebnis-Prognose
Der Telekommunikationsanbieter 1&1 senkt wegen unerwartet hoher Kosten beim National Roaming mit Vodafone die Ergebnis-Prognose. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) werde im laufenden Jahr rund 545 Millionen Euro betragen, teilte die United-Internet-Tochter mit. Bisher lag das Ziel bei etwa 571 Millionen.
Dürr verkauft Umwelttechnikgeschäft
Der Autozulieferer und Anlagenbauer Dürr verkauft sein Umwelttechnikgeschäft. Erwartet wird ein Nettoverkaufserlös von rund 250 Millionen Euro. Die Prognose für den Nettofinanzstatus zum 31. Dezember 2025 passte der Konzern entsprechend auf minus 250 bis minus 300 Millionen Euro an.
Brainlab-Aktien werden wohl zu 80 Euro ausgegeben
Der Medizintechnik-Softwareanbieter Brainlab muss sich bei seinem geplanten Börsengang den beteiligten Banken zufolge voraussichtlich mit einem Preis von 80 Euro und damit am unteren Ende der Angebotsspanne begnügen. Der Vorstand präsentiert Brainlab heute noch bei US-Investoren in New York, die Zeichnungsfrist endet morgen. Für Donnerstag ist das Börsendebüt in Frankfurt geplant.
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