Am frühen Nachmittag blickt die Sonne zwischen den Wolken hindurch auf das markante Rathaus von Stockholm. Die Temperaturen erreichen gut 24 Grad. Es geht ein leichter Wind.

Legende: «Coolcation» liegt im Trend – eine Kombination aus «cool» und «vacation». In Schwedens Hauptstadt Stockholm wird es kaum mal zu heiss. SRF/Bruno Kaufmann

Ideale Bedingungen für ein paar Tage Ferien in der schwedischen Hauptstadt, findet die deutsche Touristin Dörte, die am Hafen auf ein Ausflugsschiff in die weitläufige Inselwelt vor Stockholm wartet: «Wir waren das letzte Mal in Südfrankreich, und das war uns bei 40 Grad viel zu warm. Man konnte gar nichts unternehmen, nur ein kühles Plätzchen suchen. Da war uns der Urlaub einfach zu schade.» Deswegen hätte sie sich dieses Jahr gedacht: ab in den Norden.

Pandemie als Zäsur bei Feriendestinationen

In den Norden zieht es immer mehr Feriengäste aus Mittel- und Südeuropa. Aber nicht nur wegen der angenehmen Temperaturen.

Laut Nils Persson, dem Kommunikationschef des schwedischen Tourismusverbands, haben sich die Reisemuster in den letzten Jahren stark verändert: «Vor allem die Pandemie hat dazu beigetragen, dass viele Menschen sich in den Ferien mehr bewegen wollen. Das ist an Hitzetagen nicht besonders gesund.» Schweden mit seinem Klima, dem vielen Platz und der Natur eigne sich für diesen Trend sehr gut, betont Persson.

Legende: Menschen beobachten die Aussicht auf die Stadt von einer Dachterrassenbar im nicht zu heissen Stockholm. (Archivbild) Reuters/TT News Agency/Ali Lorestani

Neben den grossen Städten mit ihrem Kulturangebot locken gemäss Statistiken des Tourismusverbandes vor allem auch entlegenere Gebiete im Norden des Landes zu Wanderungen und Velotouren.

Die Wachstumszahlen sind eindrücklich. So erwartet etwa die nördlichste Provinz Norrbotten in diesem Sommer bis zu 50 Prozent Wachstum bei den Besucherzahlen. Nun warnen Naturschutzorganisationen vor möglichen Nachteilen für die Umwelt und die bescheidenen Infrastruktur in entlegenen Gebieten des Landes.

Noch kein Overtourism

Der schwedische SAC, Svenska Turistföreningen, der viele Übernachtungshütten betreibt, hat die Zahl der buchbaren Betten für dieses Jahr reduziert, um besonders populäre Wanderwege im Norden zu entlasten.

Legende: «Nein, dieses Problem haben wir nicht»: Touristiker Niels Persson will von Overtourism in Schweden nichts wissen. SRF/Bruno Kaufmann

Von einem Übertourismusproblem könne in Schweden aber noch lange nicht gesprochen werden, betont Touristiker Niels Persson: «Wir leiden im Gegenteil eher immer noch unter einem Untertourismus. Das zeigt sich zum Beispiel bei freien Hotelkapazitäten.»

Der Verband setzt sich insbesondere dafür ein, dass die vorhandene Tourismusinfrastruktur im grössten nordischen Land besser genutzt werden kann. Heute sind viele Restaurants und Hotels oft nur gerade in der klassischen schwedischen Sommerferienzeit zwischen Mitte Juni und Anfang August geöffnet.

Stockholm im Sommer: «Das ist wirklich wundervoll»

Für den Feriengast Helge aus Hamburg stimmt im Moment auch im durchaus gut besuchten Stockholm so ziemlich alles: «Die Stadt ist relativ grosszügig angelegt, deswegen verlieren sich die Touristenmassen. Dementsprechend findet hier jeder ein ruhiges Plätzchen an einem Brunnen, wo das Wasser rauscht und wo die Kastanienbäume herrlich beschatten. Das ist wirklich wundervoll.»

Legende: Die deutschen Feriengäste Dörte und Helge geniessen das kühlere Klima in Schwedens Hauptstadt. SRF/Bruno Kaufmann

Erfrischende Ferien in Europas Norden dürften angesichts der zunehmenden Sommerhitze in grossen Teilen Europas weiter an Attraktivität gewinnen.

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