Bei den Deutschen steigt mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung die Zuversicht. Doch beim privaten Konsum werden größere Sprünge noch vermieden. Überraschend sinkt die Verbraucherstimmung. "Die Konsumblockade ist noch nicht gelöst", urteilt ein Experte.
Die deutschen Verbraucher halten wieder stärker das Geld zusammen. "Eine hohe Sparneigung der Konsumenten ist auch Ausdruck ihrer anhaltenden Verunsicherung und damit fehlender Planungssicherheit", erklärte NIM-Konsumexperte Rolf Bürkl. Dies konterkariere derzeit die positiven Impulse durch verbesserte Einkommensaussichten. "Nach zuvor drei Anstiegen in Folge muss das Konsumklima damit wieder einen kleinen Dämpfer hinnehmen", sagte er weiter. Der für Juli berechnete Index sank überraschend um 0,3 Punkte auf minus 20,3 Zähler, wie die Nürnberger Konsumforschungsinstitute GfK und NIM mitteilten.
Allerdings bleiben die Einkommensaussichten der Verbraucher auch im Juni klar auf Erholungskurs. Das Teilbarometer dazu kletterte den vierten Monat hintereinander. Die optimistischen Aussichten hinsichtlich der künftigen finanziellen Lage stützen sich laut GfK in erster Linie auf die zuletzt guten Tarifabschlüsse, wie etwa im öffentlichen Dienst, und in Verbindung mit einer moderaten Inflation: "Dies führt zu realen Kaufkraftzuwächsen für einen großen Teil der Beschäftigten."
Das Konsumklima befinde sich weiter in "einer Seitwärtstendenz auf recht niedrigem Niveau", sagte Chefvolkswirt Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Eine Trendwende mit mehr Optimismus gebe es nicht. "Für größere Konsumsprünge reicht die Laune nicht." Chefökonom Cyrus de la Rubia von der Hamburg Commercial Bank ergänzte, angesichts der bereits relativ hohen Sparquote sei nicht zu erwarten, dass die Sparneigung in Zukunft noch weiter deutlich steigen werde. "Die Konsumblockade ist noch nicht gelöst, aber die Voraussetzungen dafür haben sich gebessert."
Die Anschaffungsneigung - also die Bereitschaft für größere Einkäufe - bleibt verhalten. Der Indikator stieg nur minimal und lag weiter im negativen Bereich. "Die Verunsicherung durch die nach wie vor unberechenbare Politik der US-Regierung, besonders zu Fragen der Zoll- und Handelspolitik, sorgt dafür, dass die deutschen Verbraucher zurückhaltend bleiben und abwarten", erklärten die Marktforscher.
Aus Konsumentensicht verstärken sich die Signale für eine Erholung der deutschen Wirtschaft in den kommenden Monaten. Der Konjunkturindikator kletterte deutlich und erreichte den höchsten Wert seit Ausbruch des Ukraine-Krieges im Februar 2022. Dieser Optimismus dürfte laut GfK Rückenwind bekommen haben durch positivere Konjunkturprognosen der wichtigsten deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute. Diese gehen davon aus, dass nach zwei Rezessionsjahren das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2025 leicht steigen dürfte.
Für die Studie im Auftrag der Brüsseler EU-Kommission werden monatlich 2000 Verbraucher befragt. Für die aktuelle Untersuchung lag der Befragungszeitraum zwischen 30. Mai und 11. Juni.
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