Seit Tagen ist von Regimewechsel im Iran die Rede: Israelische Luftangriffe auf Teheran sollen einen Volksaufstand provozieren – mit dem Ziel, das Regime um Ajatollah Ali Chamenei zu stürzen. Der israelische Premier Benjamin Netanjahu rief die iranische Bevölkerung zum Aufstand auf:
Operation «Aufsteigender Löwe» nennt die israelische Regierung die Angriffswelle auf den Iran, die nun schon seit einer Woche anhält.

Eine Anspielung auf die gestürzte Monarchie, deren Nachkommen der Idee eines Regimesturzes viel abgewinnen können. Reza Pahlavi, Sohn des gestürzten Schahs, bläst ins gleiche Horn wie die israelische Regierung: «Jetzt ist die beste Gelegenheit, das Regime zu stürzen», erklärte er kürzlich im US-amerikanischen Sender ABC.
Er sei bereit, nach einem Umbruch eine Übergangsregierung zu führen. So wolle er ein Machtvakuum verhindern. Pahlavi lebt im Exil, steht in Kontakt mit der israelischen Regierung und hatte sich bereits 2023 mit ihr getroffen.
Die Mehrheit der Iranerinnen und Iraner lehnt das Regime ab – aber ebenso entschieden lehnen sie die isralische Regierung ab.
Soweit die Visionen des exilierten Kronprinzen und des israelischen Premiers. Tatsächlich gibt es auch im Iran Gruppierungen von Royalisten, die am liebsten die alte Führung zurückwollten. «Diese Stimmen sind jedoch zuletzt deutlich leiser geworden – angesichts der Bombardierungen auf Teheran», sagt die Expertin für iranische Zeitgeschichte der Oxford Universität, Maryam Alemzadeh.
Die Mehrheit der Iranerinnen und Iraner lehne das Regime in Teheran zwar ab. «Doch ebenso entschieden lehnt sie die israelische Regierung ab», sagt Alemzadeh. Man sei sich im Iran sehr bewusst, dass Befreiung nicht durch ausländische Intervention erreicht werden könne.
Geringes Vertrauen in Israel
Zu viele Beispiele belegen das: Irak, Afghanistan, Libyen. Dort versuchten die USA, diktatorische Regime militärisch zu stürzen – mit verheerenden Langzeitfolgen. Israel scheint nun im Iran einen ähnlichen Kurs einzuschlagen. Und das Vertrauen der Iranerinnen und Iraner in Israel sei gering, sagt der iranische Autor und Politanalyst Ramin Parham gegenüber der BBC.
«Die Regierung Netanjahu habe bereits den Gazastreifen zerstört und Kriegsverbrechen begangen», sagt Parham. Israel werde im Iran nicht als Befreier gesehen. Ein Regimewechsel, so Parham, könne nur aus dem Inneren des Landes kommen.
Dafür brauche es eine glaubhafte politische Führung und einen strukturierten Diskurs. Beides fehle derzeit. Statt Wandel brächten die israelischen Rufe nach Regimewechsel mitten im Krieg vor allem Chaos – im Iran und in der ganzen Region.
Gefühl nationaler Einheit
Parham ist kein Unterstützer des Teheraner Regimes, ebenso wenig wie Alemzadeh. Beide beobachten jedoch, dass der Krieg die iranische Bevölkerung derzeit eher eint als weiter spaltet: Es entstehe ein Gefühl nationaler Einheit und kollektiver Verletzlichkeit angesichts der Angriffe. Die Solidarität gelte dem Land – nicht notwendigerweise seiner Führung.
Alemzadeh zweifelt gar an der Ernsthaftigkeit der Botschaft Netanjahus und sagt, dass ein Regimewechsel im Iran nicht unbedingt im Interesse der israelischen Regierung liegt: Denn so wie Irans Führung Israel als äusseren Feind zur eigenen Legitimation brauche, nutze auch die israelische Regierung das Feindbild Iran zur Festigung ihrer innenpolitischen Macht.
Auch wenn viele Menschen im Iran sich Veränderung wünschen – ein von aussen aufgezwungener Krieg scheint kaum das geeignete Mittel dafür.
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