- Für Verbraucherinnen und Verbraucher ist es kaum nachvollziehbar, welche Produkte genau im Preis gesenkt werden und wie hoch die Preissenkungen ausfallen.
- Die Preise wurden vor der Aktion zumindest nicht künstlich erhöht, um größere Rabatte vorzutäuschen.
- Die verschiedenen Supermärkte und Discounter beobachten ihre Preisgestaltung gegenseitig und gleichen ihre Preise regelmäßig an.
Ob ein Preis höher oder niedriger als gestern ist, das lässt sich ganz gut ausrechnen. Ob die angeblich größte Preissenkung aller Zeiten, mit der Lidl – und im Gegenzug auch Aldi – werben, auch wirklich historisch ist?
Nur minimale Entlastungen für Kundschaft
Das ist deutlich schwieriger zu beantworten, sagt Lisa Völkel, Referentin für Lebensmittel und Ernährung vom Verbraucherzentrale Bundesverband: "Bei den großen angekündigten Preissenkungen wissen wir zum Beispiel gar nicht vollumfänglich, welche Preise genau gesenkt werden, welche Produkte gesenkt werden und um wie viel sie gesenkt werden." Die Transparenz für Verbraucherinnen sei nicht wirklich gegeben.
Wie groß ist die Einsparung für Kunden nun wirklich? Eher gering, sagt Stefan Rüschen, Professor für Lebensmittelhandel an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Heilbronn. Er stützt sich auf eine Studie der Preisvergleichs-App "smhaggle". Das Unternehmen hatte mehr als eine halbe Million Kassenbons verglichen, die Kunden in der App hochgeladen hatten.
"Diese 500 Artikel, was eben als größte Preissenkungsaktion deklariert wurde, hat ungefähr eine Auswirkung von zwei Prozent auf einen durchschnittlichen Warenkorb. Also es ist gar nicht so viel, wie man vielleicht von der Marketingbotschaft her glauben würde." Dass die aktuell beworbenen Rabatte historisch sind, ist also zweifelhaft.
Keine künstliche Verteuerung vor Preissenkungen
Künstlich aufgeblasen habe man sie aber vorher auch nicht, so Rüschen. "Wir haben schon immer wieder Preisbewegungen nach oben und nach unten. Aber es ist nicht zu sehen, dass diese Artikel in den Wochen davor künstlich angehoben wurden, um dann sozusagen eine Preissenkung vorzugaukeln." Das sei nicht der Fall.
Nach den vollmundigen Ankündigungen und aggressiven Werbekampagnen könnten sich die Discounter das schon aus Imagegründen nicht leisten, so Rüschen.
Preisangaben müssen nachvollziehbar sein
Gegen kleinere Tricks mussten in der Vergangenheit Verbraucherschützer jedoch hin und wieder vorgehen. Erst im April einigten sich Lidl und die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, dass der Discounter nicht mit Preisen werben darf, die nur für Nutzerinnen und Nutzer der supermarkteigenen App gelten.
Weitere Transparenzpflichten gibt das EU-Recht vor, sagt Verbraucherschützerin Lisa Völkel. "Wenn es ein Angebot gibt, muss man tatsächlich auch immer einen Vergleichspreis – nämlich den günstigsten Preis der letzten 30 Tage – anzeigen, damit Verbraucherinnen und Verbraucher tatsächlich einschätzen können, um wie viel der Preis gesunken ist."
Auch hier haben Discounter und Supermärkte gelegentlich schon gemogelt und etwa den tiefsten Preis im Kleingedruckten versteckt. Seit einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs aus dem Herbst 2024 geht das nicht mehr.
Marktmechanismen verhindern überhöhte Preise
Unter anderem wegen solch verbraucherfreundlicher Rechtsprechung lautet das Fazit von Handelsexperte Stefan Rüschen: Die Preise bei Discountern wie Supermärkten sind überwiegend transparent. Auch weil Wettbewerber gezwungen seien, mitzuziehen.
Man könne sich darauf verlassen, dass Wettbewerb insofern funktioniert, "dass nicht klammheimlich einige Akteure im Markt deutlich höhere Preise haben als die anderen", so Rüschen. Man beobachte sich gegenseitig und passe die Preise gegenseitig an – auch nach unten.
Denn das wichtigste Einkaufskriterium ist für die meisten immer noch der Preis. Und der muss eben niedrig sein – ob "historisch" oder nur gefühlt.
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