- Eine Studie schätzt den wirtschaftlichen Schaden durch Grenzkontrollen allein im Handel mit Polen auf über 100 Millionen Euro jährlich.
- Demzufolge könnten Grenzkontrollen zu volkswirtschaftlichen Einbußen von über einer Milliarde Euro pro Jahr führen.
- Trotz der wirtschaftlichen Belastung sehen manche Unternehmen auch einige positive Aspekte in den Grenzkontrollen.
Länger warten auf Lieferungen und Angestellte. Aktuell sei das Alltag für Beschäftigte und Unternehmen, die entlang der Grenzen zu Polen und Tschechien wirtschaften, sagt Frank Grossmann. Er leitet die Geschäftsstellen Zittau und Görlitz der IHK Dresden. "Wir haben Rückmeldungen bekommen, dass es bis zu drei Stunden Verschiebung in den Schichtbeginn gibt, dass es teilweise bis zu acht Stunden Lieferverzögerung gibt beim grenzüberschreitenden Warenverkehr." Diese Auswirkungen könne man nicht als unerheblich bezeichnen.
Studie schätzt wirtschaftliche Schäden durch Kontrollen
Wie hoch die Kosten durch Grenzkontrollen im eigentlich freien Schengenraum ausfallen, ist schwer zu beziffern. Eine Studie von Jasmin Gröschl aus der Forschungsabteilung des Allianz-Konzerns hat es 2023 versucht. Gröschl beziffert den Schaden allein im Handel mit den polnischen Nachbarn auf über 100 Millionen Euro jährlich. "Was wir jetzt Richtung Polen sehen, ist, dass im Güterhandel knapp 87 Millionen Euro an Importen jährlich riskiert werden." Im Dienstleistungsbereich falle der Betrag mit etwa 14 Millionen Euro etwas geringer aus.
Studie: Milliardenschäden befürchtet
Firmen, deren Lieferketten zeitlich eng getaktet seien, seien naturgemäß stärker von Verzögerungen betroffen – etwa Autozulieferer. Ebenso Betriebe, bei denen viel Personal täglich über die Grenze pendele. Insgesamt kommt Gröschls Modell auf mehr als eine Milliarde Euro volkwirtschaftliche Einbußen jährlich, die entstehen könnten. Der größte wirtschaftliche Schaden drohe im Handel mit den Niederlanden. Doch schon auf Platz zwei komme der östliche Nachbar Polen, so Gröschl.
"Das liegt daran, dass hier eine sehr starke Integration da ist, was die Lieferketten betrifft, aber auch, was polnische Unternehmen Richtung Deutschland transportieren, was dann hier auch in den Läden landet. Und diese Integration – sowohl in der Lieferkette als auch in der Endproduktion – spielt hier eine große Rolle."
Unternehmen sehen auch positive Aspekte der Grenzkontrollen
Die Unternehmen in der sächsischen Grenzregion könnten den Kontrollen dennoch einen guten Aspekt abgewinnen, sagt Frank Grossmann von der IHK Dresden. Die Kontrolle irregulärer Grenzübertritte sei zwar das eigentliche Ziel, doch die verstärkte Polizeipräsenz verhindere nach Ansicht vieler Unternehmen auch grenzüberschreitende Kriminalität, wie Diebstahl von Material und Maschinen. "Weil Fluchtwege schwieriger sind und Diebesgut nicht mehr so einfach über die Grenze transportiert werden kann, ohne beobachtet zu werden. Das spielt da schon mit rein, dass die Unternehmermeinung auch ist: Es ist gut, dass es die Grenzkontrollen gibt."
Grenzkontrollen belasten Wirtschaft und nachbarschaftliche Beziehungen
Tendenziell bleiben die aktuellen Kontrollen Grossmann zufolge jedoch ein belastender Faktor, je länger sie dauern. Schon jetzt fühlten sich polnische und tschechische Arbeiter und Unternehmen zu Unrecht bestraft. "Wir bekommen das von beiden Seiten, also von der tschechischen als auch von der polnischen Seite gespiegelt. Das große Unverständnis für die Grenzkontrollen."
Sollte Polen, wie bereits erwogen, ebenfalls seine Kontrollen verstärken, würde das also nicht nur den Unternehmen weiter wirtschaftlich schaden. Sondern auch dem nachbarschaftlichen Verhältnis in den Grenzregionen.
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