Fast jeder zweite Babyboomer geht vorzeitig in Rente. Für diese zwischen 1950 und 1964 Geborenen ist das ein Grund, die Korken knallen zu lassen. Für den Rest bedeutet das: mindestens Sorgenfalten, wenn nicht Zornesröte.
Laut einer neuen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) sind 2023 1,8 Millionen Menschen aus den Boomer-Jahrgängen in Rente gegangen. Bezogen auf Neurentner sind das mehr als 55 Prozent.
Setzt sich dieser Trend fort, muss man ab 2025 mit einer Anzahl von Frührentnern rechnen, die kaum zu argumentieren ist: Laut der IW-Studie gehen dann erwartungsgemäß jährlich mindestens eine Million Babyboomer vorzeitig in Rente.
Zwei Fragen tun sich auf. Erstens: Wie ist das möglich? Und zweitens: Wie unsolidarisch ist das?
Frühe Rente, viele Probleme
Die Babyboomer nutzen das umgangssprachlich als "Rente mit 63" bezeichnete Modell. Hierbei kann man abschlagsfrei nach 45 Versicherungsjahren in Rente gehen – egal, wie alt man ist. Wer also mit 18 Jahren in den Job gegangen ist, hat mit 63 Jahren die 45 Jahre voll.
Ursprünglich war diese Regelung vor allem für Menschen mit besonders belastenden Berufen gedacht, wird aber heute von sehr unterschiedlichen Berufsgruppen genutzt.

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Und genau hier ergibt sich der große Fehler des Modells: Die Regelung knüpft allein an die Dauer der Versicherungszeiten an, nicht aber an die tatsächliche körperliche oder psychische Belastung im Berufsleben.
Der Konstruktionsfehler der "Rente mit 63"
Studien zeigen, dass ein erheblicher Teil derjenigen, die von dieser Regelung profitieren, aus weniger belastenden Berufen stammt. So waren laut der IW-Studie etwa 70 Prozent der westdeutschen Männer des Jahrgangs 1957, die 45 Versicherungsjahre aufweisen, nicht stark körperlich oder psychisch belastet.
Dazu kommt: Gerade langjährig Versicherte haben im Schnitt ein höheres Haushaltseinkommen und sind gut ausgebildet. Die "Rente mit 63" nehmen vor allem Männer, Fachkräfte und Menschen mit anerkanntem Berufsabschluss in Anspruch.
Wer weniger verdient, kann sich die frühe Rente oft auch gar nicht leisten – und finanziert den gleichaltrigen Ruheständlern auch noch indirekt den Lebensabend.

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Keine Lösung in Sicht
Die Zeit für eine Lösung der Rentenfrage im Allgemeinen drängt: Die Rentenausgaben dürften sich bis 2045 angesichts der Alterung der Gesellschaft von derzeit 372 Milliarden Euro mehr als verdoppeln. So ist es im Entwurf für die am Ende gescheiterte Rentenreform der Ampelregierung nachzulesen.
Die Ausgaben werden stärker steigen, wenn das Sicherungsniveau der Rente bei 48 Prozent gehalten wird, wie es auch Schwarz-Rot verspricht. Und: Der Gipfel der Babyboomer-Welle, bestehend aus dem Geburtsjahrgang 1964, erreicht laut IW erst 2031 die Regelaltersgrenze. Spätestens bis dann muss eine Lösung her.
mit Material der DPA- Rente
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