Der Genuss von Matcha ist Tradition in Japan. Weltweit steigt das Interesse an dem Grüntee als Trend-Getränk und Super-Food. Japans Teebauern fällt es immer schwerer, die Nachfrage zu bedienen.
Im Geschmack variiert er zwischen zarter Blumigkeit und frischen Grasnoten, im Abgang ist er leicht bitter: Matcha, der zu feinem Pulver zermahlene Grüntee aus Japan, liegt seit Jahren im Trend - auch in Deutschland.
Ganze Produktpaletten sind um das Grünteepulver entstanden: Als Matcha Latte findet es sich in Milchmischgetränken, auch in Süßwaren wie Eiscremes, Kuchen und Schokolade oder in Kosmetika wird der Tee verarbeitet.
Während die internationale Nachfrage seit Jahren steigt, fällt es japanischen Tee-Bauern immer schwerer, den Markt zu bedienen. Die Zeitung The Japan Times sprach Anfang des Jahres sogar von einem "Matcha-Engpass".
Teuer durch kostspielige Produktion
Die Matcha-Herstellung ist aufwendig. Die Teepflanze wird in der Regel vier Wochen vor der Ernte beschattet, wodurch sich die Reifezeit verlängert. Die Teeblätter bilden mehr Chloroplasten, was dem Tee seine leuchtend grüne Farbe verleiht.
Nach der Ernte werden die Teeblätter gedämpft und gebrochen. Weiterverarbeitet wird gemäß japanischer Lebensmittelstandards nur das Blattfleisch ohne Stängel, Triebe und Blattadern. Der getrocknete Tee wird anschließend in Steinmühlen zu Pulver zerrieben, teils noch heute von Hand. Das Endprodukt ist entsprechend teuer: Hochwertiger Matcha kann mehrere Tausend Euro pro Kilo kosten.
Influencer preisen Matcha als Wundermittel
In den sozialen Medien bewerben Influencer den Grüntee derweil als Wundermittel. Nachgewiesen ist, dass Matcha viele Antioxidantien und Vitamine und einen hohen Teein-Gehalt enthält. Das Teein wird langsamer und nachhaltiger freigesetzt als das chemisch eng verwandte Koffein bei Kaffee. Zudem ist der Tee weniger säurehaltig und dadurch mitunter magenschonender.
Andere Gesundheitsversprechen aus dem Internet, die Matcha positive Effekte bei der Gewichtsreduktion oder sogar in der Alzheimer- und der Krebs-Therapie zuschreiben, ließen sich bislang in klinischen Studien nicht belegen.
Auch popkulturell liegt der Instagram-taugliche Tee dank seiner sattgrünen Farbe voll im Trend. In Deutschland sorgte Rapperin Shirin David im vergangenen Jahr für einen Hype, als sie in ihrem Sommerhit "Bauch Beine Po" den Iced Matcha Latte besang.
Zen-Mönch importierte den Tee im 12. Jahrhundert
Der Matcha-Tee hat eine lange Tradition: Der Zen-Mönch Eisai brachte den Grüntee im Jahr 1191 nach einer China-Reise nach Japan und begründete so die japanische Teetradition. In seiner heutigen Form steht Matcha seit dem 16. Jahrhundert im Zentrum der japanischen Teezeremonie. Rituell wird dabei die Ästhetik der Teezubereitung zelebriert. Das Teepulver wird hierfür mit heißem Wasser zu einem sämigen Getränk verrührt oder mit mehr Wasser und einem Bambusbesen aufgeschäumt.
"Tee ist ein Kunstwerk und braucht eines Meisters Hand, um seine edelsten Eigenschaften zu offenbaren", schreibt der Philosoph Kakuzo Okakura in seinem "Buch vom Tee", das er 1906 in den USA veröffentlichte, um einer Verwestlichung der japanischen Kultur entgegenzuwirken. Bis heute gilt es als Standardwerk.
Absatz steigt - auch in Deutschland
Der Matcha-Konsum steigt weltweit. Seit 2018 wächst der weltweite Absatz im Durchschnitt um mehr als fünf Prozent. Lag der Marktwert von Matcha 2023 noch bei knapp 2,9 Milliarden US-Dollar, erwarten Experten bis 2028 ein Wachstum auf 4,7 Milliarden Dollar.
Zwischen Januar und August 2024 seien 240 Tonnen Matcha-Pulver aus Japan nach Deutschland importiert worden, vermeldete der Deutsche Tee- und Kräutertee Verband eine Steigerung um 240 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Weltweiter Bedarf überfordert die Bauern
Japanische Teebauern haben derweil Probleme, der wachsenden Nachfrage kurzfristig gerecht zu werden. Teepflanzen brauchen fünf Jahre, bis sie ertragreiche Ernten abwerfen, zudem ist der Mahlprozess für das Pulver zeitaufwendig.
Nur 40 Gramm Matcha mahle eine Maschine, erklärte Simona Suzuki, Mitbegründerin der Global Japanese Tea Association, gegenüber der Japan Times. Hinzu kommen personelle Probleme. Immer mehr Teebauern finden keine Nachfolger für ihre Betriebe.
Wird Matcha zum umkämpften Luxusgut? Auch in Ländern wie China, Taiwan, Südkorea und den USA wird nun vermehrt Grüntee für Matcha angebaut. Die Qualitäten des japanischen Zeremonientees erreichen sie zumindest bislang noch nicht.
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