Inhalt des Artikels:
- Neues Bauen mit alten Materialien: Modellprojekt in Berlin-Neuköll
- Zweites Leben für Holzreste, Gerüstteile, alte Fenster und Bodenplatten
- Ressourcen schonen und Geld sparen
- Gebrauchte Baustoffe auf Restposten-Börsen kaufen
Neues Bauen mit alten Materialien: Modellprojekt in Berlin-Neuköll
Baumaterialien wiederverwenden und sie vor der noch nicht nötigen Entsorgung bewahren, damit ist zu großen Teilen mitten im Berliner Stadtteil Neukölln auch ein großes "Co-Working-Space"-Gebäude entanden. Auf dem ehemaligen Gelände der alten Kindl-Brauerei wurde aus dem alten Fasslager neu nutzbarer Raum für junge Start-Ups geschaffen.
2019 fertiggestellt, gilt das Gebäude des "Impact Hub Berlin" heute als Modellprojekt für "Bauen mit Resten". Es besteht zu 70 Prozent aus nachhaltigen Rohstoffen wie Stroh und Hanfkalk oder eben gebrauchten Baustoffen. Materialien im Bauwesen im Kreislauf zu halten, wird auch zirkuläres Bauen genannt.

Zweites Leben für Holzreste, Gerüstteile, alte Fenster und Bodenplatten
Teile des Gerüstes, das zuvor an der Hausfassade genutzt wurde, sind im Gebäude des "Impact Hub Berlin" als Geländergriffe im Treppenbereich wiederverwendet worden. Ein Meetingraum wurde nach Angaben des Geschäftsführers Leon Reiner komplett aus Materialresten von Möbelbauern gefertigt. "Wir haben das Design streifig gemacht, um verschiedene Arten von Holzabfällen verbauen zu können. Es sieht dann am Ende auch noch ziemlich cool aus", erklärt Reiner dem MDR-Magazin Umschau. Das Gebäude wird wegen der Bauweise auch als "Circular House" bezeichnet.
Gedacht wurde auch an die Wiederverwendbarkeit der Materialien in der Zukunft. Als zweite Etage wurde eine 800 Quadratmeter große Galerie eingezogen, die lediglich verschraubt wurde und jederzeit auch wieder ausgebaut werden kann. Ein großer Teil der Fenster stammt von alten Baustellen, die Geländer waren früher Bodenplatten der Verkehrsbetriebe. Kleine Kabinen zum ungestörten Arbeiten, die auf der Etage stehen, stammen aus Holzkonstruktionen aus einer Ausstellung von Yoko Ono. "Dann haben wir daraus Telefonzellen gebaut", so Reiner.

Ressourcen schonen und Geld sparen
In Deutschland werden pro Kopf gut 16 Tonnen Rohstoffe verbraucht. Nur zwölf Prozent davon aber werden wiederverwendet, wie eben beim zirkulären Bauen. Bauherren und Architekten müssen dabei aber flexibel bleiben. Geplant und gebaut wird nicht nach einem strengen Entwurf und gezielten Maßen, sondern abhängig davon, welche Materialien vorhanden sind.
Viele Baumaterial fanden die Architekten des "Circular House" in einem alten Bürogebäude von gut 20.000 Quadratmetern in Berlin Spandau, aber auch auf den eigenen Baustellen. "Es wird immer eine große Charge Material gekauft. Dann braucht man vielleicht 80 Prozent und die restlichen 20 Prozent werden meistens weggeschmissen", sagt Kim Le Roux, eine der Architekten des Vorzeigeprojektes. Um das zu verhindern, seien die Reste der Handwerker auf den eigenen Baustellen immer wieder eingesammelt und neu verplant worden. Die Kosten für den Innenausbau seien so mit 780 Euro pro Quadratmeter zu beziffern. Nach herkömmlicher Bauweise wären sie mindestens bei 950 Euro pro Quadratmeter gelandet.
Die Bauweise erfordere aber auch ein Umdenken. "Jetzt kommen wir wieder zu einer ehrlichen Architektur, die zeigt, wie Sachen zusammengebaut und zusammengeschraubt sind", erklärt die Architektin. "Das war für mich so ein Schlüsselmoment beim zirkulären Bauen und Planen", sagt sie. Im Vordergrund stünde nicht mehr, Fugen und Schraubelemente möglichst mit eingesetztem Material zu kaschieren.

Gebrauchte Baustoffe auf Restposten-Börsen kaufen
Auch der Markt hat auf den Trend des zirkulären Bauens reagiert. Restposten-Börsen wie "Restado", "Bauteilladen" oder "Materialbuffet" haben sich darauf spezialisiert, Baustoffe zu retten. Beliebte Fundorte sind häufig Messen oder auch Großbaustellen.
Branchenführer "Concular" arbeitet auch mit den Recyclingbetrieben zusammen. Materiallager haben die Restposten-Börsen immer dort, wo auch die Baustellen sind – das spart Transportkosten. Gehandelt werden sie über Online-Plattformen. Was ist mit der Haftungsfrage? Jedes Bauteil auf der Plattform bekommt eine eigene Produktsicherung und ist somit versichert wie Neuware.
MDR (cbr)
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