Worum geht es? Laut einem Bericht der internationalen Atomenergiebehörde IAEA verfügt der Iran zurzeit über gut 400 Kilogramm Uran, das zu 60 Prozent angereichert ist. Das ist doppelt so viel wie zum Zeitpunkt des letzten Berichts im Februar. Für diesen Grad der Anreicherung gebe es keine zivile Anwendung, sagt Gudrun Harrer, zuständig für den Nahen Osten bei der Zeitung «Standard» in Wien und Expertin für die Atomprogramme des Irans. Um waffenfähig zu sein, müsste das Uran aber noch etwas weiter, auf 90 Prozent, angereichert werden.

Was ist das Problem? Die IAEA stellt fest, dass der Iran der einzige Nicht-Atomwaffenstaat ist, der solch hochangereichertes Uran produziert. Die Organisation bezeichnet diese Entwicklung als «ernsthaft besorgniserregend». Auch die USA und andere westliche Staaten sind aufgeschreckt. Israel sieht darin ein klares Warnsignal und verlangt von der internationalen Gemeinschaft, sie solle handeln.

Was sagt der Iran zu dem Bericht? Der Iran wies den Bericht der IAEA zurück und kritisierte ihn als politisch motiviert. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Irna warf das iranische Aussenministerium zudem Israel vor, der IAEA gefälschte Dokumente geschickt zu haben. Diese seien nun Grundlage des Berichts.

Legende: An einer Hauswand sind der aktuelle religiöse Führer des Irans, Ajatollah Ali Chamenei (r.) und der Führer der Islamischen Revolution, Ajatollah Ruhollah Chomeini, abgebildet. Keystone/ ABEDIN TAHERKENAREH

Was wirft die IAEA dem Iran noch vor? Der Chef der Behörde, Rafael Grossi, hält fest, dass die Islamische Republik in der Vergangenheit nukleare Aktivitäten und Materialien in drei Einrichtungen vor der IAEA verbarg. Die Untersuchungen seiner Behörde seien «behindert worden».

Was ist das Problem zwischen dem Iran und Israel? Seit der Islamischen Revolution 1979 sieht der Iran Israel als Feind. Der Iran hat eine Art Netzwerk gegen Israel aufgebaut. Es finanziert paramilitärische Gruppen rund um Israel auf einer sogenannten «Achse des Widerstands». Dazu gehören neben der palästinensischen Hamas die libanesische Hisbollah, die Huthis im Jemen und mehrere Milizen in Syrien und dem Irak. Diese Achse wurde in den jüngsten Konflikten sehr geschwächt.

Legende: Die IAEA hat einen Bericht zum Iran veröffentlicht, der Israel beunruhigt. REUTERS / Leonhard Foeger

Warum will Israel verhindern, dass der Iran Atomwaffen besitzt? Die Feindseligkeiten wurden nie beigelegt. 2015 beispielsweise prophezeite der oberste iranische Führer Ajatollah Ali Chamenei, dass Israel bis 2040 nicht mehr existieren werde.

Könnte der Iran innerhalb zweier Wochen eine Atombombe bauen? «Nein», so Gudrun Harrer. «Es fehlen ihm andere Technologien dafür. Aber das Material für Bomben hat er jetzt.» Das Uran könne in sehr kurzer Zeit weiter angereichert werden. «Man kann daraus Material für zehn Atombomben herstellen. Das ist viel.»

Was läuft jetzt auf politischer Ebene? US-Präsident Trump kündigte 2018 einseitig das internationale Atomabkommen mit dem Iran. Seit April wird wieder verhandelt. Unbestätigten Angaben zufolge fordern die USA nun, dass der Iran ganz auf die Anreicherung verzichtet. Das Land soll aber im Rahmen einer regionalen Zusammenarbeit Atomkraft für zivile Zwecke nutzen können. Der Iran beharrt darauf, weiter anreichern zu können.

Wie geht es weiter? Der iranische Chefdiplomat will trotz allem die Verhandlungen mit den USA fortsetzen. Diplomatie sei die einzige Option, um den Atomstreit beizulegen, und der Iran sei daher auch bereit, den USA alle Sorgen um ein Atomwaffenprogramm zu nehmen. Unrealistische Forderungen wie die Aufgabe der nationalen Nukleartechnologie seien jedoch unverhandelbar.

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