Melanie Berger wurde am 8. Oktober 1921 in eine jüdische Familie in Wien geboren. Auf den FKK-Wiesen in den Wiener Donau-Auen wurde sie in den 1930er-Jahren politisiert.
Auf diesen sogenannten Sowjet-Wiesen trafen sich die Jungen, die Coolen, die Schönen, die Kommunisten, aber auch die Trotzkisten, die wie Melanie Berger für den Kommunismus, aber gegen Stalin waren.
Berger druckte revolutionäre Texte und erlebte Hitlers Auftritt nach dem Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland im März 1938 auf dem Wiener Heldenplatz.
Flucht nach Frankreich 1938
Sie floh nach Frankreich, engagierte sich in der Résistance, wurde verhaftet und von Genossen, die sich als Gestapo-Beamte ausgaben, in einer spektakulären Aktion befreit. Melanie Berger überlebt den Krieg.

Was sie in den Tagen nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich Hitlers sah, prägte sie für immer. Über Nacht verwandelten sich in Wien Nachbarn in arische Herren- und jüdische Untermenschen.
Was macht ihr da? Das sind doch unsere Nachbarn!
Die einen mussten mit Zahnbürsten die Pflastersteine schrubben, die andern schauten feixend zu. «Sie lachten und die Kinder warfen Steine.» Berger wandte sich fassungslos an die Umstehenden und fragte: «Was macht ihr da? Das sind doch unsere Nachbarn!» Sie habe diese Szene bis heute nicht vergessen können.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Berger nach Wien zurück. Dort lebten ihre Eltern in einer von einem Nazi beschlagnahmten Wohnung. Dieser hatte sie 1938 samt Möbeln den eigentlichen jüdischen Eigentümern weggenommen.
Es gibt solche Strömungen heute auch in Deutschland, in Ungarn, in Polen.
Und jetzt, nach dem Krieg, verlangte er mit Unterstützung der Wiener Behörden jene Möbel zurück, die er selber seinerzeit den Vorbesitzern geraubt hatte. Da war für Melanie Berger klar, dass sie nicht in Wien bleiben konnte.
Zweite «Flucht» nach Frankreich
Seither lebt sie in Frankreich – und möchte auch heute nicht mehr nach Wien zurück. Denn auch die FPÖ unter Herbert Kickl macht ihr Sorgen. Und nicht nur sie. «Es gibt solche Strömungen auch in Deutschland, in Ungarn, in Polen.»

Die Geschichte von Melanie Berger lehrt: Weil es schon einmal passiert ist, kann es nochmals geschehen. Selbst wenn es heute unvorstellbar erscheint. Denn: «Es hat sich nichts geändert», stellt Berger fest.
Jeder Mensch muss dieselben Rechte haben. Man muss für die Freiheit kämpfen.
Was die Zukunft bringt, weiss niemand. Doch Berger weiss, was in der Vergangenheit möglich war. Könnte es in Europa also wieder zu einem Krieg kommen? «Ich weiss es nicht. Aber es ist möglich», sagt sie.
Melanie Berger war gegen Stalins Diktatur – und sie ist gegen Putins Gewaltherrschaft. Sie sagt: «Jeder muss sagen können, was er denkt. Und jeder Mensch muss dieselben Rechte haben. Man muss für die Freiheit kämpfen.»
Berger hat viel Mut bewiesen, Widerstand geleistet. Sie wurde verhaftet, geschlagen, es drohte ihr der Tod, dem sie nur mit Glück entkam. Wie war das möglich? «Man muss Courage haben und so leben, wie man denkt», sagt sie.
«Ich bin jetzt 103 Jahre alt – aber geändert habe ich mich diesbezüglich kein bisschen.»
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