US-Präsident Trump hat kurz nach seinem Amtsantritt ein Dekret gegen Initiativen für mehr Diversität und Inklusion in Unternehmen unterzeichnet. Das zeigt bereits erste Folgen.

Die Prinzipien Vielfalt, Gerechtigkeit, Inklusion - Diversity, Equity, Inclusion (DEI) - galten vielen Unternehmen in den USA als Pflicht und wirtschaftlich sinnvoll. Doch seit US-Präsident Donald Trump ein Dekret unterzeichnet hat, das entsprechende DEI-Programme einschränken soll, gerät dieses Selbstverständnis ins Wanken.

"Zerstörerisches und spaltendes Mandat"

Am 19. Januar 2025, einen Tag vor seinem Amtsantritt, kündigte Donald Trump an: "Wir werden das zerstörerische und spaltende Mandat von Vielfalt, Gerechtigkeit und Inklusion stoppen." Zwei Tage später folgte die Verordnung: Angeblich illegale DEI-Programme in Behörden und der Privatwirtschaft sollen untersucht werden - also Initiativen von Arbeitgebern, nach den Grundsätzen von Vielfalt, Gerechtigkeit und Inklusion zu handeln.

Doch das ist in der Praxis schwer umzusetzen: "Das Schwierige an der Verordnung ist, genau zu definieren, was das Illegale an DEI-Programmen ist", so Rechtsanwältin Robin Nunn gegenüber dem Fernsehsender CNBC.

Tod von George Floyd als Zeitenwende

Staatliche Unterstützung für Organisationen, die sich gegen Diskriminierung einsetzen, gibt es seit den 1960er-Jahren. Doch 2020 - nach dem Tod von George Floyd, einem jungen Schwarzen, der durch Gewalt weißer Polizisten starb - nahmen Empörung über Rassismus und Forderungen nach mehr Unterstützung für Minderheiten stark zu.

Viele Unternehmen griffen die gesellschaftliche Stimmung auf: DEI-Prinzipien wurden in Leitlinien aufgenommen, Angestellte geschult, eigene Abteilungen gegründet und neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bewusster ausgewählt.

Das öffentliche Bekenntnis zu DEI wurde Teil des Marketings. Mary-Frances Winters, die mit ihrer eigenen Beratungsfirma Unternehmen beim Thema DEI unterstützt, sagt: "Wenn man versucht, Produkte an eine multi-ethnische Welt auf einem Markt zu verkaufen, und man hat niemanden im Unternehmen, der diese Gedanken, diese Welt repräsentiert, dann wird man wahrscheinlich auf dem Markt nicht besonders erfolgreich sein."

Einige Unternehmen werden vorsichtiger

Doch die Stimmung drehte sich bereits vor Trumps Amtsantritt. Denn DEI-Programme kosten Geld, und ihr Erfolg lässt sich nicht immer in Zahlen messen. Hinzu kam ein Urteil des Obersten Gerichtshofs, das eine besondere Förderung von Minderheiten an Universitäten untersagte. Das machte Unternehmen und Behörden vorsichtiger. Die Investitionen in DEI-Programme nahmen ab - bis Trumps Verordnung dann auch politisch einen Schlussstrich zog.

Einige Unternehmen wie die Tech-Giganten Meta oder Google distanzierten sich öffentlich von ihren DEI-Leitlinien. Andere versuchen, die positiven Effekte zu erhalten.

"Ich glaube, viele Unternehmen, die divers sind, sind auch innovativer, haben höhere Einnahmen und machen grundsätzlich einen besseren Job als Firmen, die weniger divers sind", sagt Soziologin Adia Wingfield von der Washington University in St. Louis. Deshalb sei jetzt die Herausforderung für diese Firmen: "Wie erreichen sie weiterhin ihre Ziele, ohne Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, die zu Gerichtsverfahren oder anderen Konsequenzen durch Bundesbehörden führen könnte?"

So unterschiedlich reagieren die Unternehmen

Manche Unternehmen haben ihr Vokabular angepasst: Statt von "Equity" (Gerechtigkeit) ist jetzt häufiger von "Belonging" (Zugehörigkeit) die Rede. Selbst innerhalb einzelner Branchen unterscheiden sich die Reaktionen. So kündigte die Supermarktkette Target Anfang 2025 an, aus DEI-Programmen auszusteigen. Die Reaktion: Boykott-Aufrufe aus der Schwarzen Community und sinkende Umsätze.

Die Supermarktkette Costco hingegen bleibt ihren Prinzipien treu - und wird von Kundinnen und Kunden dafür gelobt: "Wenn sie divers sind, erkenne ich mich wieder, dann fühle ich mich besser, da mein Geld auszugeben. Ich habe ein besseres Gefühl, wenn sie auch dafür einstehen, für das, was sie schon erreicht haben", so eine Umfrage der Radiosendung Marketplace.

Langfristige Folgen von Trumps Politik?

Die Grundsätze Vielfalt, Gerechtigkeit und Inklusion schaffen nicht automatisch eine bessere Arbeitswelt - das hat Adia Wingfield in ihren Forschungen festgestellt. Aber Trumps Politik könnte langfristig Spuren hinterlassen. "Die größte Beunruhigung dabei ist, dass unsere Bevölkerung gerade immer diverser wird. Gleichzeitig sehen wir diesen Rückzug in der Erziehung von jungen Leuten, Arbeitern, Führungskräften, Institutionen, wie man mit dieser Vielfalt klarkommt", so Wingfield. "Wir werden möglicherweise eine verlorene Generation sehen. Wir werden langfristige, negative Konsequenzen sehen - selbst wenn es irgendwann einen Punkt gibt, an dem es wieder vorwärts geht."

Weniger oder mehr Antidiskriminierungsgesetze: Die Bewegung verlief in den vergangenen Jahren wellenartig. Vielleicht bringt die nächste Welle wieder einen anderen Schwerpunkt - und die nächste Wahl einen anderen US-Präsidenten.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke