Aldi Nord atmet den Geizgeist der Gründerväter, Aldi Süd dagegen: modern und profitabel. Nun wird bekannt: Die ungleichen Schwestern sollen über einen Zusammenschluss verhandeln.

An der Spitze des Discounter-Riesen Aldi sitzt seit fast zwei Jahren kein Albrecht mehr. Theo junior war das letzte Mitglied der Gründerfamilie, der noch operativ tätig war. Doch im Oktober 2023 schied er aus dem Verwaltungsrat aus. Schon Monate zuvor hatte Aldi Nord begonnen, das Unternehmen umzubauen – ein dringend nötiger Schritt, denn die  Discounter-Gruppe gilt als verstaubt und rückständig. Nun aber steht die vielleicht größte Änderung der Unternehmensgeschichte an: die Fusion mit der Schwesterfirma Aldi Süd.

Führt eine Holding Aldi Nord und Aldi Süd zusammen?

Nach Information der "Wirtschaftswoche" führen die Eigentümerfamilien der beiden Discounter geheime Fusionsgespräche. Das Blatt beruft sich dabei auf Familieninsider. Bei den Besitzern handelt es sich um die Familie Heister, die über Stiftungen Aldi Süd hält, sowie zwei Stränge der Albrecht-Familie Albrecht, denen – ebenfalls über Stiftungen – Aldi Nord gehört. 

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Wie genau sich die Lebensmittelgiganten zusammenschließen wollen oder werden, wird offenbar noch erarbeitet. Mehrere Szenarien liegen laut der "Wirtschaftswoche" auf dem Tisch:  Die Rede ist von einem Zusammenschluss der beiden Firmen unter dem Dach einer gemeinsamen Holding, deren Anteile sich auf die Stiftungen der unterschiedlichen Familienstränge gleichberechtigt verteilen würde.

Ursprünglich sollen die Familien sich gewünscht haben, eine "Wiedervereinigung" der beiden Aldis bis Ende des Jahres zu bewerkstelligen, berichten Menschen, die den Familien nahestehen. Dafür bleibt aber nicht mehr viel Zeit, eine Erfüllung dieses Vorhabens sei bis Ende Dezember kaum noch realisierbar, heißt es aus Familienkreisen. Offiziell ist weder von Aldi Nord noch Aldi Süd etwas zu den Plänen zu hören, entsprechende Anfragen blieben unbeantwortet, so die "Wirtschaftswoche".

Eins und doch getrennt: Aldi ist seit 1961 in zwei Unternehmen aufgeteilt © Videostill Screenshot aldi-nord.de

Handelsexperten rechnen schon lange damit, dass sich die beiden Aldis zusammenschließen würden oder es zumindest planten. Allein der Abbau von Doppelstrukturen würden enorme Kosten einsparen. So sei als einer der ersten Schritte nun geplant, die Software und IT zusammenzulegen. 

Familienzwist bei den Albrechts

Bislang sei eine Fusion an einem Streit zwischen zwei Albrecht-Strängen aus dem Norden gescheitert. Die Heisters aus dem Süden aber hätten einen Friedensschluss zur Bedingung für die Zusammenlegung gemacht, wie Recherchen der "Wirtschaftswoche" zeigen. 

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Beim Streit der beiden Nordstränge, der Familie von Theo Albrecht junior und den Nachfahren seines verstorbenen Bruders Berthold Albrecht, ging es um Kontrolle und Stimmanteile in den Stiftungen, über welche die beiden Familien Aldi Nord halten. Der Streit der beiden Stränge eskalierte und musste gerichtlich geklärt werden. Seitdem seien zumindest die Kräfteverhältnisse in den Stiftungen geklärt, heißt es. 

Aldis Besitzerfamilien sind berüchtigt für ihre eiserne Verschwiegenheit. Selten bis nie dringen Interna nach außen. Dass mögliche Fusionsgespräche bekannt werden wie jetzt, ist durchaus eine Sensation. Bekannt dagegen ist die wirtschaftlich angespannte Lage von Aldi Nord – zumindest im Vergleich zur Konkurrenz aus dem Süden und zu Lidl, dem größten Discounter des Landes. In Frankreich macht das Unternehmen Verluste, aus Dänemark hat es sich sogar ganz zurückgezogen.

Aldi hinter Edeka, Rewe und Lidl auf Platz vier

Aldi Nord und Süd sind mit zusammen 4200 Filialen und rund 11 Prozent Marktanteil die derzeit viertgrößte Lebensmittel-Kette Deutschlands, wobei der Süden knapp ein Viertel mehr Umsatz macht als der Norden. Auf Platz drei liegt Lidl mit 3200 Filialen und 18 Prozent Marktanteil. An der Spitze stehen Edeka (11.000 Filialen, 26 Prozent Marktanteil) und Rewe mit 3700 Filialen und 21 Prozent Marktanteil.

Quellen: "Wirtschaftswoche", "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung", "Lebensmittelpraxis", "Business Insider".

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