In Singapur findet die Sicherheitskonferenz Shangri-La-Dialoge statt. Neben der Weltlage wird die Situation in Myanmar, die aktuelle Lage im Südchinesischen Meer und die Spannungen zwischen Indien und Pakistan diskutiert. Der diplomatische Korrespondent von SRF, Fredy Gsteiger, sagt, worum es geht.
Warum heisst der Asien Sicherheitsgipfel Shangri-La-Dialogue?
Der Gipfel findet seit mehr als zwei Jahrzehnten stets im selben Luxushotel in Singapur, dem Shangri-La, statt. Der Name ist indes irreführend, erinnert er doch an einen paradiesähnlichen mythischen Ort, fernab von den Irrungen und Wirrungen der Welt. Der Sicherheitsgipfel, an dem fast fünfzig Länder teilnehmen, steht jedoch mitten in der Realität, und damit mitten in einer gefährlicheren Welt, wie es der Premierminister des Gastgeberlandes Singapur, Lawrence Wong, ausdrückt.
Was macht die Welt aus einem asiatischen Blickwinkel so gefährlich?
Zum einen ist es die wachsende Aggressivität Chinas, das immer offenkundiger die Vormacht über weite Teile Asiens anstrebt. Zum anderen besteht Unsicherheit darüber, ob die USA weiterhin zu ihren asiatischen Partnern stehen und sie militärisch unterstützen. Als die Trump-Regierung auf Distanz ging zu Europa, sandte das Schockwellen in den asiatischen Raum. Passiert uns nun dasselbe, lautet die bange Frage.
Muss man damit rechnen, dass die USA auch ihre Allianzpartner und befreundete Länder im asiatisch-pazifischen Raum fallenlassen?
Das ist die grosse offene Frage. Seit Donald Trumps Amtsantritt fehlt eine klare Antwort aus Washington. Die Signale sind widersprüchlich. Jetzt soll US-Verteidigungsminister Pete Hegseth auf dem Asien-Sicherheitsgipfel Klarheit schaffen. Denkbar ist, dass die Trump-Regierung mit den asiatischen Partnern pfleglicher umgeht als mit den europäischen. Denn sie braucht deren Unterstützung gegen den US-Hauptrivalen China.
Kann man also auf dem Spitzentreffen in Singapur mit US-Rückenstärkung für die asiatischen Staaten gegenüber China rechnen?
Ja, aber wohl nur teilweise. Vermutlich steigt der Druck auf Länder wie Japan, Südkorea oder Taiwan, deutlich mehr in ihre Sicherheit zu investieren. Für Irritation sorgt auch Trumps Haltung zu Taiwan. Präsident Joe Biden stellte sich klar hinter Taiwan. Doch befürchtet wird, die Trump-Regierung könnte den Inselstaat genauso fallenlassen wie die Ukraine. Zudem zählt Trump Nordkorea bereits fest zum Kreis der Atommächte. Lässt er also die Forderung fallen, Pjöngjang müsse atomar vollständig abrüsten? Für Empörung sorgen in den exportabhängigen Ländern Asiens auch die US-Zölle. Washington ist offenkundig auch in dieser Weltgegend nicht mehr der verlässliche Partner, der es mal war.
Wie reagieren die asiatischen Länder auf diese Unsicherheit?
Sie rüsten weiter auf. Ost- und Südostasien gehören zu den Weltgegenden mit dem stärksten Zuwachs bei den Verteidigungsausgaben. Gleichzeitig versuchen sie, untereinander stärker zusammenzuarbeiten. Zudem wollen sie mit europäischen Ländern stärker zusammenarbeiten, auch im Verteidigungsbereich. Japan, Südkorea, Australien oder Neuseeland bewegen sich gar auf die Nato zu. Allerdings wachsen die Bäume da nicht in den Himmel. Zwar sind zunehmend europäische Flottenverbände im indopazifischen Raum präsent. Doch Europa kann unmöglich die USA als Sicherheitsgaranten ersetzen. Zumal die Europäer schon zu Hause, vor allem im Ukraine-Krieg, überfordert sind.
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