2024 muss der Bund die Meyer Werft retten: In der Corona-Pandemie erhält sie kaum Neuaufträge für Kreuzfahrtschiffe. Die Geschäftsführung liebäugelt daher mit einem neuen Markt. In einem wichtigen Bereich der Verteidigungstechnik fehlen bisher aber Kompetenzen.

Die auf den Bau von Kreuzfahrtschiffen spezialisierte Meyer Werft in Papenburg erwägt den Einstieg in die Rüstungsindustrie. "Gemeinsam mit einem Strategieberater analysieren wir gerade, welche Rolle Meyer bei der sogenannten 'Grauen Ware', also im militärischen Bereich, grundsätzlich spielen kann", sagte der Geschäftsführer Ralf Schmitz dem "Handelsblatt".

Bislang baut die Werft vor allem Kreuzfahrtschiffe, allein drei sind für den Mickey-Maus-Konzern Disney in Arbeit. Das Unternehmen produziert aber bereits zusammen mit der Lürssen-Werft Marineversorgungsschiffe. "Wenn wir uns vor allem auf das Thema Verteidigung konzentrieren würden, dann könnten wir vier bis fünf Fregatten in Serie bauen, was sonst keiner in Deutschland kann", sagte Schmitz. Ein Vorteil seien dabei die überdachten Docks, die etwa von feindlichen Drohnen und Satelliten nicht ausgespäht werden könnten.

Das Unternehmen hat bisher keine Kompetenzen bei Verteidigungstechnik wie Radar- und Waffensystemen. "Deshalb müssten wir für diesen Teil eine Partnerschaft eingehen oder zukaufen, was bei dem engen Markt mit etablierten Anbietern sicher nicht einfach wäre", sagte Schmitz.

Der Bund und das Land Niedersachsen hatten Ende 2024 die Meyer Werft vor der Pleite gerettet. Dem familiengeführten Unternehmen waren die Corona-Jahre zum Verhängnis geworden, in denen es kaum noch Neuaufträge gab.

Boom in der Rüstungsbranche

Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine rüstet die EU großflächig auf und sorgt für volle Auftragsbücher bei europäischen Rüstungsunternehmen. Insgesamt wollen die EU-Staaten 800 Milliarden Euro in ihre Verteidigung investieren.

Der Rüstungskonzern Rheinmetall steuert dank der massiven Aufrüstung auf Rekordkurs und will in Deutschland bald auch Satelliten herstellen. Laufe alles rund, könne Rheinmetall 2030 sogar mehr als 40 Milliarden Euro Umsatz erzielen, sagt Vorstandschef Armin Papperger.

Viele Rüstungsunternehmen suchen aufgrund des Booms auch händeringend nach Fachkräften: Manche wenden sich der kriselnden Autobranche zu, um qualifizierte Beschäftigte zu finden. Andere gründen sogar eigene Berufsschulen, weil sie auf dem Arbeitsmarkt nicht fündig werden.

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