Gabriel, 5-jährig, Camille, 11-jährig, Yann, 14-jährig, Marjorie, 6-jährig … Die Liste der Opfer des ehemaligen Chirurgen ist lang – sehr lang. Es sind so viele Betroffene, dass das Gericht eine Aula gemietet hat, in der die Opfer den Gerichtsprozess und das Urteil mitverfolgen konnten.

Serientäter trotz Vorstrafe unentdeckt

Die 20 Jahre Haft – ohne Sicherheitsverwahrung – erscheinen den 299 Opfern des grössten Pädokriminellen Frankreichs wenig. Der 74-jährige Serientäter kann schon in sechs Jahren seine Freilassung beantragen, da er bereits seit mehreren Jahren inhaftiert ist.

Die Enttäuschung ist auch deshalb gross, weil der Fall die Menschen in Frankreich zwar bewegt und entrüstet hat, aber keine weiteren politischen oder juristischen Konsequenzen zur Folge hat. Und genau das hätten die Opfer erwartet. Es könne doch nicht sein, dass der 74-Jährige sich 25 Jahre lang regelmässig an Kindern verging, ohne dass jemand seine pädophile Neigung bemerkt hat. Und dass der Chirurg trotz einer Verurteilung wegen Besitz von kinderpornografischem Material im Jahr 2005 ohne Auferlegung von Massnahmen weiter Kinder behandeln durfte.

Eine Mauer des Schweigens

Die Alarmzeichen waren ignoriert worden, dem Mann in weissem Kittel wurden zu viele Freiheiten eingeräumt und die Eltern glaubten, es habe sich um medizinisch notwendige Untersuchungen gehandelt. Bis das 6-jährige Nachbarsmädchen des Verurteilen 2017 seiner Mutter von einem Übergriff erzählte und diese zur Polizei ging.

Die Mauer des Schweigens, die es in der Familie gab, begann zu bröckeln. An seinem zweiten Prozess wegen sexueller Übergriffe auf Kinder gab der ehemalige Chirurg nun alle Vorwürfe zu, und gestand seinem Sohn ausserdem im Gerichtssaal, dass er auch dessen Tochter, also sein eigenes Enkelkind als Kleinkind sexuell missbraucht habe.

Dieser kaum vorstellbare Fall und der dreimonatige Prozess haben das Bewusstsein in der französischen Gesellschaft erhöht, das Thema Inzest und sexuellen Missbrauch an Kindern ins Scheinwerferlicht gerückt und den Opfern Platz gegeben für die Aufarbeitung. Mehr konnten die Richter nicht tun. Das wäre die Aufgabe der Politik.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke