Europas Raumfahrt-Industrie wächst. Vorn dabei ist OHB aus Bremen. Das Unternehmen profitiert nicht nur von zunehmender Nachfrage ziviler und militärischer Kunden. Hilfreich ist auch, dass der Mann hinter dem weltweit dominierenden Anbieter der Branche Vertrauen verspielt hat.

Der Bremer Raumfahrtkonzern OHB sieht eine größere Skepsis in Europa gegenüber dem Raumfahrtunternehmen SpaceX von Elon Musk - und will davon profitieren. OHB arbeitet seit Jahren mit SpaceX zusammen, sieht aber zunehmend Vorbehalte bei den eigenen Kunden. "Wenn Sie heute mit SpaceX-Produkten ankommen, sagen viele Leute in Europa: Danke, das wollen wir nicht", sagt Marco Fuchs, Vorstandsvorsitzender von OHB dem Wirtschaftsmagazin "Capital". Fuchs kennt Musk persönlich, hat ihn aber nach eigener Aussage "ewig nicht gesehen".

Derzeit sollen europäische Alternativen zu Musks Satellitennetzwerk Starlink aufgebaut werden, um weniger abhängig von den USA zu sein. "Ich rechne mit großen Aufträgen für uns", sagt Fuchs. Heranreichen an Starlink könnten die Europäer allerdings nicht. "Das ist, als würden Sie eine Airline gründen und sagen: Bald sind wir größer als die Lufthansa - und die Flugzeuge bauen wir auch selbst."

SpaceX sei die dominierende Raumfahrtfirma unserer Zeit, mit weitem Abstand. "Das wird sich auch nicht so schnell ändern. Ganz im Gegenteil, der Vorsprung wächst ständig", sagt Fuchs.

OHB will zukünftig im militärischen Bereich wachsen und werde immer mehr als Unternehmen wahrgenommen, das Satelliten für das Militär baut. Das habe interne Diskussionen zur Folge. Er selbst fühle sich wohl mit der Bundeswehr als Kunden. "Die letzten Jahre Krieg in der Ukraine und die letzten Monate amerikanischer Politik haben doch gezeigt, dass wir nicht immer nur vornehm sagen können: Verteidigung geht uns nichts an, das machen andere für uns", sagt Fuchs.

OHB ist eines der führenden Unternehmen der wachsenden europäischen Raumfahrtindustrie. Der Anfang der 80er Jahre in Bremen gegründete Konzern beschäftigt 3500 Mitarbeiter, die an 15 Standorten unter anderem Satelliten und Teile für die bemannte Raumfahrt bauen, unter anderem für die Internationale Raumstation. Die OHB-Tochter Rocket Factory in Augsburg gehört zu mehreren deutschen Firmen, die an neuen Raketen arbeiten, die in Zukunft SpaceX und anderen Anbietern von Trägersystemen direkt Konkurrenz machen sollen.

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