
Wir schreiben alle Führungspositionen in Teilzeit aus und ermutigen auch Männer, sich darauf zu bewerben.
Mehr Arbeitsstunden, weniger Work-Life-Balance und Finger weg von der Vier-Tage-Woche: Diese Forderung von Bundeskanzler Friedrich Merz zur Belebung der Wirtschaft sorgt gerade deutschlandweit für Diskussionen. Einen anderen Weg geht Petra Scharner-Wolff, seit März die erste weibliche Vorstandsvorsitzende in der Geschichte der Otto Group: ''Leistung, Performance, bedeutet bei uns nicht, dass alle schneller oder länger arbeiten sollen'', sagt sie im stern-Podcast ''Die Boss – Macht ist weiblich'' mit Multi-Aufsichtsrätin Simone Menne. ''Es geht darum, die richtigen Rahmenbedingungen zu setzen. Da ist es meist kontraproduktiv, einfach mehr vom Gleichen zu machen.''
Kulturwandel von analog zu digital
Seit 1999 ist die Diplom-Kauffrau in wechselnden Positionen bei dem Hamburger Familienunternehmen mit weltweit fast 40.000 Mitarbeitenden die Karriereleiter hochgeklettert, vor ihrem jüngsten Karrieresprung war sie Finanzvorständin. Sie hat mit der Firma den Übergang von der analogen Katalog-Zeit ins Digitalgeschäft erlebt und den Kulturwandel selbst mitgestaltet. Die Herausforderung: alle mitnehmen, auch die Bremser. Doch anders als man meinen könnte, verlaufen die Konfliktlinien längst nicht immer zwischen Boomern und GenZ.

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Scharner-Wolffs Karriere hat auch mit einer bewussten, privaten Entscheidung zu tun. ''Wenn man sich einen Partner fürs Leben sucht, dann sollte man darauf achten, dass der ein ähnliches Konzept hat wie man selbst.'' Für sie und ihren Mann war von Anfang an klar, dass erfülltes Berufsleben und Kinder sich nicht ausschließen. ''Wir sind beim Thema Frauenförderung zu sehr auf die Frauen selbst fixiert. Dabei ist die Frage doch: Wie funktioniert das System als Ganzes?'' Ihr Rezept: sich Hilfe holen – und die Überzeugung, dass Kinder profitieren, wenn Eltern in anspruchsvollen Jobs ausgefüllt sind. Doch sie erzählt auch ehrlich von Selbstzweifeln und schwierigen Momenten als Mutter.
Vier-Tage-Woche ganz normaler Joballtag
Dass Karriere kein Wettrennen um die meisten Überstunden sein muss, zeigt auch die Geschichte ihrer Nachfolgerin auf der Position als Finanzvorständin, Katy Röwer: Für sie ist die Vier-Tage-Woche ganz normaler Joballtag. ''Wir schreiben alle Führungspositionen in Teilzeit aus und ermutigen auch Männer, sich darauf zu bewerben'', sagt Scharner-Wolff. ''Denn wenn wir mit den besten Leuten arbeiten wollen, müssen wir auch Flexibilität anbieten.'' Und wenn ein Mann eine Teilzeitstelle annehme, dann vielleicht auch, um seiner Partnerin den Rücken freizuhalten für ihren Vollzeitjob.
Offen spricht Scharner-Wolff darüber, wie man auf der obersten Stufe der Karriereleiter nicht die Bodenhaftung verliert, wie ein lockerer Führungsstil sich mit harten wirtschaftlichen Entscheidungen verträgt, und verteidigt das viel gescholtene Lieferkettengesetz – mit einer Einschränkung.
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Bei "Die Boss – Macht ist weiblich" sprechen Spitzenfrauen unter sich: Gastgeberin und Multi-Aufsichtsrätin Simone Menne (unter anderem Siemens Energy und Henkel) trifft Chefinnen aus allen Gesellschaftsbereichen, um mit ihnen über ihr Leben und ihre Karriere zu reden. "Die Boss" erscheint vierzehntäglich immer mittwochs auf stern.de sowie auf RTL+ und allen gängigen Podcast-Plattformen.
Hinweis der Redaktion: Der stern gehört zu RTL Deutschland.
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