König Charles III. stattet derzeit Kanada einen Besuch ab. Der Monarch wird mit einer traditionellen Thronrede das kanadische Parlament in Ottawa eröffnen. Es ist das erste Mal seit fast 50 Jahren, dass ein britischer Monarch diese Aufgabe übernimmt. Der Besuch von König Charles in der ehemaligen britischen Kolonie wird deshalb als bewusster, symbolischer Akt gesehen. Dabei ist weniger wichtig, was er sagt, sondern dass er dort ist.
«Es ist weit mehr als ein zeremonieller Routineakt, sondern eine diplomatische Choreografie, die vom britischen Aussenministerium sorgfältig austariert wurde», sagt Patrick Wülser, SRF-Grossbritannien-Korrespondent. Der König werde sozusagen als Bauchredner entsendet, damit dieser der ganzen Welt und insbesondere Donald Trump klarmacht, dass Kanada ein souveränes Land mit eigener Identität ist. Denn der US-Präsident liebäugelt seit längerem mit Kanada als 51. Bundesstaat von Amerika.
Kanadier sind von Charles' Besuch wenig begeistert
Um das fragile Verhältnis mit dem Weissen Haus nicht allzu arg zu strapazieren, werde Charles bei seiner Rede jegliche Provokation unterlassen, so Wülser. «Seine Sympathien pflegt der Monarch subtil und nonverbal zu zeigen. Mit der Wahl von Farbe und Musterung seiner Krawatte oder mit der Stoffart.»

In Kanada stösst die Eröffnungsrede des Königs jedoch auf wenig Begeisterung – auch wenn sie noch so gut gemeint ist. «Eine grosse Mehrheit der Kanadierinnen und Kanadier steht der Thronrede des Königs desinteressiert gegenüber», sagt Shachi Kurl, sie leitet das renommierte Umfrageinstitut «Angus Reid» in Kanada. «Sogar jene, die sagen, die Thronrede sei eine gute Sache, sind nicht begeistert.»
In Kanada werde die Monarchie stark als Fremdkörper wahrgenommen, erklärt Justin Vovk von der kanadischen McMaster-Universität. Der Historiker ist spezialisiert auf die Geschichte der Monarchie. Tatsächlich ist der König meistens weit weg, auch im übertragenen Sinn. In Kanada übernimmt in fast allen Fällen die sogenannte Generalgouverneurin die Rolle des Staatsoberhauptes.
Nationalstolz kommt in Kanada auf
In letzter Zeit war jedoch häufig die Rede von einer Welle des Nationalstolzes, die durch Kanada gehe, ausgelöst durch Zölle und die Drohungen von Präsident Trump, er wolle Kanada zum US-Bundesstaat machen. Die konstitutionelle Monarchie grenzt Kanada von den USA ab. Vor diesem Hintergrund ist es denkbar, dass die Monarchie wieder an Bedeutung gewinnt. Historiker Justin Vovk bezweifelt dies jedoch. «Ich vermute, der Effekt wird nur kurzfristig sein.»
Eine Erhebung des Umfrageinstituts Angus Reid scheint in die gleiche Richtung zu weisen. Von den Befragten erklärten weniger als ein Drittel, Kanada solle auch über die nächsten Generationen hinweg eine Monarchie bleiben. Es gibt auch offene Kritik am Königsbesuch. Die Parlamentarier der Separatistenpartei aus der französischsprachigen Provinz Quebec wollten die Thronrede boykottieren.
Ob Donald Trump die Thronrede von Charles richtig deuten wird, ist fraglich. Spätestens, wenn er der Einladung des Königs nachkommt und mit dem Helikopter im Park vom Buckingham Palace landen wird, sollte ihm die Botschaft nicht entgehen. Dort hatte König Charles III. unter Beisein der Medien jüngst einen kanadischen Ahorn gepflanzt – das Nationalsymbol Kanadas.
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