Unter der Parole «Verteidigung der Rechte der französischen Gefangenen» wurden in den vergangenen Wochen Gefängnisse und deren Mitarbeitende angegriffen. Die Justiz geht von einem Zusammenhang mit der organisierten Drogenkriminalität aus. Wie gross ist das Problem der Drogenbanden in Frankreich?

Für Justizminister Gérald Darmanin ist klar: Die Drogenkriminalität im Land ist alarmierend und muss bekämpft werden. Die jüngsten Angriffe sieht er als Reaktion auf den verschärften Kampf gegen die Drogenbanden und als Einschüchterungsversuch gegen den Staat. «Was Frankreich gerade macht, ist hart und ein echter Gamechanger im Kampf gegen die Drogenkriminalität», sagte er in den französischen Medien.

Die jüngsten Angriffe fallen tatsächlich in eine Zeit, in der Frankreich seinen Kampf gegen die Drogenkriminalität intensiviert. Erst kürzlich wurde ein neues Gesetz von der Nationalversammlung verabschiedet, das darauf abzielt, der Drogenkriminalität das Handwerk zu legen. Für Darmanin dürften sich die Drogenbanden auch deswegen in die Enge gedrängt fühlen.

Zeichen von Stärke oder Schwäche der Drogenbanden?

Michel Gandilhon, Experte für Sicherheits- und Verteidigungsfragen am «Conservatoire national des arts et métiers», sieht die Angriffe auch als Versuch der Einschüchterung, deutet sie aber nicht unbedingt als Zeichen der Schwäche der Drogenbanden: «Da die organisierte Drogenkriminalität in den letzten Jahren erheblich zugenommen hat, könnte dies ein Zeichen dafür sein, dass das organisierte Verbrechen zuletzt an Einfluss gewonnen hat.»

Kriminelle Organisationen haben in bestimmten Gebieten die Macht über die Bevölkerung und kontrollieren den öffentlichen Raum.
Autor: Michel Gandilhon Experte für Sicherheits- und Verteidigungsfragen

Seit den 1980er-Jahren habe sich die regionale und lokale Verankerung des organisierten Verbrechens durch den wachsenden Drogenmarkt weiterentwickelt, erklärt Gandilhon. Heute konzentriere sich der Drogenhandel zwar weiterhin auf die Grossstädte und deren Vororte, habe sich jedoch auch auf ländliche Gebiete ausgeweitet. «Das ist logisch, denn der Konsum in Frankreich nimmt stark zu», so der Experte.

Gandilhon beobachtet diese Entwicklung mit Sorge: «Kriminelle Organisationen haben in bestimmten Gebieten die Macht über die Bevölkerung und kontrollieren den öffentlichen Raum.» Zudem hätten die Drogenhändler immer mehr Geld, und damit Einfluss auf die lokalen Institutionen.

Legende: Unter anderem beim Gefängnis in Nanterre wurde der Schriftzug «DDPF» (defends des droits prisonniers français) gesprayt. Keystone/EPA/TERESA SUAREZ

Kurz gesagt: Mehr Konsum führt zu mehr Geld und damit zu mehr Macht für die Drogenhändler.

Gute Gesetze, zu wenig Mittel

Gandilhon ist überzeugt, dass man das organisierte Verbrechen nicht ganz ausrotten könne: «Das zu denken ist illusorisch.» Ziel müsse es aber sein, die Auswirkungen für Staat und Bevölkerung zu begrenzen.

Legende: Auch das Gefängnis in Aix-en-Provence wurde im letzten Monat attackiert. REUTERS/Manon Cruz

Ist das neue Gesetz also der Gamechanger im Kampf gegen die Drogenkriminalität in Frankreich? Gandilhon ist skeptisch: «In Frankreich haben wir bereits viele geeignete Instrumente auf dem Papier, nur fehlen dann die Mittel, um sie umzusetzen.» Auch das neue Gesetz benötige letztendlich genügend personelle und finanzielle Mittel, um die Drogenkriminalität wirksam bekämpfen zu können.

Doch hier liegt das nächste Problem: die angespannte Haushaltslage Frankreichs. Es bleibt also abzuwarten, ob das Gesetz den gewünschten Erfolg bringt, im Kampf gegen die Drogenkriminalität.

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