In der Berliner Zentrale von Trade Republic dürfte der Ärger vor zwei Wochen groß gewesen sein: Konkurrent Scalable Capital kündigte überraschend ein neues Produkt an – ein sogenanntes Juniordepot. Eltern können dieses im Namen ihrer Kinder eröffnen und sie so frühzeitig beim Vermögensaufbau unterstützen.
Marketingchef Maximilian Meyer präsentierte auf Linkedin eine Beispielrechnung: Wer ab Geburt monatlich 10 Euro bis zum 18. Geburtstag investiere und das Kapital bis zur Rente unangetastet lasse, könne bei einer jährlichen Rendite von knapp acht Prozent mit über 177.000 Euro rechnen – bei nur rund 2000 Euro eingezahltem Kapital. "Das ist keine Zauberei, sondern Zinseszins", schrieb Meyer.
Der Scalable-Manager verwies zwar zunächst auf eine Warteliste, der offizielle Start des Kontomodells ist für den Sommer geplant. Doch der Effekt war für das Unternehmen schon jetzt erreicht: ein früher Schlag gegen Trade Republic, das nach Capital-Informationen ebenfalls ein Kinderdepot vorbereitete.
Kinderdepot von Trade Republic: So funktioniert es
Nun bestätigen sich die Gerüchte: Der Berliner Neobroker bietet ab sofort ein vergleichbares Kontomodell an – ohne Warteliste und vollständig über die App. Neben kostenlosen ETF-Sparplänen und dem Handel von Bruchstücken bietet das Kinderdepot auch die derzeit gültigen Zinsen von 2,25 Prozent auf das gesamte Guthaben, wie Trade Republic am Dienstag mitteilte. Beim Konkurrenten Scalable Capital sollen die Konditionen allerdings identisch sein.

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Eine Besonderheit des Depots ist indes eine Sparzulage, die Trade Republic etwas großspurig als "Kindergeld" bezeichnet: Gemeint ist, dass die Gebühren ausgewählter Vanguard-ETFs vom Anbieter übernommen und monatlich gutgeschrieben sowie automatisch wieder angelegt werden – und zwar bis zum 18. Geburtstag des Kindes. Der Effekt ist jedoch eher homöopathisch: Bei einem Durchschnittsinvestment von 10.000 Euro ergebe sich über 18 Jahre "ein Unterschied von 400 bis 460 Euro", heißt es auf Nachfrage von Capital. Auf Einladung könnten Familienmitglieder die Sparpläne zudem mittels Lastschrift mit zusätzlichen Einlagen zu füttern.
Auch beim Eröffnen des Kinderdepots sieht sich das Banking-Start-up technisch vorn: Der Prozess laufe vollständig digital. Eltern müssten lediglich die Geburtsurkunde ihres Kindes hochladen und den Kontobedingungen zustimmen. Bei alleinigem Sorgerecht reiche die Zustimmung eines Elternteils, bei gemeinsamem Sorgerecht seien beide erforderlich. Bestehende Kunden müssten sich zudem nicht neu identifizieren, so eine Sprecherin weiter. Wer schon einmal ein Kinderdepot bei einer Bank eröffnet hat, kennt das womöglich anders: Dort müssen Anträge teilweise noch ausgedruckt, unterschrieben und per Post verschickt werden.
Kinderdepot: "Wichtiger als ein Autokauf"
Auch wenn Trade Republic mit dem Kinderdepot dieses Mal als Nachzügler agiert – auf das Kontomodell legt die Branche große Hoffnungen. Für die Kinder und Enkel zu sparen, sei eines der emotional wichtigsten Ziele überhaupt, sagte Elmar Gaugenrieder von der Investmentgesellschaft Deka im vergangenen Jahr: "Das ist vielen noch wichtiger, als zum Beispiel auf ein noch besseres Auto zu sparen", so der Vermögensexperte.

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Getrieben werde die Entwicklung durch das anhaltend niedrige Zinsniveau klassischer Sparformen. Fonds und ETFs versprechen höhere Renditen, so Gaugenrieder. Zudem hätten Neobroker die Geldanlage für viele junge Menschen attraktiver gemacht. Viele Eltern wollten diesen Trend nun für ihre Kinder nutzen, statt das Geld auf einem Sparkonto liegenzulassen.
Dabei lohnen sich Kinderdepots für die Anbieter selbst kaum. Meist läuft nur ein Sparplan mit geringen Einlagen. Dies dürfte auch auf Trade Republic und Scalable Capital zutreffen, die sogar ganz oder teilweise auf Gebühren verzichten. Um gute Geschäfte geht es den Anbietern bei Kinderdepots aber auch nicht vorrangig. Sie zielen mit dem Kontomodell vielmehr darauf ab, ihre Kunden langfristig zu binden.
Bundesregierung plant Sparzulage
Eine neue Entwicklung kündigt sich aber bereits an: Die neue Bundesregierung aus CDU/CSU und SPD hat sich in ihrem Koalitionsvertrag darauf verständigt, ab 2026 eine sogenannte Frühstartrente einzuführen. Jedem Kind im Alter von sechs bis 18 Jahren sollen dann monatlich 10 Euro vom Staat auf ein Depotkonto überwiesen werden, mutmaßlich angelegt in ETFs.
Von den erwartbar hohen Zuflüssen – laut Schätzungen bis zu 1 Mrd. Euro jährlich – hoffen die Neobroker nun mit ihren neuen Angeboten zu profitieren. Bei Trade Republic geht man davon aus, die Frühstartrente technisch in die dann schon bestehenden Kinderdepots integrieren zu können. Ein Argument, das übrigens auch Scalable Capital vor zwei Wochen für sich beanspruchte. Der Markt bleibt also umkämpft.
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