Für Kinder bergen Smartphones viele Gefahren. Kein Wunder, dass sich Eltern um ihr Nutzungsverhalten sorgen. Hier erfahren Sie, wie man mit wenig Aufwand mehr Sicherheit erreicht.

Ob bei Youtube, in Spiele-Apps, auf Tiktok oder im klassischen Web: Kinder sind immer früher online unterwegs. Im Alltag fühlen sich viele Eltern mit der Verantwortung dafür alleine gelassen. Vor allem eine praktische Frage stellt sich: Wie bekommt man die Smartphones des Nachwuchses kindersicher?

Denn so sehr es vielen Eltern auch nicht behagt: Das Alter, in dem Kinder ein eigenes Smartphone bekommen, sinkt immer weiter. Bereits 2019 hatten 75 Prozent der Zehnjährigen ein eigenes Smartphone, meldete der Branchenverband Bitkom. Während sich der Konsum zu Hause noch gut kontrollieren lässt, ist das beim Smartphone unterwegs schon deutlich schwieriger. Dabei lassen sich iPhones und Android-Geräte mit einfachen Mitteln deutlich kindertauglicher einrichten.

So gut die Einschränkungen auch funktionieren, vollständig schützen können sie das Kind nicht. Immer wieder gibt es Inhalte, die durch Filter gelangen. Soziale Netzwerke und beliebte Chat-Apps wie Whatsapp oder Discord erlauben es zudem, viele Inhalte-Schranken zu umgehen, wenn etwa jugendgefährdende Inhalte in Chats geteilt werden. Auch vor Mobbing über solche Kanäle können technische Mittel nicht schützen. Die wichtigste Schutzmaßnahme ist daher, regelmäßig mit dem Kind über seine Aktivitäten und Erfahrungen zu sprechen und ein Vertrauensverhältnis zu bewahren. 

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Kindersicher: So geht's beim iPhone

Nutzen Kinder und Eltern ein iPhone, kann man das Gerät bereits mit Bordmitteln erheblich kindertauglicher machen. Dazu öffnet man auf dem iPhone der Eltern in den Einstellungen den Punkt "Familie". Dort kann man Familien-Mitglieder über deren Account hinzufügen oder ein neues Kinder-Konto einrichten. Beim Hinzufügen wird gleich festgelegt, ob es sich um ein Gerät für Kinder oder Erziehungsberechtigte handelt. 

Danach haben die Eltern zahlreiche Möglichkeiten, die Aktivitäten der Kinder im Auge zu behalten und sie bei Bedarf einzuschränken und zu kontrollieren. Dazu bietet Apple eine Menge Werkzeuge – von einer Übersicht, was der Nachwuchs genau und wie lange auf dem iPhone treibt, über Inhalte-Beschränkungen über den App Store und Apples Medien-Apps bis zur Option, den Standort des Kinds über GPS zu verfolgen. Praktisch: Die Einstellungen gelten über Geräte hinweg – und schränken etwa das iPad der Kinder gleich mit ein.

Eines der wichtigsten Features ist dabei die Funktion "Bildschirmzeit". Sie funktioniert im Prinzip genauso wie das Äquivalent für das eigene iPhone, nur dass eben die Nutzung des Kinder-Smartphones im Detail angezeigt wird. Eltern erfahren hier nicht nur, wann und wie lange ihre Kinder sich mit welchen Apps beschäftigen. Sie können bei exzessiver Nutzung auch eingreifen und einzelne Apps oder Kategorien wie Spiele mit Zeitlimits versehen. Oder dem iPhone allgemeine Ruhezeit zur Nacht oder Schulzeit zu verordnen. Wer möchte, kann wichtige Apps wie das Telefon, SMS oder Schulprogramme über den Reiter "Immer erlauben" von den Beschränkungen ausnehmen.

Ausnahmen müssen die Eltern explizit erlauben: Möchte das Kind mal länger spielen oder zu Zeiten, in denen eigentlich Ruhe angesagt ist, kann es eine entsprechende Anfrage an die Eltern senden, die dann mit einem Elterncode bestätigen müssen. Vor Spam müssen die Eltern sich keine Sorgen machen: Einmal abgelehnt, sind für eine Weile keine weiteren Anfragen für die entsprechende Funktion möglich.

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Kontrolle über Apps und Inhalte

Welche Apps die Kinder auf dem Smartphone haben, können die Eltern ebenfalls im Auge behalten – indem sie festlegen, dass neue Apps nur nach Bestätigung der Eltern aus dem App Store geladen wurden. Damit es in Browser, Musik-App und Co. ebenfalls altersgerecht bleibt, lässt sich unter "Beschränkungen"  das Höchstalter für Inhalte im Internet, bei Videoinhalten oder Serien bestimmen.

Auch der Kontakt zu bestimmten Personen lässt sich beschränken. So können Eltern unter "Kommunikationslimits" die Kommunikation mit bestimmten Kontakten einschränken oder ganz verbieten. Das gilt allerdings nur für die Bordapps wie SMS und das Telefon. Aber: Die Eltern können sich auch die Option einräumen, Kontakte ganz zu aus dem Adressbuch des Nachwuchses zu streichen. Noch mehr als in den anderen Bereichen sollte hier aber das Gespräch mit den Kindern gesucht werden.

Ein GPS-Tracking der Kinder ist ebenfalls möglich. In den iCloud-Einstellungen muss man dazu auf dem iPhone des Kindes unter "Wo ist" die Standort-Freigabe einschalten. Erzwingen kann man das nicht: Die Kinder können das Senden ihres Standortes auch selbst abschalten. Apple setzt hier auf gegenseitiges Vertrauen.

Tipps zum Umgang mit einzelnen Apps wie Netflix oder Youtube finden Sie unten.

Android-Smartphones: So funktioniert der Kinderschutz

Auch Geräte mit Googles Betriebssystem Android lassen sich schützen. Dazu muss man zunächst auf beiden Geräten die App Family Link herunterladen. Die App stammt von Google selbst und liegt in Varianten für Kinder und Eltern (hier auch für iPhones) vor. Einmal installiert, erlaubt sie es, weitreichende Kontrollmechanismen für das Kinder-Smartphone nachzurüsten. Will man die App auf bereits benutzten Accounts von Jugendlichen über 13 installieren, sollte man mit denen vorher sprechen: Sie können die Schutzfunktionen nämlich selbst wieder abstellen. In einem extra über die App eingerichteten Kinder-Account geht das nicht.

Die Bedienung der App ist weitgehend selbsterklärend. Wie beim iPhone kontrollieren die Eltern über Family Link, welche Apps installiert werden dürfen, wann und wie lange die Kinder ihr Smartphone benutzen können. Gut: Auch spontan lassen sich die Geräte sperren – etwa wenn das Familienessen auf dem Tisch steht. Die Ortung des Kindes ist ebenfalls möglich. 

Generelle Altersbeschränkungen erlaubt Google Family Link zwar nicht, die anzeigbaren Webseiten in Google Chrome und in Websuchen lassen sich aber altersgerecht beschränken. 

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So schränken Sie wichtige Apps ein

Das Thema Apps ist für Eltern schwierig. Obwohl auch Kinder Dienste wie Whatsapp oder Instagram nutzen wollen, dürfen sie das eigentlich gar nicht. Für Whatsapp, Instagram oder Tiktok liegt das Mindestalter eigentlich bei 13 Jahren, vor allem Whatsapp haben in der Regel aber auch jüngere. Hier sollten Eltern unbedingt das Gespräch mit den Kindern suchen und abwägen, ob sie durch ein Verbot der Apps eventuell Ausgrenzung befürchten müssen.

Bei vielen Apps lässt sich immerhin eine Kindersicherung aktivieren. So schaltet man bei Youtube in den Einstellungen mit dem "Eingeschränkten Modus" etwa einen Filter für anstößige Inhalte ein, der viele beliebte, aber kaum kindertaugliche Inhalte ausblendet. Auch Spotify erlaubt es, unter "Unangemessene Inhalte" zu vulgäre Lieder zu verbieten. Das funktioniert für deutschsprachige Nutzer aber leider nur bedingt. Die Beschränkungen beruhen in erster Linie auf amerikanischen Maßstäben. Während viele Lieder mit englischsprachigen Texten für die Kinder gesperrt sind, bleibt der für die Kleinen deutlich besser verständliche Deutschrap oft trotz zahlreicher Kraftausdrücke und problematischer Themen wie Drogen weiter abrufbar.

Einstellungen im Auge behalten

Eine der größten Gefahren für die Sicherheits-Einstellungen sind allerdings die Kinder selbst: Sie finden immer neue Wege, die Sperren zu umgehen. Wird ein Blick auf den Eltern-Code erhascht, können sie sämtliche Einstellungen schnell nach den eigenen Vorstellungen anpassen. Und das durchaus auch über einen Code-Wechsel hinaus. Packen Kinder sich auf dem iPhone den "Immer erlauben"-Reiter mit den Lieblingsapps voll, merken die Eltern davon mit Glück erstmal eine Weile nichts. Zumindest auf dem iPhone können sich Eltern seit iOS 18  benachrichtigen lassen, wenn jemand den Code eingegeben hat. 

Auch weitere Tricks werden im Freundeskreis schnell verbreitet. Packt man sich die Foto-App oder einen Whatsapp-Chat mit den Lieblingsvideos voll, kann man die auch in beschränkten Zeiten anschauen. Manche machen sich sogar die Funktion des Betriebssystems zunutze. Ist die Foto-Galerie beschränkt, kann man die auf dem iPhone über einen Umweg nämlich trotzdem vollständig nutzen: Indem man einfach stattdessen die Kamera-Vorschau öffnet.

Quellen: Bitkom, Klicksafe, Apple, Google

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