Russland dominiert den Drohnenkrieg. Bei den Langstreckenfluggeräten wird dies inzwischen nahezu täglich demonstriert, wenn Hunderte von ihnen gegen die Ukraine eingesetzt werden. Die Russen haben das Baumuster der ursprünglich iranischen Shahed-Drohnen weiterentwickelt und eine Massenproduktion gestartet.
Diese Weiterentwicklungen sind mit verbesserten Navigationssystemen und größerer Sprengkraft ausgestattet, was ihre Effektivität gegenüber strategischen Zielen erhöht. Erst vor wenigen Tagen zeigte ein Video die Drohnenfabrik in der Sonderwirtschaftszone Alabuga. Erschreckend sind nicht nur die Dimensionen der Anlagen, CNN schätzt, dass Unterkünfte für 40.000 Mitarbeiter errichtet werden, sondern auch die Art der Produktion. In Alabuga werden keine angelieferten Komponenten montiert. Stattdessen stellen die Fabriken hier die Grundmodule her – inzwischen vermutlich auch die Motoren der Drohnen.
Aufstieg der FPV-Drohnen
Doch auch bei den kleinen, pilotengesteuerten Drohnen (FPV) haben die Russen erheblich aufgeholt, sowohl in der technischen Entwicklung als auch in der schieren Menge. Die Schwärme der Langstreckendrohnen sind Teil einer strategischen Luftoffensive, mit der Russland die zivile und militärisch-industrielle Infrastruktur der Ukraine zerstören will.
Die kleinen Geräte mit ihrer vergleichsweise geringen Reichweite operieren entlang der Front. Sie haben den Landkrieg entscheidend verändert. Ihre Omnipräsenz macht Truppenansammlungen praktisch unmöglich. Jede größere Operation wird von ihnen entdeckt und bekämpft.
Drohnen fungieren dabei nicht nur als Angriffswaffe, sondern auch als Echtzeit-Aufklärung, was die Koordination von Artillerie und Infanterie erheblich verbessert.
Bis zur gescheiterten Sommeroffensive der Ukraine im Jahr 2023 hatten Drohnen noch nicht diese entscheidende Bedeutung. Damals stoppten die Russen die ukrainischen Vorstöße mit tief gestaffelten Verteidigungsanlagen, Minenfeldern und dem Einsatz von Artillerie. Seitdem dominieren jedoch die kleinen Drohnen das Schlachtfeld. Mit ihrer Hilfe konnten die Verteidiger dem russischen Druck standhalten. Ihre fliegenden Augen konnten den russischen Vormarsch nicht verhindern, aber deutlich verlangsamen.

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Russische Drohnen dominieren
Möglich wurde dies, weil die Ukrainer beim Einsatz, Bau und der Entwicklung von Drohnen den Russen voraus waren. Die Verteidiger waren zahlenmäßig unterlegen und bei Großgerät wie Panzern und Artillerie deutlich im Nachteil, doch die neuartigen, kostengünstigen Drohnen konnten dieses Missverhältnis ausgleichen. Das liegt auch daran, dass dieser Waffentyp die Verteidigung begünstigt. Wer angreift, muss seine Stellungen verlassen, wodurch die Truppen im offenen Feld exponiert sind und zur Beute für gegnerische Fluggeräte werden.
Inzwischen sieht es an der Front anders aus. An ganzen Abschnitten dominieren die Invasoren den unteren Luftraum. Dies zeigte sich erstmals im größeren Maßstab beim Zusammenbruch des ukrainischen Frontvorsprungs in der russischen Region Kursk. Hier konnten die Russen die Stellungen der Ukrainer um das Städtchen Sudscha herum vom Nachschub abschneiden, da ihre Drohnen das Gebiet zwischen den Truppen und der ukrainischen Grenze kontrollierten. Während die ukrainischen Drohnen durch elektronische Kriegsführung niedergehalten wurden.
Industrielle Drohnenproduktion
Wie konnte das geschehen? Ein entscheidender Punkt ist die Technik. Russland hat schneller und entschiedener als die Ukraine auf Drohnen gesetzt, die nicht per Funk, sondern mit einem Glasfaserkabel gesteuert werden. Funkverkehr kann effektiv gestört werden, kleine Geräte können ihn anmessen, um Soldaten im Feld vor der Annäherung gegnerischer Drohnen zu warnen. Beides ist bei Glasfaserdrohnen nicht möglich. Zudem können diese in Umgebungen operieren, die Funksignale absorbieren. Sie tauchen in Wälder hinab oder fliegen in das Innere von Gebäuden. Glasfaserdrohnen bieten zudem eine höhere Datenübertragungsrate mit besserer Videoqualität und präziserer Steuerung.
Die Ukraine profitierte hingegen vom freien Zugang zu den Weltmärkten und kleinen, innovativen Firmen, die dank westlicher Unterstützung die Mittel erhielten, um schnell große Mengen an Drohnen herzustellen. In Russland war die Rüstung hingegen in der Hand großer Staatskonzerne, denen die Technik der Drohnen ebenso fremd war wie die Agilität von Start-ups und die Innovationsgeschwindigkeit des Drohnenkriegs.
Während Kiew über eine Million Drohnen im Jahr produzierte, kam Russland nicht über einige Hunderttausend hinaus und war stark auf chinesische Zulieferungen angewiesen. Die ukrainische Produktion wurde durch Crowdfunding-Initiativen und Freiwilligennetzwerke ergänzt, die die Entwicklung neuer Drohnenmodelle beschleunigten.

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In Sachen Innovationsgeschwindigkeit ist Kiew weiterhin führend. Anders als Russland ist das Land jedoch weitgehend auf die Finanzierung durch Verbündete angewiesen. Ob Crowdfunding oder befreundete Regierungen, Kiew kann beide Finanzquellen nicht kontrollieren. Kriegsmüdigkeit und abnehmendes Zutrauen in die ukrainische Führung können diese Finanzmodelle ebenfalls beeinflussen.
Tiefenlocation der Herstellung
Inzwischen konnten die Russen ihr Manko durch massive Investitionen und eine veränderte Förderpolitik beheben. Der schwerfällige Staatsapparat schaffte es, eine Struktur für Hunderte kleine Firmen zu schaffen. Gleichzeitig flossen Hunderte von Millionen in Forschung und Entwicklung. Dabei agiert der Kreml erstaunlich kreativ: 2025 wurde die Drohnenindustrie etwa von der Umsatzsteuer befreit. Neben der Steuerung durch Glasfaser setzen die Russen zunehmend auch KI in ihren Drohnen ein. KI-gestützte Drohnen können autonom Ziele erkennen und Angriffe ohne ständige menschliche Steuerung durchführen.
Es gab auch einen weiteren Grund, warum die Russen länger für eine industrielle Produktion brauchten. Ihr Ziel war es, möglichst viele Komponenten der Drohnen selbst herzustellen. Das kostete mehr Zeit als ein Import und war auch teilweise von Rückschlägen begleitet. Doch dadurch wird die russische Produktion unabhängiger vom Wohlwollen der Lieferanten.

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Russlands enorme Investitionen haben inzwischen zu einer Drohnenproduktion in einem großen industriellen Maßstab geführt, während in der Ukraine die Herstellung durch die unaufhörlichen russischen Angriffe zurückgeworfen wird. Eine Drohnenfabrik wie die russische Megafactory in Alabuga würde in der Ukraine sofort bombardiert. Kiew ist zwar zu spektakulären Schlägen gegen die russische Rüstungsindustrie in der Lage, doch bislang sind dies Einzelerfolge, die die russischen Anstrengungen nicht nachhaltig zurückwerfen können. Die Ukraine hat begonnen, Langstreckendrohnen für gezielte Angriffe auf russische Raffinerien und Rüstungsbetriebe einzusetzen, was die russische Logistik beeinträchtigt, aber die Drohnenproduktion nicht stoppt.
Eine Unterlegenheit im Bereich der FPV-Drohnen, wie sie bereits bei der Zahl der Langstreckendrohnen besteht, hätte fatale Folgen für den Fortgang des Bodenkrieges. Der Generaldirektor des Wissenschafts- und Produktionszentrums Ushkuinik in Weliki Nowgorod, Alexey Chadayev, sagte der Nachrichtenagentur Tass, dass jeden Monat Zehntausende von Drohnen des Typs "Prinz Vandal" gestartet werden. "Im August 2024 konnten wir maximal 500 Geräte pro Monat herstellen. Tatsächlich steigt die Produktion jetzt jeden Monat um mehrere Tausend."
Produktion von "Prinz Vandal"
Die "Prinz-Vandal"-Drohne – Knyaz Vandal Novgorodsky (KVN) – ist der Kern der Offensive. Erstmals trat sie in Erscheinung, als die Russen den ukrainischen Brückenkopf bei Kursk eingedrückt haben. Bei der Drohne handelt es sich um einen Quadcopter, sie wird von einem Glasfaserkabel gesteuert. Ursprünglich lag die Reichweite bei 20 Kilometern, inzwischen sind 50 Kilometer möglich. Parallel dazu wurde die Haltbarkeit der Faser deutlich verbessert. Die Nutzlast ist groß genug, um panzerbrechende Munition zu tragen. Videos suggerieren immer eine hundertprozentige Trefferwahrscheinlichkeit von Drohnen. Das liegt daran, dass niemand Fehlschüsse veröffentlicht. Funkgesteuerte FPV-Drohnen sollen eine Trefferwahrscheinlichkeit von etwa 20 Prozent erreichen, die der "Prinz Vandal" soll bei 95 Prozent liegen. Inzwischen gibt es die Drohne auch mit Nachtsichtfähigkeiten.
Der Abwehrkampf der Ukrainer basiert derzeit auf dem Einsatz kleiner Drohnen. Die Soldaten an der Kontaktlinie dienen nur dazu, die rückwärtigen Operateure zu schützen, die wiederum Schwert und Schild der Bodentruppen sind. Ohne diesen Schirm können die Ukrainer die dünn besetzte Front kaum halten, weil die Russen ansonsten ihre Überlegenheit bei schwerem militärischem Gerät zum Tragen bringen könnten.
Der Stand des Drohnenkriegs zeigt sich derzeit in Pokrowsk. Die Ukrainer versuchen, die Stadt mit ihren Truppen zu halten, doch das Siedlungskonglomerat ist so groß, dass es keine durchgängig besetze Front geben kann. Anstatt auf Angriffe großer Konvois setzen die Russen auf kleine Infiltrationsgruppen, die unter dem Schutz ihrer Drohnen in die Stadt einsickern.
Quellen:Tass, CNN
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