Als die "Admiral Kusnezow" ihren Dienst aufnahm, war ein Ende des Kalten Krieges noch lange nicht in Sicht. Knapp 40 Jahre später steht der einzige Flugzeugträger Russlands vor dem Aus. Das Schiff hatte die letzten Jahre nach seinem einzigen Kampfeinsatz im Dock verbracht – und trug schon vorher den Spitznamen "Schiff der Schande".
"Wir sehen einfach keinen Sinn mehr darin, es zu reparieren", erklärte Andrei Kostin, der Vorsitzende der staatlichen Schiffsbaugesellschaft Russlands, gegenüber der Zeitung "Kommersant". "Es ist über 40 Jahre alt, es ist extrem teuer. Ich denke, wir werden sie entweder verkaufen oder entsorgen", zitiert "Reuters" die russische Zeitung. Die Äußerung ist eine Reaktion auf entsprechende Berichte der kremlnahen Zeitung "Iswestija". Das russische Verteidigungs-Ministerium sieht Informationen zu einzelnen Kampfschiffen und ihrer Tauglichkeit als sensibel an und äußert sich entsprechend nicht offiziell dazu.

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Flugzeugträger der Schande
Die "Admiral Kusnezow" hatte ihren Spitznamen vom damaligen britischen Verteidigungsminister Michael Fallon bekommen, als sie 2017 von ihrem einzigen Kampfeinsatz zurückkehrte. Im Mittelmeer hatte der Flugzeugträger mit Luftangriffen den ehemaligen syrischen Machthaber Baschar al-Assad im Kampf gegen Rebellen unterstützt. Bei seiner Rückkehr waren von der englischen Küste dicke, schwarze Rauchwolken erkennbar, die aus dem Schiff aufstiegen.
Schon der Einsatz in Syrien fiel blamabel aus. Innerhalb von drei Wochen verlor die "Admiral Kusnezow" zwei Jets im Meer. Russland sprach von "technischen Fehlern".
Bei der Modernisierung – Russland ließ etwa Kessel und Ausrüstung austauschen – ging die Pannenserie weiter. 2018 schlug das Schiff leck, als das Trockendock unterging, ein 70 Tonnen schwerer Kran krachte in die Seite und schlug ein Loch in den Rumpf. In den letzten Jahren kam es zudem zweimal zu Bränden in der Werft. Im Ukraine-Krieg kam das Schiff deshalb gar nicht erst zum Einsatz. Beobachter hatten bereits seit längerem Zweifel geäußert, ob die "Admiral Kusnezow" jemals wieder in Dienst genommen werden würde.
Russlands Führung ist gespalten
Wird der Flugzeugträger verschrottet, dürfte das auch als Richtungsentscheidung für die russische Marine zu verstehen sein. Laut der "Iswestija" gibt es im Führungszirkel schon länger Debatten, ob Russland überhaupt einen Flugzeugträger benötigt. Dabei werden vor allem die Kosten von mehreren Milliarden Euro hinterfragt.
Tatsächlich handelt es sich bei der "Admiral Kusnezow" nicht um einen klassischen Flugzeugträger. Mit 300 Metern Länge ist sie deutlich kürzer als "echte" Flugzeugträger, wie sie etwa die USA und mittlerweile auch China bauen. Genau genommen handelt es sich um einen Schlachtkreuzer, der nachträglich mit einer Landebahn versehen wurde. Statt auf einen Katapultstart setzt das Schiff auf eine gewölbte Startschanze. Dafür ist sie allerdings in anderer Hinsicht gefährlicher als die Träger der USA: Die "Admiral Kusnezow" ist mit Raketen und Geschützen deutlich schwerer bewaffnet.
Quellen: Reuters, Istwestja
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