Den meisten ist ein Job genug. Ein Programmierer wurde nun erwischt, wie er im Homeoffice bei mindestens vier Firmen gleichzeitig arbeitete. Er konnte nicht anders, sagt er.

Endlich ist Wochenende! Den meisten Menschen sind fünf Tage Arbeit genug, um sich etwas Erholung gönnen zu wollen. Soham P. dürfte dafür wenig Zeit gehabt haben. Der in Indien lebende Programmierer hatte sich immer wieder neue, zusätzliche Jobs gesucht – obwohl er bereits mehrere hatte. 

Das geht aus einer regelrechten Welle an Social-Media-Posts aus dem Silicon Valley hervor. Losgetreten hatte die Suhail Doshi, der Geschäftsführer der KI-Firma Playground AI. "Um es mal öffentlich zu machen: Es gibt da diesen Typ namens Soham P. (in Indien), der bei drei bis vier Start-ups gleichzeitig arbeitet", postete er unter Nutzung des vollständigen Namens bei X. "Ich habe ihn seiner ersten Woche rausgeworfen und ihm gesagt, er soll aufhören, die Leute zu bescheißen. Ein Jahr später hat er nicht damit aufgehört."

Karriere "Ich arbeite vielleicht die Hälfte der Zeit meiner Kollegen"

Im Homeoffice für mehrere Firmen gleichzeitig

Der Post wurde mittlerweile von mehr als 22 Millionen X-Nutzern gesehen – und von denen haben erstaunlich viele ihre eigenen Erfahrungen mit P. gemacht. "Oh mein Gott, wir haben ihn vor einer Woche eingestellt", staunt etwa Flo Crivello, der Chef des Start-ups Lindy. "Ich habe ihn gerade entlassen. Er war unglaublich gut in den Bewerbungsgesprächen." Dutzende weitere hochrangige Techworker berichteten ähnliche Erfahrungen. 

An den technischen Fertigkeiten scheint es nie gescheitert zu sein. Alle attestieren P. ein enormes Fachwissen und sehr gute Programmierkenntnisse. Nur war eben immer wieder Firmen auf die eine oder andere Art aufgefallen, dass er auch für andere arbeitete. "Er war der erste Programmierer, den wir eingestellt haben", erinnert sich Matt Parkhurst vom KI-Start-up Antimetal. "Er ist sehr smart und sympathisch, ich habe gerne mit ihm gearbeitet. Aber wir haben schnell gemerkt, dass er für mehrere Firmen arbeitete und entließen ihn wieder."

Tair Asim, Produkt-Chef bei Sync Labs, nimmt die Verantwortung gar auf sich. "Es ist meine Schuld. Als ich das letzte Mal alleine mit Soham sprach, riet ich ihm im Wissen, dass wir ihn entlassen werden, sich bei mehreren Firmen zu bewerben. Weil er technisch so gut war. Hätte ich das bloß gewusst …" 

"Ich bin nicht stolz darauf"

Sohan P. selbst hat die Vorwürfe mittlerweile bestätigt. "Es ist wahr, ich habe für mehrere Firmen gleichzeitig gearbeitet", gesteht er im Podcast TBPN. Er sei in finanziellen Schwierigkeiten gewesen. "Ich sah einfach die Gelegenheit, mich schneller aus dieser Situation herauszuarbeiten, wenn ich bei mehreren Firmen gleichzeitig arbeitete", erklärt er. Weil er wenig schlafe, käme er im Schnitt auf 140 Stunden Arbeit die Woche. "Niemand arbeitet gerne so lange." Was genau seine finanziellen Herausforderungen gewesen seien, will er nicht beantworten. "Ich bin nicht stolz auf das, was ich getan habe."

Ob seine Strategie erfolgreich war, ist allerdings fraglich. Trotz der von ihm genannten extrem hohen Arbeitsbelastung scheint P. seinen Anforderungen selten gerecht geworden zu sein. Er habe seinen ersten Arbeitstag immer weiter herauszögern wollen, berichtet Marcus Lowe, Gründer der KI-Plattform Create, gegenüber "The Verge". Erst sei es eine Reise gewesen, dann habe er sich krankgemeldet. "Irgendwas fühlte sich falsch an", so Lowe. 

Dann habe er entdeckt, dass P. auf seiner Seite des Programmier-Verzeichnisses Github weiter Arbeiten hochgeladen hatte – auch in der Zeit, in der er sich krankgemeldet hatte. Unter anderem hatte er für ein anderes Start-up programmiert. "Ich begann, etwas nachzuforschen und entdeckte, dass er in Marketingmaterialien für sie auftauchte", erinnert er sich. "Dabei hatte er die Firma gar nicht in seinem Lebenslauf genannt. Am Ende habe man ihn aber entlassen, weil er ein Projekt nicht fertig bekam.

Neuanfang

Das Ende seiner Karriere scheinen die Enthüllungen aber nicht zu sein: Er habe gerade bei Darwin, einem Start-up für Video-KI angeheuert, bestätigte Darwin-Chef Sanjit Juneja gegenüber "The Verge". "Ich werde für diese und nur diese Firma arbeiten. Sie sind die einzigen, die mir aktuell eine Chance geben", versicherte P. bei X. Besonders einsichtig gibt er sich dem Post nicht. "Ich bin angepisst. Aber ich habe etwas zu beweisen."

Quellen: X, The Verge, Techcrunch

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