Ein jahrzehntelanger Streit ist Geschichte: Großbritannien gibt die unter seiner Kolonialherrschaft erlangten Chagos-Inseln an Mauritius zurück. Der juristische Versuch, den Deal in letzter Sekunde zu stoppen, misslingt. Aus der Region zurückziehen werden sich die Briten indes nicht. Das hat militärische Gründe.
Großbritannien gibt die Chagos-Inseln im Indischen Ozean an Mauritius zurück. Der britische Premierminister Keir Starmer unterzeichnete das Abkommen zur Rückgabe des Archipels, nachdem ein Richter den Weg dafür frei gemacht hatte. Das Abkommen sei "der einzige Weg", den Zugang Großbritanniens und der USA zum wichtigen Militärstützpunkt auf der größten Insel des Archipels, Diego Garcia, aufrecht zu erhalten.
Das Abkommen sieht vor, dass Mauritius den Stützpunkt für mindestens 99 Jahre weiter zur Nutzung an London und Washington verpachtet. Großbritannien soll seiner ehemaligen Kolonie dafür jährlich 101 Millionen Pfund (rund 120 Millionen Euro) zahlen. Es gebe keine andere Alternative, "als im nationalen Interesse Großbritanniens zu handeln und diesem Deal zuzustimmen", sagte Starmer und fügte hinzu, dass die wichtigsten Verbündeten Großbritanniens - darunter auch die USA - das Abkommen unterstützten.
Zu den "einzigartigen und unverzichtbaren" Fähigkeiten, die der Standort auf Diego Garcia biete, gehören demnach ein Flugplatz- und Tiefwasserhafen sowie Einrichtungen, die den weltweiten Betrieb des Satellitennavigationssystems GPS unterstützen und die Überwachung von Objekten im Erdorbit ermöglichen. Außerdem sei dort Ausrüstung zur Überwachung des Verbots von Nuklearversuchen, so Starmer.
Konservative Politiker kritisierten die Pläne im Vorfeld als Ausverkauf strategischer britischer Interessen und warnten, man laufe Gefahr, das Gebiet chinesischem Einfluss zu überlassen. Starmer verteidigte den Deal, der nach seinen Angaben unter dem Strich rund 3,4 Milliarden Pfund (etwa 4 Milliarden Euro) kosten soll. Die Vereinbarung sei der einzige Weg, die Militärbasis auf lange Sicht zu erhalten.
Klage vor dem Internationalen Gerichtshof
Am Morgen hatte eine kurzfristig vom Londoner High Court anberaumte Verhandlung zu einer Verzögerung der Unterzeichnung geführt. Zwei vom Chagos-Archipel stammende Frauen hatten eine einstweilige Verfügung erwirkt. Die Labour-Regierung Starmers legte daraufhin Berufung ein. Am Mittag hob Richter Martin Chamberlain die einstweilige Verfügung auf und entschied, dass "sehr starke Argumente" dafür sprächen, dass eine weitere Verzögerung "dem nationalen Interesse und dem öffentlichen Interesse des Vereinigten Königreichs schaden" würde.
Großbritannien hatte sich im Oktober nach jahrzehntelangem Streit bereit erklärt, die Chagos-Inseln zurückzugeben, wenn es weiterhin Zugang auf den auch von den USA genutzten Militärstützpunkt erhalte. Mauritius war früher britische Kolonie und wurde gemeinsam mit den Chagos-Inseln verwaltet. Bevor die britischen Kolonialherren Mauritius 1968 in die Unabhängigkeit entließen, trennten sie die Chagos-Inseln administrativ ab und beließen sie unter britischer Kontrolle.
Dagegen hatte Mauritius vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH) geklagt und 2019 Recht bekommen. Der Stützpunkt auf Diego Garcia war während des Kalten Krieges von zentraler strategischer Bedeutung, in den vergangenen Jahren wurde er für US-Luftwaffeneinsätze in Afghanistan und im Irak genutzt.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke