Nach dem Telefonat zwischen Donald Trump und Wladimir Putin ist unklar, welchen nächsten Schritt der US-Präsident plant. Trump deutete an, dass sich die USA aus der Vermittlerrolle zurückziehen könnten. In Hinsicht auf einen Zeitplan für Verhandlungen über eine Waffenruhe als auch auf neue US-Sanktionen blieb der Republikaner vage.

Die Europäer bekräftigten derweil ihre Bereitschaft, die Ukraine auf dem Weg hin zu einer Waffenruhe „eng zu begleiten“, wie Bundeskanzler Friedrich Merz sagte. Am Mittwoch soll es weitere Sanktionen der Europäischen Union geben. Doch ohne Druck der USA auf Russland und vor allem ohne deren fortgesetzte Militärhilfe wird die Lage für die Ukraine noch schwieriger.

Das klingt wesentlich verhaltener als noch vor zehn Tagen, als Merz mit seinen europäischen Amtskollegen aus Kiew mit dem US-Präsidenten sprach. Seinerzeit kam die Hoffnung in Europa auf, dass der Westen geeint gegen Russlands Machthaber steht.

„Trump nimmt die Europäer nicht sonderlich ernst. Genau das will Putin. Er will weder Wolodymyr Selenskyj noch die Europäer eingebunden sehen. Er will einen Deal mit Trump machen, weil er überzeugt ist, Trump manipulieren zu können“, sagt John Bolton WELT. Trumps ehemaliger nationaler Sicherheitsberater sprach am Montag nach dem Telefonat mit WELT und anderen europäischen Medien.

Auf die Frage, was Trump täte, sollten sich die USA zurückziehen und die Europäer militärisch die Lücke nicht allein schließen können, sagte Bolton: „Trump ist es egal, wenn Europa der Ukraine nicht allein helfen kann. Er ist der Meinung, dass das Joe Bidens Krieg ist.“

Bolton gab sich skeptisch, ob weitere Sanktionen noch etwas auswirken können. „Die Sanktionen gegen Russlands Ölexporte sind fehlgeschlagen, genau wie die Finanzsanktionen. Das nächste EU-Paket ist das 17., die USA haben auch schon acht oder neun oder zehn Runden verhängt.“ Bolton war Anfang der 1990-er Jahre in der Regierung von George Bush Senior mit für Sanktionen zuständig, „und Sanktionen haben den Irak nicht aus Kuwait vertrieben“.

Ob eine Waffenruhe aus ukrainischer Sicht Sinn macht, stellte Bolton infrage. „Für die Ukraine ist eine Waffenruhe nicht von Vorteil, wenn die USA ihre Militärhilfe fortsetzen oder die Europäer im gegenteiligen Fall die Lücke füllen können. In der Geschichte der UN-Friedensmissionen wird die Front eine De-facto-Grenze, wenn eine Waffenruhe geschlossen wird und dann Verhandlungen beginnen. Womit die Ukrainer rund 20 Prozent ihres Territoriums verlieren würden.“

Stefanie Bolzen berichtet für WELT seit 2023 als US-Korrespondentin aus Washington, D.C. Zuvor war sie Korrespondentin in London und Brüssel. Hier finden Sie alle ihre Artikel.

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