Seit Beginn des russischen Angriffskriegs kämpfen immer mehr Frauen in der ukrainischen Armee. Fast 70.000 Frauen dienen im Jahr 2025 in den ukrainischen Streitkräften. Sie sind Scharfschützinnen, Drohnenpilotinnen und Kampfpilotinnen. ntv.de stellt einige von ihnen vor.

Rund 1200 Tage kämpft die Ukraine bereits gegen Russlands Vollinvasion. Im vierten Jahr dieses Zermürbungskriegs ist die Versorgung mit Waffen, aber auch mit Personal für die ukrainischen Streitkräfte entscheidend. Deshalb bemüht sich das ukrainische Militär schon länger, auch Frauen zu rekrutieren.

In der Ukraine besteht die Wehrpflicht für Männer. Frauen, die den ukrainischen Streitkräften im Krieg gegen Russland dienen wollen, können sich freiwillig melden. Mit einer Ausnahme: Seit 2023 müssen sich Frauen mit bestimmten Berufen, zum Beispiel aus der Medizin, bei den Wehrpflichtämtern registrieren lassen. Schrittweise hebt das ukrainische Militär in den vergangenen Jahren Beschränkungen auf: Jetzt dürfen Frauen auch Lkw fahren, mit Maschinengewehren schießen oder Panzer kommandieren. Zuvor waren sie von diesen Tätigkeiten ausgeschlossen. Auch an der Garderobe wird gebastelt.

Und je länger der Krieg andauert, desto mehr Frauen kommen in den Dienst der ukrainischen Armee. 2022 dienen rund 40.000 Frauen im ukrainischen Militär, 5.000 davon direkt an der Front. Drei Jahre später sind es nach Angaben des Außenministeriums der Ukraine fast 70.000 Frauen. "Inmitten des russischen Angriffskriegs übernehmen ukrainische Frauen eine Vielzahl wichtiger Aufgaben", schrieb das Ministerium auf Instagram am 8. März, dem Weltfrauentag. "Sie steuern Drohnen, räumen Minen aus befreiten Gebieten, kämpfen an der Front, führen Truppen, kümmern sich um die Logistik und leisten unter Beschuss lebensrettende medizinische Hilfe."

Oksana Rubaniak - "Xena" der ukrainischen Armee

Auch Oksana Rubaniak kämpft für die Ukraine. Und das schon seit dem 24. Februar 2022. Am ersten Tag des russischen Angriffskriegs tritt die damals 19-jährige Rubaniak einer Freiwilligeneinheit in Iwano-Frankiwsk bei. Wenig später wird sie Mitglied der ukrainischen Streitkräfte. Mehr als ein Jahr lang dient sie als einzige Frau unter den Soldaten der 72. Selbstständigen Mechanisierten Brigade. Ihr Spitzname unter den Kameraden ist "Xena". Als Maschinengewehrschützin kämpft sie an der Front in Bachmut, Marjinka und Wuhledar. Dort wird sie im März 2023 schwer verletzt. Nach ihrer Genesung kehrt Rubaniak im Sommer desselben Jahres zurück an die Front. Im November 2023 - mit 21 Jahren - wird sie Kommandantin einer Kompanie mit 98 Soldaten, die Drohnen steuern.

Schon vor dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine hat Rubaniak Gedichte geschrieben. Seit 2022 sind mehrere Bände ihrer Gedichte über Leben, Tod und Freiheit veröffentlicht worden. "Eines Tages wird ein schwarzes Band auf meinem Foto erscheinen. Es ist nur eine Frage der Zeit. An der Front nähert sich der Tag der Toten tausendfach", schreibt sie in einem Post auf Instagram. "Viele meiner Freunde sind tot. Und wo sind deine Freunde? Sie gehen spazieren, lernen, arbeiten. Meine sind im Kampf mit dem Feind, andere entscheiden sich noch jeden Tag für das Recht zu leben."

Heute ist sie eine der berühmtesten Soldatinnen der ukrainischen Armee. Auch weil die ukrainische Ausgabe des Wirtschaftsmagazins "Forbes" sie 2024 als eine der "30 unter 30" wichtigsten Personen der Ukraine zählt. Im selben Jahr ziert sie in Militäruniform die Titelseite der ukrainischen "Vogue". Im Februar 2025 ist ihr Verlobter Maxim Yemets an der Front gefallen.

Kateryna - Die einzige Hubschrauber-Kampfpilotin

Die derzeit einzige Hubschrauber-Kampfpilotin in den ukrainischen Streitkräften ist Kateryna. Aus Sicherheitsgründen darf die Ukraine den Nachnamen der Anfang 20-jährigen Pilotin nicht veröffentlichen, wie es in einem Porträt der "New York Times" über Kateryna heißt. Ihr Vater ist Offizier im ukrainischen Militär und folglich wächst Kateryna auf einem Luftwaffenstützpunkt auf. Mit zehn Jahren darf sie erstmals mit einem Mi-8-Hubschrauber mitfliegen. "Es war so laut und so beängstigend, aber (…) ich wollte fliegen", sagte sie der "New York Times". Danach beschließt sie, Pilotin werden zu wollen.

Mit 16 Jahren bewirbt sie sich an der Nationalen Universität für Luft- und Raumfahrt in Charkiw und wird zum Studium angenommen. Am Anfang habe sie ein Ausbilder gefragt: "Was machst du hier? Das ist nichts für Mädchen. Das schaffst du nicht", wie sie der "New York Times" berichtete. Sie sei die einzige Frau unter 45 Männern in ihrem Jahrgang gewesen.

Nachdem Kateryna ihre Ausbildung zur Pilotin beendet hat, dient sie seit 2023 in der 18. Separaten Brigade der Heeresfliegertruppe. Auch hier arbeitet sie vornehmlich mit Soldaten zusammen. Sie sagte, dass ihre Kollegen ihre Fähigkeiten oft anzweifeln würden. "Das ist in jedem Beruf so, wenn man eine Frau ist - nicht nur in der Armee", sagte sie. "Möglicherweise habe ich das Klischee zerstört."

Knapp ein Jahr lang wartet sie auf ihren ersten Kampfeinsatz. Im September 2024 ist es dann so weit. Die 21-Jährige wird die erste Hubschrauber-Kampfpilotin der Ukraine. Inzwischen ist sie Leutnantin und hat mehr als 30 Kampfeinsätze als Pilotin mit einem Hubschrauber vom Typ Mil Mi-8 geflogen.

"Ich fliege und schaue auf mein Land und denke, wie schön es ist, und dann, wenn wir in das Frontgebiet kommen und ich sehe, wie alles zerstört ist - verbrannt und bombardiert - die Dörfer, Städte, Häuser und Fabriken", sagte sie über ihre Einsätze. "Wie konnten wir im 21. Jahrhundert so weit kommen?"

Bei ihren Einsätzen trägt Kateryna laut "New York Times" die männliche Uniform, da die Armee keine Uniformen für Frauen zur Verfügung stellt. Schon seit 2022 arbeitet die ukrainische Armee daran, Dienstkleidung für Frauen auszugeben. Im November 2022 verspricht der damalige Verteidigungsminister Olexij Resnikow, dass Soldatinnen in der ukrainischen Armee eigens auf sie zugeschnittene Uniformen erhielten, auch eine Maßnahme, um mehr Frauen in die Armee zu holen.

Kateryna Stupnyzka - Heldin der Ukraine

Eine von ihnen ist Kateryna Stupnyzka. Sie stammt aus der Region Riwne, im Nordwesten der Ukraine. Nach ihrem Schulabschluss hatte sich Stupnyzka zur Sanitäterin ausbilden lassen. Im Sommer 2016, sie ist damals gerade 20 Jahre geworden, wird Stupnyzka Sanitäterin beim ukrainischen Militär. Mehrere Jahre arbeitet Stupnyzka beim Sanitätsposten des 3. mechanisierten Bataillons der 14. selbstständigen mechanisierten Brigade in der Stadt Wolodymyr in der Region Wolhynien. Dann greift Russland im Februar 2022 die Ukraine an.

Wenige Tage nach dem russischen Angriff ist Stupnyzka bei den Gefechten um das Dorf Makariw in der Region Kiew als Sanitäterin im Einsatz. Anfang März wird ein Gebäude in Makariw, das den ukrainischen Streitkräften als medizinische Zentrale dient, von russischen Raketen getroffen. Einen Tag später wird Stupnyzkas Leiche aus den Trümmern des Gebäudes geborgen. Am 19. März verleiht der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ihr posthum den Titel "Heldin der Ukraine" - eine Auszeichnung, die bisher nur wenige Frauen in der Ukraine tragen. Laut Medienbericht soll Stupnyzkas Schwester für die ukrainischen Streitkräfte im Krieg gegen Russland kämpfen.

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