Friedrich Merz muss keine Angst haben, als Kanzler hohe Erwartungen zu enttäuschen: Nur 32 Prozent der Deutschen rechnen damit, dass er das Land besser führt als Olaf Scholz. Noch schlechter fällt der Vergleich mit - ausgerechnet - Angela Merkel aus.
Die meisten Deutschen haben weiterhin keine hohe Meinung von dem wahrscheinlich nächsten Bundeskanzler. Das gilt auch für seine Motive: Nur 23 Prozent der Deutschen glauben, dass Friedrich Merz in erster Linie deshalb in die aktive Politik zurückgekehrt ist, weil es ihm um die Interessen des Landes ging. Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa für das Trendbarometer von RTL und ntv.
62 Prozent der Deutschen gehen davon aus, dass Merz in erster Linie in die aktive Politik zurückgekehrt ist, weil er zeigen wollte, dass er eine bessere Politik macht als die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel. An diesem Dienstag wird der Bundestag Merz wahrscheinlich zum Bundeskanzler wählen.
Nach der Bundestagswahl 2002 hatte Merkel Merz vom Posten des Unionsfraktionsvorsitzenden verdrängt; seither gelten sie als Rivalen. Drei Jahre später wurde Merkel Kanzlerin. 2009 verließ Merz den Bundestag. 2021 kündigte er seine Rückkehr in die Politik an. Als CDU-Chef hat er einen deutlich anderen Kurs eingeschlagen als früher Merkel.
Dass es Merz bei seiner Rückkehr in die Politik in erster Linie um die Interessen des Landes ging, vermuten noch am ehesten die Anhänger von CDU und CSU (46 Prozent). Allerdings gehen auch von den Unionsanhängern 45 Prozent davon aus, dass Merz' Rückkehr in die Politik eher durch persönliche Motive begründet war.
Nur ein Fünftel glaubt, dass Merz es besser macht als Merkel
Dass Merz das Land besser regieren wird als Merkel, glauben nur 18 Prozent der Deutschen. 47 Prozent erwarten dagegen, dass er das Land schlechter führen wird als Merkel. 31 Prozent erwarten keinen Unterschied. Auch unter den Anhängern der Union glaubt nur eine Minderheit, dass Merz das Land besser regieren wird als Merkel.
Günstiger für Merz fällt der Vergleich mit Olaf Scholz aus. 32 Prozent der Deutschen glauben, dass Merz besser regieren wird als sein unmittelbarer Vorgänger von der SPD. 25 Prozent gehen davon aus, dass Merz das Land schlechter führen wird. Keinen Unterschied erwarten 39 Prozent. 76 Prozent der Anhänger der Union glauben, dass Merz es besser machen wird als Scholz.
Weniger als die Hälfte der Deutschen glaubt, dass Merz die verschiedenen Interessen innerhalb der künftigen Koalition gut zusammenführen und für ein weitgehend einheitliches Regierungshandeln sorgen kann. Mehr als die Hälfte der Deutschen traut Merz das nicht zu. In dieser Frage hat er allerdings das deutliche Vertrauen der Unionsanhänger.
Auch wenn das Thema Zuwanderung im Themenradar von Forsa mit 6 Prozent abgeschlagen auf den hinteren Plätzen liegt, so hat Merz doch im Wahlkampf einen Schwerpunkt darauf gelegt. Der designierte Bundesinnenminister Alexander Dobrindt hat bereits verstärkte Zurückweisungen ab Mittwoch angekündigt. 40 Prozent der Deutschen glauben, dass es der neuen Bundesregierung gelingen wird, die Zuwanderung von Personen ohne Anrecht auf Asyl nach Deutschland deutlich einzudämmen. 55 Prozent glauben das nicht.
Platz eins im Themenradar nimmt der Krieg in der Ukraine sowie die Sicherheit Europas ein: 53 Prozent der Befragten nennen dieses Thema aktuell als eines der wichtigsten. Die Regierungsbildung folgt mit 42 Prozent auf Platz zwei, die ökonomische Lage mit 34 Prozent auf Platz drei.
Die weiteren Themen: US-Politik allgemein (29 Prozent), US-Zölle (11 Prozent), Papst/Papstwahl (9 Prozent), Naher Osten (7 Prozent), Zuwanderung (6 Prozent), Innere Sicherheit/Gewalt (6 Prozent), Klima/Umwelt (3 Prozent).
Union und SPD legen zu, AfD und BSW verlieren
Trotz der geringen Erwartungen an Merz als Kanzler geht es für die Union im Trendbarometer leicht aufwärts. Auch die SPD gewinnt im Vergleich zur Vorwoche einen Punkt hinzu. AfD und das nicht im Bundestag vertretene BSW verlieren einen Punkt. Damit stehen Union und AfD im Trendbarometer wieder gleichauf.
Konkret könnten die Parteien mit folgendem Ergebnis rechnen, wenn der Bundestag in dieser Woche gewählt würde: CDU/CSU 25 Prozent (Bundestagswahl am 23. Februar: 28,5 Prozent), AfD 25 Prozent (20,8), SPD 15 Prozent (16,4), Grüne 12 Prozent (11,6), Linke 10 Prozent (8,8), BSW 3 Prozent (4,97), FDP 3 Prozent (4,3).
Der Anteil der Nichtwählerinnen und Nichtwähler sowie der Unentschlossenen liegt mit aktuell 21 Prozent weiter über dem Anteil der Nichtwähler bei der vergangenen Bundestagswahl (17,9 Prozent).
Forsa weist darauf hin, dass sich ein möglicher Effekt der Einstufung der AfD als gesichert rechtsextremistisch erst in der kommenden Woche absehen lasse. Das Bundesamt für Verfassungsschutz hatte die AfD am vergangenen Freitag "aufgrund der die Menschenwürde missachtenden, extremistischen Prägung der Gesamtpartei als gesichert rechtsextremistische Bestrebung" eingestuft.
In der Kompetenzfrage legt die Union ebenfalls zu
Auf die Frage, welche Partei mit den Problemen in Deutschland am besten fertig wird, nennen 21 Prozent die CDU/CSU. Das ist ein Punkt mehr als in der Vorwoche. Die AfD erreicht in dieser Frage einen Wert von unverändert 12 Prozent. Der SPD sprechen 8 Prozent der Deutschen politische Kompetenz zu, den Grünen 6 Prozent, den Linken 5 Prozent. 46 Prozent sagen, dass keine Partei mit den Problemen fertig wird.
Die Daten zum RTL/ntv-Trendbarometer wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag von RTL Deutschland zwischen dem 29. April und dem 2. Mai erhoben. Datenbasis: 1503 Befragte. Statistische Fehlertoleranz: plus/minus 2,5 Prozentpunkte. Die Daten zu den Erwartungen an Friedrich Merz und die nächste Bundesregierung wurden am 30. April und am 2. Mai erhoben. Datenbasis: 1000 Befragte. Statistische Fehlertoleranz: plus/minus 3 Prozentpunkte.
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Forsa-Umfragen im Auftrag von RTL Deutschland.
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