Der 21-jährige Lorenz wird in Oldenburg von einem Polizisten erschossen. Die Vorgänge der Nacht werfen Fragen auf, klären soll den Fall die benachbarte Polizeidienststelle. Das sorgt für Zweifel. Grüne und Linke bringen deshalb die Idee einer unabhängigen Behörde ins Spiel.

Nach dem Tod eines jungen schwarzen Mannes in Oldenburg durch Polizeischüsse haben Politiker von Linken und Grünen Konsequenzen gefordert. "Erste Anhaltspunkte lassen Zweifel an der Verhältnismäßigkeit und Rechtmäßigkeit polizeilichen Handelns aufkommen", sagte die Grünen-Innenpolitikerin Lamya Kaddor dem "Tagesspiegel". Es sei daher grundsätzlich richtig, dass die Polizei aus dem Nachbarlandkreis die Ermittlungen übernommen habe, so die Bundestagsabgeordnete.

"Wünschenswert wäre es dennoch, eine unabhängige Behörde neben der Staatsanwaltschaft mit der Aufklärung zumindest mitzubetrauen", sagte Kaddor. Die Linken-Bundestagsabgeordnete Clara Bünger sprach sich für "eine wirklich unabhängige Ermittlungsbehörde mit umfassenden Befugnissen" aus. Widerspruch kam von der CDU und der Gewerkschaft der Polizei (GdP).

"Keine Zweifel an professionellen Ermittlungen"

Ein Polizist hatte in der Nacht zu Ostersonntag fünfmal in Richtung des 21 Jahre alten Lorenz geschossen. Laut Obduktion wurde dieser an der Hüfte, am Oberkörper und am Kopf verletzt. Drei Schüsse trafen ihn von hinten, ein vierter Schuss soll ihn am Oberschenkel gestreift haben. Der 27 Jahre alte Polizist wurde vorläufig vom Dienst suspendiert. Gegen ihn wird wegen Totschlags ermittelt - das übliche Verfahren in solchen Fällen.

"Ich habe keine Zweifel, dass auch hier die Ermittlungen professionell und unparteiisch ablaufen", sagte der CDU-Innenpolitiker Alexander Throm dem "Tagesspiegel". Auch aus Sicht des GdP-Bundesvorsitzenden Jochen Kopelke braucht es "keine explizite unabhängige eigenständige Ermittlungsinstitution neben der Polizei". Polizei und Staatsanwaltschaften träfen "ausreichend Vorsorge, um Interessenkonflikte, Befangenheit oder Intransparenz nicht entstehen zu lassen", sagte Kopelke.

Kritik gibt es allerdings bereits wegen fehlender Aufnahmen von den Bodycams der Einsatzkräfte. "Nach meiner Einschätzung hätte die Kamera in diesem Fall eingeschaltet sein müssen", sagte der Anwalt von Lorenz' Mutter, Thomas Feltes, der "HAZ". Eine laufende Kamera hätte dem Juristen zufolge einen präventiven Effekt haben können.

Dass Polizisten zwar Bodycams trugen, aber nicht eingeschaltet hatten, bezeichnete Rafael Behr von der Akademie der Polizei Hamburg als "Skandal". In der Rückschau seien schon so viele Dinge passiert, für welche die Bodycam hätte Aufklärung bringen können. "Dass das immer noch nicht angeordnet wird, dass die eingeschaltet werden, finde ich tatsächlich skandalös", sagte Behr bei ntv.

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