Der US-Fernsehsender CBS hat einen kritischen Bericht über ein umstrittenes Gefängnis in El Salvador kurz vor der geplanten Ausstrahlung am Sonntag zurückgezogen und damit eine Debatte über politische Einflussnahme ausgelöst. Der Beitrag für die renommierte Sendung „60 Minutes“ sollte von dem Gefängnis CECOT handeln, in das die USA Hunderte von Migranten, zumeist aus Venezuela, ohne Gerichtsverfahren abschieben.
Der demokratische Minderheitsführer im Senat, Chuck Schumer, machte die Regierung von US-Präsident Donald Trump verantwortlich. „Trump und seine milliardenschweren Kumpels versuchen zu bestimmen, was die Leute sehen und hören, um ihre eigene alternative Realität zu schaffen“, schrieb Schumer auf der Plattform X.
Während CBS den Schritt mit zusätzlichem Recherchebedarf begründete, warf die verantwortliche Reporterin Sharyn Alfonsi der neuen CBS-Senderführung eine „politische“ Entscheidung vor. Alfonsi schrieb in einer internen Mitteilung, der Beitrag sei sachlich korrekt und fünfmal geprüft sowie von Juristen und internen Kontrollgremien freigegeben worden. „Den Beitrag nun zurückzuziehen, nachdem jede strenge interne Prüfung erfüllt wurde, ist meiner Ansicht nach keine redaktionelle, sondern eine politische Entscheidung“, zitierte ein CBS-Mitarbeiter aus der Mitteilung.
Alfonsi erklärte zudem, ihr Team habe das Weiße Haus, das Außen- und das Innenministerium um Stellungnahmen gebeten. „Wenn die Weigerung der Regierung, sich zu beteiligen, ein triftiger Grund wird, einen Beitrag zu kippen, haben wir ihnen praktisch einen ,Kill Switch‘ für jede Berichterstattung gegeben, die sie als unbequem empfinden“, so Alfonsi
Bedenken an dem Beitrag hatte die neue CBS-Chefredakteurin Bari Weiss geäußert. Der „New York Times“ zufolge forderte sie unter anderem ein Interview mit einem Vertreter der Trump-Regierung wie Stephen Miller. Einem Insider zufolge soll sie zudem die Bezeichnung „Migranten“ für die abgeschobenen Venezolaner infrage gestellt haben, da diese sich illegal in den USA aufgehalten hätten.
Weiss war erst im Oktober zur CBS-Chefin ernannt worden
Weiss, die früher für die „New York Times“ und des „Wall Street Journal“ gearbeitet hatte und auch für WELT schrieb, war erst im Oktober zur Chefin von CBS News ernannt worden. Ihre Ernennung war umstritten, da sie zuvor weder eine Redaktion für Fernsehnachrichten geleitet noch Nachrichteninhalte für das Fernsehen produziert hatte.
Bei CBS gab es jüngst einen Eigentümerwechsel. Der Mutterkonzern Paramount Skydance entstand im August durch die Übernahme von Paramount durch Skydance Media. Skydance wird von David Ellison geführt, dem Sohn des langjährigen Unterstützers von Präsident Donald Trump, Larry Ellison. Vor der Übernahme hatte Paramount einen Rechtsstreit mit Trump wegen eines „60 Minutes“-Interviews mit der damaligen Vizepräsidentin Kamala Harris mit einer Zahlung von 16 Millionen Dollar beigelegt.
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