Ein US-Präsident mit der „Persönlichkeit eines Alkoholikers“, Vizepräsident J.D. Vance ein „Verschwörungstheoretiker“ und Unternehmer Elon Musk ein „bekennender Ketamin-Konsument“ – ein umfassender Bericht der „Vanity Fair“ mit markigen Zitaten der Stabschefin des Weißen Hauses Susie Wiles sorgte weltweit für Aufsehen.
Direkt nach der Veröffentlichung versuchten hochrangige Trump-Vertreter schnell die Wogen zu glätten und stellten sich hinter Wiles. Donald Trump Jr. nannte die 68-Jährige „effektiv und vertrauenswürdig“. Präsident Trump selbst gab sogar zu, eine „alkoholische Persönlichkeit“ zu haben, was einige in seinem Umfeld überraschte. Der Präsident hat seit Langem eine bekannte Abneigung gegen Alkohol, sein Bruder hatte mit Alkoholismus zu kämpfen. „Ich habe das Glück, dass ich kein Trinker bin“, sagte Trump der New York Post.
Pressesprecherin Karoline Leavitt betonte, dass die Worte der Stabschefin aus dem Zusammenhang gerissen worden seien. Doch hinter vorgehaltener Hand sorgt das Interview im Weißen Haus für Verwunderung, wie „Politico“ berichtet. Das Interview sei „extrem demotivierend“ gewesen, sagte eine dem Weißen Haus nahestehende Person dem US-Medium, das wie WELT zu Axel Springer gehört.
„Warum ausgerechnet Vanity Fair?“, fragte ein anonymer Mitarbeiter des Weißen Hauses. „Sie waren noch nie besonders gut zu uns.“ Wiles selbst bezeichnete den Artikel als „verlogen formulierten Hetzartikel“, bestritt aber nicht, die betreffenden Kommentare abgegeben zu haben.
Viele Trump-Verbündete rätseln deshalb, wie sich Wiles, die stets für ihren politischen Scharfsinn und ihre Loyalität gelobt wurde, so schwerwiegend verkalkulieren konnte. Zudem wird hinterfragt, warum höchste Regierungsmitglieder wie J. D. Vance oder Marco Rubio der „Vanity Fair“ Interviews gegeben haben.
„Ehrlichkeit ist nicht immer die beste Strategie“, so ein hochrangiger Republikaner, der mit den Denkweisen des Weißen Hauses vertraut ist. „Wir haben gesehen, was mit Chefs passiert, die zu weit gehen.“
Dass Wiles wegen der Sache entlassen wird, sei jedoch unwahrscheinlich. „Muss sie sich erklären? Sicher, aber der Präsident mag sie. In einer anderen Regierung … wären Mark Meadows oder Mick Mulvaney längst gefeuert worden oder hätten ihre Rücktrittsschreiben eingereicht“, so der hochrangige Republikaner weiter.
In der Republikanischen Partei soll großer Frust darüber herrschen, dass das Weiße Haus in einer Zeit, in der es seine wirtschaftlichen Erfolge hervorheben müsste, undiszipliniert wirke. „Worüber reden wir eigentlich? Jeffrey Epstein und Venezuela? James Comey? Letitia James?“, wird eine Person aus dem Umfeld des Weißen Hauses zitiert. „Ich denke, ein Großteil davon ist Frustration gegenüber dem Weißen Haus, aber auch ein Großteil ist Frustration gegenüber dem Präsidenten.“
Republikaner sorgen sich um Katastrophe bei Zwischenwahl
Denn die Trump-Regierung muss aktuell mit einer Reihe negativer Schlagzeilen kämpfen: Die Arbeitslosenquote ist gestiegen, Trumps Zustimmungswerte sind gesunken. Wahlniederlagen und die schwache Performance bereiten führenden Republikanern Sorgen um eine potenziell katastrophale Zwischenwahl. Hinzu kommen die Spannungen mit Venezuela. Das Trump-Lager befürchte, von den Ereignissen getrieben zu werden und nicht umgekehrt.
Offen will im Trump-Lager aber niemand seinen Ärger zeigen. So scherzte US-Vize Vance, er glaube nur „an die Verschwörungstheorien, die wahr sind“. Eine Person aus dem Umfeld von Vance und Wiles soll die Bemerkung als „Insiderwitz“ bezeichnet haben, „darüber, dass J.D. alles aus gefühlt 20 verschiedenen Blickwinkeln analysiert“.
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