Frankreichs Ex-Präsident Sarkozy tritt am Dienstag seine Haftstrafe an. Künftig lebt der Politiker auf wenigen Quadratmetern im berühmten Gefängnis "La Santé". Die Haftanstalt in Paris ist bekannt für spektakuläre Ausbrüche und berühmte Ex-Häftlinge.
Die Zelle ist etwa neun Quadratmeter groß, Tisch und Bett sind an den Boden geschraubt und die Toilette hat keinen Deckel: Frankreichs Ex-Präsident Nicolas Sarkozy wird am Dienstag in der Pariser Justizvollzugsanstalt "La Santé" erwartet. Ein Gericht hatte ihn zu fünf Jahren Haft verurteilt, weil Sarkozy nach Ansicht der Richter über Mittelsmänner versucht hatte, libysche Gelder für seinen Präsidentschaftswahlkampf 2007 zu erhalten.
Wegen seines Status als Ex-Präsident wird Sarkozy in einer Einzelzelle untergebracht werden. Das ist in "Santé" nur wenigen vergönnt, die Haftanstalt ist mit 192 Prozent so übermäßig ausgelastet, dass in den meisten Neun-Quadratmeter-Zellen inzwischen Etagenbetten stehen.
Sarkozy ist der erste französische Ex-Präsident seit der Nachkriegszeit und der erste ehemalige Staatschef eines EU-Staates, der hinter Gitter kommt. Aber er ist längst nicht der erste prominente Häftling der "Santé". Dort verbüßten vor ihm schon der Serienverbrecher Jacques Mesrine und Maurice Papon, der die Deportation französischer Juden organisierte, ihre Haftstrafen.
Sarkozy beruft sich auf unrechtmäßig verurteilten Dreyfus
Auch der jüdische Offizier Alfred Dreyfus, der unrechtmäßig wegen Landesverrats verurteilt worden war, war zeitweise dort inhaftiert. Auf ihn berief Sarkozy sich kürzlich noch, als er bei einem Abschieds-Umtrunk für ehemalige Mitarbeiter erneut seine Unschuld beteuerte.
In der "Santé" gab es immer wieder spektakuläre Ausbrüche - etwa von Mesrine, der sich als Wärter verkleidete. Ein anderer Häftling entkam 1986, indem seine Frau ihn mit einem Hubschrauber abholte. Seitdem ist allerdings ein Sicherheitsnetz über den Hof gespannt.
Sarkozy dürfte nicht mit anderen Häftlingen in Kontakt kommen. So solle vermieden werden, dass Fotos von ihm in Haft an die Öffentlichkeit gelangen, hieß es in Justizkreisen. Er bekommt aber regelmäßigen Hofgang, darf Besuch empfangen und telefonieren.
Ungeachtet seiner Verurteilung genießt Sarkozy weiter den Status einer grauen Eminenz der Rechtskonservativen. Justizminister Gerald Darmanin, ein ehemaliger Parteikollege, sagte ihm bereits einen Besuch in Haft zu, um sich vergewissern, dass die Sicherheit des ehemaligen Staatschefs dort gewährleistet sei.
Und auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron empfing Sarkozy wenige Tage vor seiner Inhaftierung. Das Präsidialamt bestätigte das Treffen, nannte aber keine Details dazu. Da er älter als 70 Jahre ist, kann Sarkozy umgehend eine Hafterleichterung beantragen, etwa das Tragen einer elektronischen Fußfessel. Es können allerdings bis zu zwei Monate vergehen, bis darüber entschieden wird.
Sohn Louis ruft zu Solidaritätskundgebungen auf
Sarkozy war im September wegen Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung verurteilt worden. Nach Ansicht der Richter hatte er seine Vertrauten in seinem Namen in Libyen verhandeln lassen, um seinen Präsidentschaftswahlkampf finanzieren zu lassen - und sich nach der erfolgreichen Wahl dafür erkenntlich zu zeigen. Sarkozy habe die Absicht gehabt, "Korruption auf höchstem Niveau vorzubereiten", hieß es in der Urteilsbegründung. Nach Ansicht der Richter floss damals tatsächlich Geld aus Libyen. Es lasse sich jedoch nicht nicht nachweisen, dass es tatsächlich für den Wahlkampf genutzt worden sei.
Der Ex-Präsident beteuert weiterhin seine Unschuld und legte gegen das Urteil Berufung ein. Wegen der "Schwere der Taten" entschieden die Richter jedoch, dass die Haftstrafe nicht bis zum Ende des Berufungsprozesses ausgesetzt wird. Sie gaben ihm lediglich etwas Zeit, um seine Angelegenheiten vor dem Haftantritt zu regeln.
Der Ex-Präsident war bereits im Dezember 2024 wegen versuchter Richterbestechung rechtskräftig zu einem Jahr Haft in Form einer elektronischen Fußfessel verurteilt worden. Aus Altersgründen musste er diese aber nur drei Monate lang tragen. In einem weiteren Verfahren zur Abrechnung seines Wahlkampfs 2012 steht am 26. November das Urteil des höchsten Berufungsgerichts an. Dieses könnte eine weitere einjährige Haftstrafe bestätigen und damit rechtskräftig machen.
Sarkozys Sohn Louis, der politisch noch weiter rechts steht als sein Vater, hat für Dienstag zu Solidaritätskundgebungen vor Sarkozys Pariser Residenz aufgerufen. Er hat inzwischen seine eigene politische Karriere begonnen und befindet sich mitten im Wahlkampf, um Bürgermeister der südfranzösischen Stadt Menton zu werden. So schnell dürfte der Name Sarkozy also nicht aus der französischen Politiklandschaft verschwinden.
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