Es sind die kleinen Gesten, die oft so wichtig sind: Bei dem Gipfeltreffen im ägyptischen Scharm El-Scheich feierte US-Präsident Donald J. Trump seinen bisher größten außenpolitischen Triumph – und der US-Präsident nutzte die Bühne, die er selbst geschaffen hat. Beobachter protokollierten gleich mehrere Momente, in denen der 79-Jährige die versammelten Regierungschefs wie Schulkinder maßregelte und – in seltenen Fällen – auch lobte.
Schlagzeilen machte sein (wie immer kräftiger) Händedruck mit Emmanuel Macron und das anschließende kleine Wortgefecht. Der französische Präsident verschob die symbolische Machtprobe mit dem mächtigsten Mann der Welt dann ins Hinterzimmer: „Lassen Sie uns das hinter verschlossenen Türen klären.“
Deutlich besser als mit dem Franzosen ist bekanntlich Trumps Verhältnis zur italienischen Regierungschefin Giorgia Meloni. Und so versäumte es Donald Trump am Montag auch nicht, die einzige Frau unter den rund 30 beim Gipfeltreffen anwesenden Staats- und Regierungschefs für ihr Äußeres zu loben. „Sie ist eine schöne junge Frau“, sagte Trump in Richtung Meloni.
„Eigentlich darf ich das nicht sagen, denn normalerweise bedeuten solche Äußerungen das Ende einer politischen Karriere. Aber ich gehe das Risiko ein“, sagte Trump inmitten seiner Rede über die Friedensbemühungen im Nahen Osten.
„Sie ist eine wunderschöne junge Frau“, sagte er weiter. Dann drehte Trump sich zu der hinter ihm stehenden italienischen Ministerpräsidentin und sprach die 48-Jährige direkt an: „Es macht Ihnen nichts aus, wenn man Sie schön nennt, stimmt's? Denn Sie sind es.“ Melonis Reaktion beziehungsweise ihr Gesichtsausdruck waren auf den Aufnahmen nicht zu sehen, da der 1,90 Meter große Trump die zierliche Regierungschefin in dem Moment verdeckte.
Anschließend fügte der US-Präsident noch hinzu, die ihm (politisch nahe stehende) rechtspopulistische Regierungschefin sei „unglaublich“: „Und sie respektieren sie wirklich in Italien. Sie ist eine sehr erfolgreiche Politikerin“, so Trump weiter.
Innenpolitisch deutlich mehr unter Druck steht der britische Premier Keir Starmer, der ebenfalls nach Scharm El-Scheich gereist war. Auch er bekam eine persönliche Erwähnung in Trumps ausufernder Rede, doch das, was dann passierte, wird in den sozialen Medien und auch bei einigen Kommentatoren eher als Peinlichkeit verbucht. Die Boulevardzeitung „Daily Mail“ sprach von einem „demütigenden Moment mit Trump“ und schlagzeilte: „Keir Starmer wird auf der Weltbühne (...) verspottet – Der britische Premierminister „dachte, er sei eingeladen worden, zu sprechen“.
Fremdschämen mit Keir Starmer
Trump dankte einer Reihe von Ländern für ihren Einsatz in verschiedenen internationalen Konflikten und schloss seine Ausführungen mit einem Verweis auf Großbritannien. „Wo ist das United Kingdom?“, fragte Donald Trump. Keir Starmer, der hinter ihm stand, hob die Hand und meldete sich. Er wurde dann nach vorn gewunken, namentlich begrüßt und auch als persönlicher „Freund“ bezeichnet.
Der britische Premierminister schien dies aber als eine Art Einladung auf die Bühne misszuverstehen: Er trat nach vorn und blickte aufs Mikrofon, so als sei ihm nun das Wort erteilt worden. Stattdessen sprach Trump jedoch einfach weiter und schickte Starmer gewissermaßen wieder in die zweite Reihe.
Zahlreiche Beobachter in den sozialen Medien verspotteten Sir Keir. Sie sprachen von einem „peinlichen Fehler“, „Fremdscham“ oder lobten den „epischen Moment“. „Trump hat Keir Starmer auf die Bühne gebeten und ihn glauben lassen, er würde ihn zum Sprechen einladen, nur um ihn dann abzuweisen und nach hinten zu schicken! Ich finde es toll!“, jubelte etwa ein User. Andere verbreiteten Screenshots von dem Moment, in dem ausgerechnet Giorgia Meloni sich ein Lachen zu verkneifen schien.
Die Liste der „Friends und Frenemies“ (Freunde und Feinde) von Donald Trump wäre nicht vollständig ohne den ungarischen Premier Viktor Orbán: „Wir haben Ungarn. Wo ist Victor? Wir lieben Victor. Du bist fantastisch. Ich weiß, dass viele Leute anderer Meinung sind, aber ich bin der Einzige, der zählt“, lobte der US-Präsident.
Keine eigene Erwähnung von Donald J. Trump bekam an diesem Montag übrigens der deutsche Bundeskanzler. „Im ägyptischen Ferienort ist Kanzler Merz nur Zuschauer“, hatte auch WELT schon kühl geschlussfolgert.
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