Damit die Bundeswehr auch in Zukunft abhörsicher ist, fließen Milliarden des Sondervermögens in die Digitalisierung des Funkverkehrs. Doch: Die neuen Geräte erweisen sich einem Bericht zufolge bislang als Reinfall. Der Minister soll erst jetzt davon erfahren haben.
Bei der Einführung eines neuen Digitalfunk-Systems für die Bundeswehr gibt es einem Medienbericht zufolge neue Probleme. Der "Spiegel" berichtet über einen ersten Systemtest im vergangenen Mai auf dem Truppenübungsplatz Munster. Der Test sei damals abgebrochen worden, die Geräte seien "nicht truppentauglich", hieß es damals. Dem Bericht zufolge erwies sich die Software zur Bedienung der Geräte als so kompliziert, dass die Soldaten zum Beispiel nur mühselig Funkkreise aufbauen konnten. Weitere Mängel tauchten beim Sprechfunk auf.
Die neuen Probleme könnten laut "Spiegel" zu Verzögerungen bei dem Projekt "Digitalisierung Landbasierte Operationen" (D-LBO) führen, für das mehrere Milliarden Euro aus dem Bundeswehr-Sondervermögen vorgesehen sind. Geplant ist, bis Ende 2027 eine Division des Heers mit den neuen, abhörsicheren Funk-Systemen auszustatten. Nach Informationen des Nachrichtenmagazins arbeitet der Hersteller Rohde und Schwarz gemeinsam mit der Bundeswehr derzeit unter Hochdruck an einem Software-Update für die Funkgeräte.
Die neuen Erkenntnisse sind so gravierend, dass auch der Verteidigungsminister unterrichtet wurde. "In dieser Woche wurde Minister Pistorius erstmals über mögliche Probleme informiert, die zu Verzögerungen führen könnten", sagte ein Sprecher dem "Spiegel". Pistorius habe Rüstungsstaatssekretär Jens Plötner und Generalinspekteur Carsten Breuer angewiesen, die Probleme aufzuarbeiten und Vorschläge von "gegebenenfalls notwendigen Maßnahmen zur zügigen Behebung" vorzulegen, so der Sprecher.
Das Projekt D-LBO wird in Fachkreisen seit dem Start als ambitioniert betrachtet, aber auch als unabdingbar für die schnelle Modernisierung der Bundeswehr. Pistorius hatte noch am 10. September im Bundestag gesagt, laut seinen Informationen aus dem Ministerium gebe es keine Probleme bei dem Projekt. "Letzter Stand ist: Wir sind im Plan", stellte Pistorius fest. Wie der "Spiegel" berichtet, sei seine Hausleitung spätestens seit dem 10. Juni über die Ergebnisse des Systemtests in Munster informiert.
Auch bei der Integration der neuen Geräte in die Fahrzeuge der Bundeswehr gibt es dem Bericht zufolge Verzögerungen. So gelang demnach ein reibungsloser Einbau bislang erst bei rund 30 der gut 200 Fahrzeugtypen, bei mehr als 80 laufen die Arbeiten noch, bei anderen haben die Versuche noch gar nicht begonnen. Bereits 2023 gab es erste Berichte über die Probleme beim Einbau der neuen Funkgeräte.
Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses forderte von Minister Pistorius umgehend Aufklärung. "Minister Pistorius muss dem Ausschuss von den Problemen jetzt schnell und vollständig berichten, Transparenz herstellen und Lösungen aufzeigen", sagte Thomas Röwekamp dem Nachrichtenmagazin. Der CDU-Politiker betonte, die Digitalisierung der Bundeswehr sei "für unsere Verteidigungsfähigkeit und die Sicherheit unserer Soldatinnen und Soldaten existenziell".
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