Eine ungewöhnliche Übung der Bundeswehr hat in dieser Woche die Polizei entlang der deutsch-polnischen Grenze auf den Plan gerufen. In mehreren Orten waren zuvor Flugblätter der Bundeswehr aufgetaucht.

Auf den Zetteln steht: „Dies ist ein Übungsflugblatt der Bundeswehr. Es wurde durch einen unbemannten Heliumballon abgeworfen.“ Und weiter: „Mit diesem Flugblatt übt die Bundeswehr, Menschen auch in schwer zugänglichen Gebieten zu informieren.“ Finder des Blattes werden aufgerufen, sich bei der Truppe zu melden.

Mehrere Schreiben wurden bis tief in das polnische Staatsgebiet getragen. Eine Kommandantin des polnischen Grenzschutzes in Tublice meldete Sichtungen der Flugblätter von Gozdnica bis nach Leknica, was einer Entfernung von etwa 35 Kilometern entspricht. Eine „Vielzahl“ polnischer Bürger habe Sichtungen gemeldet, teilweise bereits am 16. September.

Das rief wiederum die polnischen Ermittler auf den Plan, weil zunächst unklar war, ob es sich tatsächlich um Schreiben der Bundeswehr handelt. Weil weder auf polnischer noch auf deutscher Seite eine Erklärung für den Sachverhalt gefunden werden konnte, schalteten die Polen sogar den Inlandsgeheimdienst ein.

Diesen Freitag äußerte sich schließlich auch das Zentrum Operative Kommunikation der Bundeswehr (ZOpKomBw) und stellte klar, dass es sich tatsächlich um eine Bundeswehrübung handelte.

Im Rahmen des „Truppenübungsplatzaufenthaltes Oberlausitz“ werden jährlich großangelegte Kommunikationsübungen durchgeführt. Dabei werden eigens produzierte Flugblätter per Heliumballon verteilt. Die Ballons steigen bis zu 3000 Meter hoch, bevor die Flugblätter abgeworfen werden.

Pro Stunde können nach Angaben der Bundeswehr bis zu 100 Ballons mit rund 220.000 Flugblättern in die Luft gebracht werden. Da die Windrichtungen allerdings nicht exakt vorhersehbar sind, könne es vorkommen, dass die Blätter deutlich weiter als geplant treiben und wie im aktuellen Fall bis auf polnisches Staatsgebiet, wo sie ohne entsprechende Vorankündigung den Inlandsgeheimdienst auf den Plan riefen.

Aus Bundeswehrkreisen hieß es, dass die Übung nun intern ausgewertet werde. Dazu zähle auch die Frage, ob der Truppenübungsplatz Oberlausitz nahe der polnischen Grenze der richtige Ort für solche Übungen sei. Tatsächlich sollen die Heliumballons im Ernstfall aufsteigen und Flugblätter hinter den Linien des Feindes abwerfen.

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