Mehr als 200.000 Menschen kamen ums Leben, Millionen wurden vertrieben oder flohen. Erst vor sieben Jahren endete der jahrzehntelange Bürgerkrieg in Kolumbien. Teil des Friedensprozesses ist die Einrichtung eines Sondertribunals. Die dortigen Richter haben nun ein erstes Urteil gefällt.
Ein Sondergericht in Kolumbien hat erstmals sieben Anführer der mittlerweile aufgelösten Guerillaorganisation Farc wegen der Entführung Zehntausender Menschen verurteilt. Die 2016 eingesetzte Sondergerichtsbarkeit für den Frieden in Kolumbien sah es als erwiesen an, dass die sieben Angeklagten während des jahrzehntelangen bewaffneten Konflikts mit dem Staat insgesamt 21.396 Entführungen zu verantworten hatten. Mit den Entführungen sollten Lösegelder erzwungen werden, um den bewaffneten Kampf zu finanzieren, Gefangene aus den eigenen Reihen freizupressen und territoriale und soziale Kontrolle auszuüben. Es verurteilte die ehemaligen Rebellenführer, darunter den früheren Guerillachef Rodrigo Londoño alias "Timochenko", zu jeweils acht Jahren Zwangsarbeit.
Das Gericht brauchte mehr als sieben Jahre, um sein Urteil gegen die früheren Farc-Anführer zu fällen. Die Entscheidung sieht unter anderem vor, dass die Verurteilten nach vermissten Opfern des jahrzehntelangen bewaffneten Konflikts suchen und Umweltschutzarbeit leisten müssen. Dabei wird ihre Bewegungsfreiheit eingeschränkt und sie werden mit elektronischen Fußfesseln überwacht. Dabei handelt es sich um die im Friedensvertrag vereinbarten Höchststrafe für Ex-Guerilleros, die mit der Justiz kooperieren. Ein Richter sagte nach der Urteilsverkündung in der Hauptstadt Bogotá, die sieben Angeklagten hätten die Verantwortung für ihre Taten eingestanden.
Das Sondergericht hatte 2016 im Zuge eines historischen Friedensabkommens zwischen der Farc und der damaligen Regierung seine Arbeit aufgenommen. Unter den Entführungsopfern war damals auch die ehemalige Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt, die vor ihrer Befreiung 2008 sechs Jahre lang im Dschungel als Geisel festgehalten worden war.
Kolumbien leidet seit sechs Jahrzehnten unter bewaffneten Konflikten, an denen neben der Armee und linken Guerillagruppen auch rechte Paramilitärs und Drogenbanden beteiligt sind. Die Farc ist die mit Abstand größte Guerilla-Organisation in Kolumbien. Sie hatte in dem südamerikanischen Land 50 Jahre lang Bombenanschläge, Attentate und Entführungen verübt. 220.000 Menschen kamen ums Leben, Millionen wurden vertrieben. Nach dem Abschluss eines Friedensabkommens 2016 legten die meisten Kämpfer der damals größten Guerillaorganisation Farc ihre Waffen nieder. Einige abtrünnige Splittergruppen der Farc blieben allerdings im Untergrund und sind heute vor allem in kriminelle Geschäfte verwickelt.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke