Kinder mit Einwanderungsgeschichte haben in Deutschland nach wie vor schlechtere Bildungschancen. Auch beim Einstieg in Ausbildung und Beruf bestehen für sie große Hürden. Zu diesem Ergebnis kommt der neue „Malteser Migrationsbericht 2025“, den das Walter-Eucken-Institut unter Leitung des Freiburger Ökonomen Lars Feld vorgelegt hat und der WELT vorliegt. Der Bericht, der bereits zum fünften Mal erscheint, will die Migrationsdebatte mit „Fakten statt Stimmungslage“ versachlichen.
Die Zahlen sind eindeutig: Mehr als ein Drittel der Schüler in Deutschland hat inzwischen eine Einwanderungsgeschichte. Doch diese Kinder erreichen seltener einen Schulabschluss. 74 Prozent der Menschen ohne Schulabschluss im Jahr 2023 hatten einen Migrationshintergrund, obwohl nur etwa ein Viertel der Bevölkerung selbst oder mit beiden Eltern eingewandert ist.
Auch bei der Berufsausbildung zeigt sich ein deutlicher Unterschied: Fast die Hälfte der Menschen ohne Berufsabschluss stammt aus Zuwandererfamilien. Zudem schneiden Kinder mit Einwanderungsgeschichte in standardisierten Leistungstests schlechter ab als ihre Altersgenossen ohne Migrationserfahrung.
„Im Vergleich zu ihren Altersgenossen ohne Einwanderungsgeschichte erzielen Kinder mit Einwanderungsgeschichte in Mathematik und Naturwissenschaften schlechtere Ergebnisse. Das darf nicht sein“, sagte Feld der „Bild“-Zeitung. „Wenn wir in diesem Bereich der Sozial- und Bildungspolitik nicht erfolgreich ansetzen, lassen wir ein enormes Potenzial für unser Land einfach brachliegen.“
Als Hauptursachen nennt der Bericht sprachliche Defizite und geringere frühkindliche Förderung. 14 Prozent der Kinder in öffentlich geförderter Kindertagespflege sprechen in ihrer Familie kein Deutsch. Auch die Kita-Quote unterscheidet sich deutlich: 77 Prozent der Drei- bis Sechsjährigen mit Migrationshintergrund besuchen eine Einrichtung, bei Kindern ohne Migrationshintergrund liegt die Quote bei 99 Prozent.
„Wer in Deutschland ohne Schul- oder Berufsabschluss bleibt, hat überdurchschnittlich oft eine Einwanderungsgeschichte. Das darf uns nicht ruhen lassen“, zitiert die „Bild“-Zeitung auch Geschäftsführer der Malteser Werke, Sebastian Schilgen.
Ein Schwerpunkt des Berichts liegt in diesem Jahr auf der Arbeitsmarktintegration. Zwar habe sich seit 2015 viel bewegt – mehr Geflüchtete hätten Beschäftigung gefunden. Doch nach wie vor würden langwierige Anerkennungsverfahren, fehlende Arbeitserlaubnisse und bürokratische Hürden den Zugang zum Arbeitsmarkt bremsen. „Eine unklare Bleibeperspektive darf kein Argument gegen frühe Integration sein“, schreibt Vorstandsvorsitzende des Malteser Hilfsdienstes, Elmar Pankau, im Vorwort des Berichts. „Frühe Integration ist keine Großzügigkeit, sondern eine Investition in die Zukunft.“
Vertreter der Bundesagentur für Arbeit, Caritas und Arbeitgeberverbänden, die im Bericht zu Wort kommen, fordern daher mehr Pragmatismus und die Beschleunigung von Anerkennungsverfahren für ausländische Qualifikationen. Wer arbeiten könne und wolle, solle nicht jahrelang auf Genehmigungen warten. Menschen unterhalb ihres Qualifikationsniveaus zu beschäftigen, sei sowohl für die Betroffenen frustrierend als auch ein Verlust für den Fachkräftemarkt.
Auch der Blick auf die aktuellen Migrationszahlen verdeutlicht die Brisanz: Ende 2024 lebten rund 3,3 Millionen Schutzsuchende in Deutschland. Die Nettozuwanderung sank deutlich: 2024 kamen 419.000 Menschen mehr ins Land als fortzogen sind, nur ein Drittel des Höchstwerts von 2022.
Ursache ist hauptsächlich die rückläufige Zuwanderung aus der Ukraine, der Türkei und Syrien. Gleichwohl bleibt Migration ein zentrales Thema der Innenpolitik. Die neue Bundesregierung unter Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat angekündigt, die Liste sicherer Herkunftsstaaten zu erweitern, den Familiennachzug für subsidiär Schutzberechtigte vorübergehend auszusetzen und die Westbalkanregelung zu begrenzen.
Auch das Thema Sicherheit greift der Bericht auf. Allerdings mit einer deutlichen Warnung. Zwar stiegen die Zahlen in einigen Deliktgruppen, es müsse hierbei aber auf methodische Verzerrungen hingewiesen werden: Schutzsuchende geraten häufiger ins Blickfeld der Behörden, was die Statistik beeinflusst. Ein einfacher Kausalzusammenhang zwischen Fluchtmigration und Kriminalität lasse sich daher nicht feststellen.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke