Der frühere deutsche Spitzendiplomat Wolfgang Ischinger schlägt angesichts des bevorstehenden russischen Großmanövers „Zapad“ in Belarus vor, dass die Nato Beobachter aus Russland, aber auch China und Indien zu Militärmanövern einladen sollte. „Man muss ja nicht alles zeigen, aber das wäre zumindest eine Geste“, sagte er gegenüber „T-online“. In Zeiten des massiven Vertrauensverlustes zwischen Ost und West wäre dies ein erster Schritt zu mehr Vertrauen und gegenseitiger Transparenz.
Mit Blick auf China und das kürzliche Treffen zwischen Putin, Xi und Modi fordert Ischinger eine besser koordinierte Verteidigungsstrategie Europas: „Wir brauchen einen Big Bang“, so der frühere Chef der Münchner Sicherheitskonferenz. Die europäische Verteidigungsstrategie sei „aus amerikanischer Sicht lächerlich“.
Die EU werde aus chinesischer Sicht als „eine Kollektion von altmodischen Zwergstaaten“ wahrgenommen und müsse endlich geeinter handeln. Dies sei möglich, wenn es bei der Produktion von Waffensystemen und der Vergabe von Verteidigungsbudgets „zumindest zum Teil eine europapolitische Grundzielsetzung“ gäbe.
In Bezug auf die neue Nähe zwischen China, Russland und Indien meint Ischinger, dass diese vor allem strategischen Zwecken diene und keineswegs von echtem Vertrauen getragen sei.
„Wenn man hinter vorgehaltener Hand mit Chinesen spricht, dann wird deutlich, welche Vorbehalte man in China gegenüber dem nördlichen Nachbarn Russland hegt“, sagte der ehemalige Botschafter. Insbesondere die sowjetische Drohung mit Atomwaffen im Jahr 1969 habe in China tiefe Spuren hinterlassen und sei bis heute nicht vergessen. Auch zwischen Indien und China gebe es weiterhin ungelöste Grenzkonflikte.
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