Vor allem AfD-Anhänger kritisieren die Entscheidung der Ex-Kanzlerin, 2015 Flüchtlinge in Deutschland willkommen zu heißen. Der Rest der Menschen in Deutschland ist geteilter Meinung über Merkels Entscheidung vor zehn Jahren und die Konsequenzen bis heute, wie eine Forsa-Umfrage zeigt.
Vor zehn Jahren hat die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel Geflüchtete willkommen geheißen und sich dagegen entschieden, die Grenzen zu schließen - und dabei an die Deutschen appelliert: "Wir schaffen das." Merkels Entscheidung damals und die Meinung über die Konsequenzen bis heute spalten die Bundesrepublik, wie eine Forsa-Umfrage im Auftrag von RTL/ntv zeigt.
21 Prozent der Menschen in Deutschland sind rückblickend der Ansicht, Deutschland sei mit dem Zuzug von fast 1,5 Millionen Flüchtlingen zwischen 2015 und 2020 alles in allem gut bis sehr gut fertig geworden. 41 Prozent der Befragten glauben, Deutschland sei damit weniger gut fertig geworden - und 37 Prozent sind der Meinung, das Land sei damit "gar nicht" fertig geworden.
Insgesamt herrscht also die Meinung vor, Probleme mit dem Zuzug der Geflüchteten seien bis heute nur teilweise oder gar nicht gelöst worden. Dass Deutschland mit den zwischen 2015 und 2020 zugezogenen Flüchtlingen gut fertig geworden sei, glauben verhältnismäßig viele Anhänger der Linkspartei (45 Prozent) und insbesondere die der Grünen (60 Prozent). Dass Deutschland damit "gar nicht" fertig geworden sei, denken mit 91 Prozent hingegen fast alle Anhänger der AfD.
Zudem sieht etwas weniger als die Hälfte der Bevölkerung durch den Zuzug der Flüchtlinge seit 2015 Belastungen sowohl im privaten Umfeld als auch im jeweiligen Wohnort. So gaben 40 Prozent der Befragten an, dass es in ihrem privaten Umfeld bis heute Probleme gibt, die auf die Zuwanderung 2015 zurückzuführen seien. 52 Prozent glauben das nicht. Mit 54 Prozent sieht mehr als die Hälfte der Befragten in der eigenen Stadt oder Gemeinde Schwierigkeiten aufgrund der Zuwanderung. In Großstädten mit über 500.000 Einwohnern liegt dieser Wert sogar bei 61 Prozent. 36 Prozent der Menschen in Deutschland sind hingegen der Meinung, es gebe in ihrem Wohnort keine Probleme, die direkt auf die Zuwanderung vor zehn Jahren zurückzuführen sind.
Welche Art von Problemen die Befragten genau sehen, wurde in der Umfrage nicht aufgeführt. Während SPD-, Grünen- und Linken-Anhänger durch den Zuzug überwiegend keine Probleme im Privaten oder in ihrem Wohnort wahrnehmen, sagen viele AfD-Anhänger, es gebe dadurch Schwierigkeiten im persönlichen Umfeld und in ihrer Gemeinde.
Anders bewerten Menschen die Lage, wenn sie dezidiert dazu befragt werden, ob sie aufgrund des Zuzugs ukrainischer Flüchtlinge seit Beginn des russischen Angriffskriegs 2022 Schwierigkeiten in ihrem Wohnort sehen. Hierbei sehen mit 33 Prozent deutlich weniger Befragte Probleme in ihren Kommunen. 53 Prozent antworten, sie sähen keinerlei Probleme.
Auch die Antwort auf die Frage, ob es richtig war, 2015 die hohe Zahl von Flüchtlingen nach Deutschland zu lassen, spaltet die deutsche Bevölkerung. 46 Prozent halten die Entscheidung der damaligen Bundesregierung für richtig, 41 Prozent meinen, man hätte die Menschen an den Grenzen zurückweisen sollen. Unter Anhängern der Grünen (85 Prozent) und SPD (67 Prozent) überwiegt klar die Zustimmung, auch bei der Linken (71 Prozent) gibt es eine deutliche Mehrheit. Die Anhänger der Union hingegen sind in dieser Frage in zwei gleich große Lager gespalten. AfD-Anhänger sehen es fast geschlossen anders: 92 Prozent halten die Entscheidung für falsch, nur 4 Prozent für richtig.
Mit Blick auf die historische Bedeutung der Flüchtlingswelle sind die Menschen in Deutschland ebenfalls geteilter Meinung: 43 Prozent glauben, dass die Flüchtlingskrise Deutschland stärker verändert habe als die Wiedervereinigung, 50 Prozent sehen die Einheit von 1990 als prägender. Besonders AfD-Wähler vertreten mit 88 Prozent die Ansicht, die Flüchtlingskrise habe die Republik stärker geprägt als die Wiedervereinigung.
Exakt die Hälfte der Menschen in Deutschland betrachtet die guten Umfragewerte für die AfD heute als direkte Folge des Flüchtlingszuzugs seit dem Jahr 2015. 48 Prozent führen die Erfolge hingegen auf andere Ursachen zurück. Unter den Anhängern von CDU/CSU (59 Prozent) und AfD (58 Prozent) ist die Überzeugung verbreitet, dass die Flüchtlingskrise ausschlaggebend für den Erfolg der AfD war. Bei SPD- (46 Prozent), Grünen- (33 Prozent) und Linke-Anhängern (27 Prozent) überwiegt dagegen die Einschätzung, dass andere Gründe wie Unzufriedenheit mit der Regierungspolitik oder wirtschaftliche Ängste entscheidender seien. Besonders AfD-Anhänger verbinden ihre Parteibindung also nach wie vor eng mit den Ereignissen nach Merkels Entscheidung vor zehn Jahren.
Die Daten zu Meinungen zu Deutschland zehn Jahre nach der Flüchtlingskrise wurden zwischen dem 22. August und dem 25. August erhoben. Datenbasis: 1006 Befragte. Fehlertoleranz: plus/minus 3 Prozentpunkte.
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Forsa-Umfragen im Auftrag von RTL Deutschland.
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