Der neue Chef des Spitzenverbands der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) schlägt Alarm: „Ohne Reformen fährt die gesetzliche Krankenversicherung mit Ansage gegen die Wand“, sagte Oliver Blatt am Dienstag dem „Handelsblatt“. Die Ausgaben stiegen schneller als die Einnahmen. Bleibe die Politik untätig, könnte der Zusatzbeitrag schon Anfang nächsten Jahres durchschnittlich über drei Prozent liegen.
Derzeit liegt der Zusatzbeitrag im Schnitt bei 2,9 Prozent. Krankenkassen dürfen ihn selbst festlegen. Der allgemeine Beitragssatz liegt derzeit bei 14,6 Prozent, beide Sätze werden je zur Hälfte von Arbeitgebern und Arbeitnehmern getragen.
Von dem von Kanzler Friedrich Merz (CDU) angekündigtem „Herbst der Sozialreformen“ spüre er nichts, sagte Blatt: „Gesundheit wird im Kanzleramt wie ein C-Thema behandelt.“ Den Vorwurf versteckter Leistungskürzungen wies er zurück. „Es gibt keine Strategie, Leistungen durch die Hintertür zu kürzen.“ Auch eine Staffelung der Beiträge nach Lebensstil lehnte er ab: „Zum Beispiel kosten die vielen Meniskus-Operationen im Fußball mehr als ein seltener Paragleitunfall. Deshalb lieber solidarisch bleiben und mit positiven Anreizen arbeiten statt mit Strafen.“
Auch Vorschläge wie Beitragsrückzahlungen für den Fall, dass Menschen in einem Quartal nicht zum Arzt gehen, hält er für falsch: „Das widerspricht dem Solidarprinzip und benachteiligt chronisch und schwer kranke Menschen, die viele Behandlungen brauchen, aber nicht, weil sie ungesund leben“, sagte er.
Reformdruck sieht Blatt auch in der Pflegeversicherung. Für 2025 rechne man dank eines Bundesdarlehens zwar mit einem Plus von rund 500 Millionen Euro. 2026 werde trotz der Hilfen jedoch ein Defizit von 1,1 Milliarden Euro erwartet.
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