Im Gazastreifen leben Hunderttausende Menschen in einem Kriegsgebiet. Ihre Ernährung ist seit Monaten nur eingeschränkt möglich, wenn überhaupt. Viele Menschen haben kaum zu essen. In der Stadt Gaza und Umgebung herrscht nun offiziell eine Hungersnot.

In einem nördlichen Bereich des Gazastreifens ist eine Hungersnot erklärt worden. Die dafür notwendigen Kriterien seien erfüllt, teilte die zuständige IPC-Initiative (Integrated Food Security Phase Classification) mit. Betroffen ist der Regierungsbezirk Gaza, in dem auch die Stadt Gaza liegt: Das Leben von 132.000 Kindern unter fünf Jahren sei wegen Unterernährung bedroht. 41.000 davon würden als besonders bedrohliche Fälle betrachtet, doppelt so viele wie bei der vorherigen Einschätzung im Mai.

Die IPC-Skala ist eine international anerkannte und standardisierte Skala zur Einstufung von Ernährungsunsicherheit und Unterernährung. Sie wurde 2004 für den Einsatz in Somalia entwickelt und wird von zahlreichen Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) unterstützt, darunter Oxfam, Save the Children, das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) oder auch die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO).

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist es das erste Mal, dass in einem Land des Nahen Ostens eine Hungersnot ausgerufen wird. "Ein sofortiger Waffenstillstand und die Beendigung des Konflikts sind von entscheidender Bedeutung, um eine ungehinderte, großangelegte humanitäre Hilfe zur Rettung von Menschenleben zu ermöglichen", teilte die IPC-Initiative mit.

Das israelische Außenministerium widerspricht dieser Darstellung: "Es gibt keine Hungersnot in Gaza", teilt es in einer Stellungnahme mit. Die IPC-Initiative habe einen "gefälschten Bericht veröffentlicht, der auf die falsche Kampagne der Hamas zugeschnitten" wurde.

Kriterien für Erklärung von Hungersnot

Ehe eine Hungersnot erklärt wird, müssen drei Kriterien erfüllt sein: Mindestens 20 Prozent der Haushalte sind von einem extremen Lebensmittelmangel betroffen, mindestens 30 Prozent der Kinder leiden unter akuter Mangelernährung und täglich sterben mindestens zwei Erwachsene oder vier Kinder pro 10.000 Einwohner an Hunger oder aufgrund des Zusammenspiels von Unterernährung und Krankheit. Alle drei treffen zu, wie Jean-Martin Bauer vom Welternährungsprogramm (WFP) bei einer Stellungnahme in Genf erklärte.

Die IPC-Initiative wurde 2004 gegründet. Mitglieder sind knapp zwei Dutzend Organisationen der Vereinten Nationen sowie Hilfsorganisationen.

Die IPC-Skala wird für die Einschätzung von Hungerlagen in aller Welt genutzt. Die Skala enthält fünf Stufen der Ernährungslage in einem Land oder einer Region. Die allerhöchste - und schlimmste - ist Stufe fünf: Katastrophe/Hungersnot. Darunter spricht man von Hungerkrisen. Bislang galt für den gesamten Gazastreifen die Stufe vier: Notfall.

In den vergangenen 15 Jahren wurden nach IPC-Angaben vier Hungersnöte bestätigt: 2011 in Somalia, 2017 und 2020 im Südsudan und zuletzt 2024 im Sudan.

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