Es war Teil des Eklats im vergangenen Februar: Ein rechter Kommentator fragte den ukrainischen Präsidenten Selenskyj, warum er nicht im Anzug im Weißen Haus erscheint. Diesmal wird die Frage Medienberichten zufolge schon im Vorfeld geklärt.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erscheint am Abend Medienberichten zufolge mit einem "Anzug-ähnlichen" Sakko im Weißen Haus - aber keinem kompletten Anzug. Wie das US-Portal Axios mit Verweis auf zwei Quellen berichtet, habe die US-Seite ihre ukrainischen Gegenüber gefragt, ob Selenskyj am Abend im Anzug erscheinen wird.

Den Quellen zufolge wird es bei Selenskyj das gleiche Outfit sein, das er schon beim Nato-Gipfel im Juni in Den Haag getragen hat. Damals war es laut Axios das erste Mal, dass Selenskyj seit Beginn des russischen Überfalls im Februar 2022 etwas Anzug-ähnliches bei einer Auslandsreise getragen hatte. Zuvor absolvierte er sämtliche Treffen mit einem Militärpullover.

In zwei Spitzentreffen im Weißen Haus will US-Präsident Donald Trump heute ab 19.15 Uhr deutscher Zeit mit der Ukraine und den europäischen Verbündeten über den Einstieg in einen raschen Friedensprozess sprechen. Es geht um Vorschläge, über die Trump und Putin bei ihrem Gipfel am vergangenen Freitag in Alaska gesprochen haben. Dabei will der US-Präsident zunächst allein mit Selenskyj sprechen - ein Szenario, das an die unheilvolle Begegnung Ende Februar erinnert, als Trump und sein Vize JD Vance geradezu über den ukrainischen Präsidenten herfielen.

Rechter Kommentator mokierte sich damals

Die diesmalige Kleiderwahl soll ein Fiasko wie vor einem halben Jahr verhindern. Ein Trump-Berater habe der ukrainischen Seite nun gesagt, dass es ein "gutes Signal für den Frieden" sei, wenn Selenskyj einen Anzug tragen würde. Auf eine Krawatte werde er aber verzichten, heißt es in dem Axios-Bericht. Aber: Die US-Seite habe aber gelobt, dass Selenskyj besser darin geworden sei, sich Trump anzupassen.

Im Februar war das noch nicht so. Damals hatte sich auch ein im Oval Office anwesender rechter Online-Kommentator über den Kleidungsstil des ukrainischen Präsidenten mokiert. "Warum tragen Sie keinen Anzug?", fragte Brian Glenn den Staatsmann bei dem Treffen mit US-Präsident Trump, das völlig aus dem Ruder lief. "Sie weigern sich, einen Anzug zu tragen. (...) Besitzen Sie überhaupt einen?"

Selenskyj, der wie üblich in einem Pullover gekleidet war, reagierte mit einer Gegenfrage: "Haben Sie ein Problem damit? Wirklich?", sagte er. Glenn entgegnete, viele Amerikaner störten sich an der fehlenden Würdigung der Räumlichkeiten im Weißen Haus. Der ukrainische Präsident verwies auf den andauernden Krieg in seinem Land: "Ich werde einen Anzug tragen, wenn dieser Krieg vorbei ist. Vielleicht einen wie Ihren, vielleicht einen besseren. Vielleicht einen günstigeren."

Trump selbst hatte bereits bei der Begrüßung Selenskyjs eine Bemerkung über dessen Pullover gemacht und beim Handschlag gesagt, der Ukrainer habe sich "herausgeputzt". Im Oval Office stellten sich die beiden dann ersten Fragen der Presse. Rund 40 Minuten lang verlief das Gespräch in angemessener Atmosphäre, doch die Stimmung heizte sich zunehmend auf - bis sie schließlich kippte. Der Austausch endete abrupt, die Staatsmänner brachen das Treffen ab.

Seit Beginn seiner zweiten Amtszeit hat die Trump-Regierung vermehrt auch rechte Medien zugelassen, die ihn wohlwollend begleiten, jedoch selten mit kritischen Fragen auffallen. Zudem hat das Weiße Haus die Kontrolle darüber übernommen, welche Journalisten im sogenannten Korrespondenten-Pool teilnehmen dürfen, der den US-Präsidenten auf Schritt und Tritt begleitet - eine Aufgabe, die bislang die unabhängige Journalistenvereinigung WHCA übernommen hatte.

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