Der USA-Russland-Gipfel bringt Kremlchef Putin zurück auf das diplomatische Parkett. Ein großer Teil seiner Vorstellungen beschäftigt nun auch Europa und könnte dort für eine heikle Neujustierung sorgen. Keine Bewegung gab es für Moskau bei anderen wichtigen Themen.

Wladimir Putin ist es gelungen, die jahrelangen Versuche des Westens zu durchbrechen, ihn zu isolieren. Zudem konnte er bei dem Gipfel mit Donald Trump in Alaska die US-Position im Ukraine-Krieg zu seinen Gunsten verschieben und die unmittelbare Verhängung neuer Sanktionen abwenden. Allerdings sind Putins strategische Gewinne unsicher und seine wichtigsten wirtschaftlichen Ziele blieben unerfüllt. Er hat einen Erfolg errungen, dessen Dauerhaftigkeit sich erst noch zeigen muss.

Der größte Erfolg für Putin betrifft aber den Ukraine-Krieg. Er überzeugte Trump offenbar, von der bisherigen Forderung nach einem sofortigen Waffenstillstand abzurücken. Stattdessen soll jetzt direkt über eine Friedenslösung verhandelt werden - eine Position, die Moskau seit Langem vertritt. "Die Diskussion wird sich nun nicht auf einen Waffenstillstand, sondern auf das Ende des Krieges konzentrieren. Und auf eine neue Weltordnung. Genau so, wie Moskau es wollte", kommentierte die russische Fernsehmoderatorin Olga Skabejewa.

Hinter den Kulissen untermauerte Putin seine diplomatischen Vorstöße mit konkreten Forderungen vor dem Hintergrund russischer Geländegewinne an der Front. Er ist Insidern zufolge bereit, die Frontlinien in den Regionen Saporischschja und Cherson einzufrieren. Im Gegenzug müsse sich die Ukraine aus den Regionen Donezk und Luhansk vollständig zurückziehen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj lehnt dies ab. Trump übt jetzt aber Druck auf Kiew und Europa aus. Der "New York Times" zufolge sagte Trump europäischen Politikern, ein solcher Kompromiss würde zu einer Einigung beitragen. Nach dem Gipfel sagte Trump, die Ukraine müsse einen Deal machen, "denn Russland ist eine sehr große Macht, und sie (die Ukraine) sind es nicht".

Derzeit kontrolliert Russland fast 114.500 Quadratkilometer oder 19 Prozent des ukrainischen Staatsgebiets. Dies schließt die Halbinsel Krim sowie große Teile im Osten und Südosten des Landes ein. Russische Truppen haben etwa drei Viertel der Regionen Saporischschja und Cherson im Südosten der Ukraine besetzt. Im Donbass trifft dies auf 88 Prozent der Region zu. Dies umfasst die gesamte Region Luhansk und 75 Prozent der Region Donezk. Russland kontrolliert zudem kleine Teile der Regionen Charkiw, Sumy und Dnipropetrowsk. In den Regionen Sumy und Charkiw sind dies etwa 400 Quadratkilometer. Russland hat erklärt, in Sumy eine Pufferzone einzurichten, um die russische Region Kursk vor ukrainischen Angriffen zu schützen.

Nach Informationen des "Wall Street Journal" und anderer Medien hat Trump dem Kremlchef erklärt, dass jede Form von Friedensvereinbarung die Stationierung westlicher Truppen beinhalten werde. Dies habe Putin akzeptiert. Mehrere europäische Staatschefs sprachen zudem von Sicherheitsgarantien für die Ukraine unter Beteiligung der USA. Eigene Soldaten werde Washington aber nicht stellen, militärische Hilfe dagegen wohl doch.

Heikle Neujustierung für europäische Verbündete

Für die europäischen Verbündeten, allen voran Deutschland, bedeutet dies eine heikle Neujustierung. Bundeskanzler Friedrich Merz sagte, die USA seien bereit, Teil von Sicherheitsgarantien für die Ukraine zu sein. Dies deutet darauf hin, dass die USA eine aktive Rolle in einer Nachkriegsordnung anstreben, deren Konturen nun jedoch unter starkem russischen Einfluss verhandelt werden. Jetzt müssen sich zunächst die Ukraine und Europa positionieren. Deren Reaktion auf Trumps erhöhten Druck wird entscheidend sein. Möglicherweise stehen Kiew und seine Partner vor der Wahl, entweder unter ungünstigeren Bedingungen zu verhandeln oder den Krieg mit schwindender US-Unterstützung fortzusetzen.

Am Montag reist der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj zu Trump nach Washington. Begleitet wird er unter anderem von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Kanzler Friedrich Merz. Weitere europäische Staats- und Regierungschef gehören den Angaben zufolge dem Reisetross an.

Trotz dieser Erfolge hat Putin nicht alles bekommen, was er wollte. Den von ihm erhofften Neustart der Beziehungen in der Wirtschaft gibt es nicht. Trump hatte vor dem Treffen gesagt, es werde keine Geschäftsabschlüsse geben, solange der Krieg andauere. Putins mitgereister Finanzminister und der Chef des russischen Staatsfonds, die auf Geschäfte in den Bereichen Arktis, Energie und Technologie hofften, kamen tatsächlich auch nicht zum Zuge. Auch der Aufschub bei den Sanktionen könnte nur von kurzer Dauer sein. Trump deutete an, dass er sich in zwei oder drei Wochen wieder mit der Frage von Strafmaßnahmen gegen China wegen dessen Finanzhilfen für Moskau befassen müsse.

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